Narbonne
(spr. -bónn), Arrondissementshauptstadt im franz.
Departement
Aude, 8 km vom
Mittelländischen
Meer entfernt, ehemals bedeutende
See- und Handelsstadt, seither
aber in ihrer Bedeutung gesunken, weil sich das
Meer und der
Aude zurückgezogen haben, die
Kanäle, die es mit beiden wieder
verbinden,
nur für kleine
Schiffe
[* 2] fahrbar sind und durch die fortdauernden Anschwemmungen
Malaria hervorgerufen wurde. Die
Stadt wird durch den
Kanal
[* 3] von Narbonne
oder la
Robine in zwei Teile (la
Cité und le
Bourg) geteilt, steht durch
diesen
Kanal mit dem
Mittelländischen
Meer, dem
Aude und dem
Canal du Midi in
Verbindung und liegt an der von
Toulouse
[* 4] kommenden
Südbahn, welche sich hier nach
Cette und
Perpignan verzweigt.
Von den mittelalterlichen Bauwerken der Stadt sind die unvollendete gotische
Kathedrale
St.-Just und die
Kirche St.-Paul, beide aus dem 13. Jahrh., und das burgartige Stadthaus (früher erzbischöflicher
Palast) zu erwähnen. Die ehemaligen Festungswerke wurden neuerdings abgetragen. Narbonne
hat (1886)
25,067 Einw., welche sich mit der Gewinnung des von alters her berühmten
Honigs, mit Weinbau,
Branntweinbrennerei,
Färberei, Fabrikation von
Kerzen,
Hüten etc. und
Handel mit den erwähnten
Produkten sowie mit
Getreide
[* 5] beschäftigen. Als
Hafen
dient das an der Mündung des
Kanals von Narbonne
ins
Mittelländische Meer gelegene
Port de la Nouvelle (s. d.). Narbonne
hat ein
Handelsgericht,
eine hydrographische
Schule, ein
Seminar, eine
Bibliothek, ein
Museum, welches die in der Umgegend gefundenen
Altertümer, ferner Gemälde,
Fayencen,
Münzen
[* 6] etc. enthält. - Narbonne
ist der Geburtsort
Varros und des Altertumsforschers
Montfaucon.
Die Stadt hieß ursprünglich Narbo Martius nach dem Römer [* 7] Martius, der daselbst 118 v. Chr. die erste außeritalische Bürgerkolonie gründete, später auch Narbona und war die Hauptstadt von Gallia Narbonensis und Sitz des Prokonsuls. Sie ward 412 von den Westgoten erobert, von Aetius diesen bald wieder abgenommen, aber 462 deren Reich wieder einverleibt. 508 eroberten sie die Burgunder. Um jene Zeit eine der ansehnlichsten Städte Septimaniens, fiel sie mit dem westgotischen Reich 720 an die Araber, welche sie zu einem Hauptwaffenplatz machten.
Die
Blüte
[* 8] ihres
Handels wurde allmählich dadurch vernichtet, daß das Flüßchen
Aude den fast 20 km landeinwärts vom
Strand
liegenden
Hafen verschlammte.
Karl
Martell versuchte 738 vergebens die
Eroberung der Stadt, welche erst seinem Sohn
Pippin 759 gelang.
Nach dem
Verfall der fränkischen Herrschaft war Narbonne
eine Zeitlang im
Besitz der
Grafen von
Toulouse, die
davon den Herzogstitel annahmen; dann ging es an die
Grafen von
Septimanien über, die es durch adlige
Vidames oder Viguirs
verwalten ließen. Die
Würde der letztern ward 1080 erblich, und
Berengar du
Pelet nannte sich daher Vicomte von Narbonne.
Der
letzte Vicomte verkaufte die Stadt an
Gaston IV., und dessen Enkel
Gaston von
Foix überließ sie gegen das Herzogtum
Nemours 1507 der
Krone.