Naquet
(spr. -kä), Alfred, franz. Politiker, geb. zu Carpentras, studierte Medizin, wurde 1863 Professor an der medizinischen Fakultät in Paris, [* 2] nahm an der radikalen Parteibewegung, welche gegen das Kaiserreich heftige Opposition machte, eifrigen Anteil und ward als Mitglied geheimer Gesellschaften 1867 zu 15 Monaten Haft verurteilt. 1869 wegen eines Buches: »Religion, propriété, famille« (neue Ausg., Brüssel [* 3] 1877), wiederum zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, flüchtete er nach Spanien, [* 4] kehrte 1870 zurück, war bei der Revolution vom 4. Sept. mit thätig und folgte der Delegation nach Tours. [* 5] 1871 in die Nationalversammlung gewählt, gehörte er zur äußersten Linken. Seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer, agitierte er besonders für Einführung der Ehescheidung (er lebt von seiner eignen Frau getrennt), hielt viele öffentliche Vorträge ¶
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über diese Frage und brachte 1879 auch einen Gesetzentwurf in der Kammer ein, welcher die schon 1792 bis 1806 erlaubte Ehescheidung
in Frankreich wieder einführte und nach langen Kämpfen 1884 angenommen ward. Naquet
ist seit 1882 Senator. Er schrieb noch: »Principes
de chimie fondés sur les théories modernes« (mit Hanriot, 4. Aufl.,
Par. 1882, 2 Bde.);
»De l'atomicité« (1868);
»La république radicale« (1873) und »Le [* 7] divorce« (1877, 2. Aufl. 1881).