Titel
Napoleon
,
1) Napoleon
I.
Bonaparte,
Kaiser der
Franzosen, geboren zu
Ajaccio auf der
Insel
Corsica
[* 2] nach der gewöhnlichen
Annahme (während neuere Geschichtschreiber behaupten, daß Napoleon
den
Geburtstag mit seinem
Bruder
Joseph getauscht habe und daher geboren sei), Sohn von Carlo
Bonaparte (s. d.) und der
Lätitia
Ramolino, wurde auf
Betreiben seines
Vaters, der sich nach der Besetzung
Corsicas durch
Frankreich der französischen
Regierung angeschlossen hatte, 1779 in
die
Kriegsschule zu
Brienne aufgenommen, wo er sich ganz von seinen
Kameraden abschloß und
nur für
Mathematik
und Geschichte
Interesse zeigte.
Nachdem er auf der
Kriegsschule zu
Paris
[* 3] 1786 die
Prüfung bestanden, ward er Unterleutnant im
Regiment
Lafère, das in
Valence,
dann in
Paris,
Douai und
Auxonne in
Garnison stand. Die bedrängte
Lage seiner
Familie nach dem frühen
Tod
seines
Vaters (1785) nötigte ihn
zu der einfachsten Lebensweise, deren
Grundsätze er in dem
»Discours sur les vérités et
les sentiments qu'il importe le plus d'inculquer aux hommes pour leur bonheur«, der Beantwortung einer Preisfrage
der
Lyoner
Akademie, niederlegte; die
Arbeit erhielt nicht den
Preis, und Napoleon
suchte sie später zu beseitigen.
Beim Ausbruch der Revolution 1789 war er Premierleutnant in Grenoble [* 4] und begab sich bei der Auflösung der Armee nach Corsica, wo er sich anfangs dem Vorkämpfer der corsischen Freiheit, Paoli, anschloß und deren Sache in dem Brief an Matteo Buttafuoco (1791) in leidenschaftlicher Sprache [* 5] verteidigte; da er aber seinen Ehrgeiz nicht befriedigt fand und wegen jenes Briefs als Offizier abgesetzt wurde, ging er 1792 nach Paris, wo er durch die Protektion einflußreicher Gönner seine Wiederanstellung erlangte, und war hier Zeuge des Sturzes der Monarchie durch die Ereignisse des 20. Juni, 10. Aug. und Hierbei empfand er weder Mitgefühl mit dem Königshaus, dem er und seine Familie zu großem Dank verpflichtet waren, noch Begeisterung für die revolutionären Ideen, sondern nur Verachtung über die Schwäche der Regierung; aber er erkannte zugleich, daß die hereinbrechende Anarchie seinem Ehrgeiz die freieste Bahn und das höchste Ziel biete.
Daher sagte er sich vom corsischen Patriotismus los, wählte Frankreich zu seinem Vaterland und machte im Mai 1793 einen freilich vergeblichen Versuch, durch Überrumpelung der Citadelle von Ajaccio diese Stadt den Franzosen zu erhalten. Von den Corsen als Vaterlandsverräter geächtet, schrieb er im Juli 1793 »Le [* 6] souper de Beaucaire« (Avignon 1793), worin er Paoli schmähte, die Insurrektion der südlichen Departements verurteilte, den Staatsstreich der Bergpartei gegen die Gironde rechtfertigte und die stärkste Partei für die zur Herrschaft berechtigte erklärte.
Die Schrift war bezeichnend für seinen Charakter, der neben höchster Willenskraft und Thätigkeit einen bei seiner Jugend auffälligen völligen Mangel an Idealismus und sittlichen Grundsätzen, dagegen kälteste Berechnung zeigte. Nicht lange nachher glückte es ihm, die Aufmerksamkeit der Machthaber auf sich zu ziehen. Als er im Herbst 1793 seinen Landsmann, der Konventskommissar bei der Belagerungsarmee vor Toulon [* 7] war, besuchte, erkannte er, daß die Erstürmung des Forts Mulgrave und die Besetzung des Vorgebirges L'Eguillette die Engländer zur Räumung des Hafens zwingen müsse, und führte, als Bataillonschef mit dem Oberbefehl betraut, 18. Dez. das Unternehmen aus, worauf die englische Flotte absegelte und die Stadt sich ergab.
Der Lohn für die Einnahme von Toulon war seine Ernennung zum Brigadegeneral der Artillerie Nachdem er die Mittelmeerküsten befestigt hatte, ward er im März der italienischen Armee zugeteilt, welche nach einem von ihm entworfenen Plan im April die Piemontesen aus den Seealpen verdrängte, aber dann, da er mit dem jüngern Robespierre befreundet war, in den Sturz Robespierres verwickelt, des Verrats angeklagt und verhaftet. Zwar wurde er wieder freigelassen, aber Anfang 1795 zur Armee in der Vendée versetzt und, da er sich weigerte, dorthin zu gehen, von den Listen der Armee gestrichen (Juli 1795).
Ohne
Vermögen, niedergedrückt von seiner
Armut, lebte Napoleon
eine Zeitlang zu
Paris in völliger Zurückgezogenheit,
nur vorübergehend im topographischen
Büreau des
Kriegsministeriums beschäftigt, bis ihm der
Aufstand vom 13.
Vendémiaire
die ersehnte
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Gelegenheit bot, emporzukommen. Auf Empfehlung Barras' mit dem Oberbefehl der zum Schutz des Konvents zusammengezogenen Truppen betraut, schlug er durch Kartätschenfeuer den Angriff der insurgierten Sektionen auf die Tuilerien ab, ward vom Konvent als »Retter der Versammlung, der Republik und des Vaterlandes« begrüßt, 16. Okt. zum Divisionsgeneral und Kommandeur der Armee des Innern und zum Oberbefehlshaber der italienischen Armee ernannt. Nachdem er sich 9. März mit Josephine, der erheblich ältern Witwe des Generals Beauharnais, deren Gönner Barras war, vermählt hatte, übernahm er 26. März in Nizza [* 9] den Befehl über das 37,000 Mann starke, kriegsmutige Heer, versprach ihm in einer schwungvollen Proklamation Ruhm und Reichtümer und begann den glänzenden Feldzug in Italien, [* 10] der sein Feldherrngenie im strahlendsten Licht [* 11] zeigte.
Nachdem er durch die Gefechte von Millesimo (13. April) und Dego (14. April) die Österreicher und Piemontesen getrennt hatte, schlug er die letztern bei Ceva und Mondovi (20. u. 21. April) und zwang den König von Sardinien [* 12] zu einem Waffenstillstand (28. April). Die Österreicher besiegte er bei Fombio, erstürmte die Brücke [* 13] von Lodi (10. Mai) und zog 15. Mai unter dem enthusiastischen Jubel des Volkes, das ihn als Befreier begrüßte, in Mailand [* 14] ein. Während er selbst Einfachheit und Strenge der Sitten sowie Unbestechlichkeit zur Schau trug, kettete er Soldaten und Offiziere durch Siegesruhm und Beute immer fester an sich und machte sich durch die hohen Kontributionen, die er den eroberten Ländern auflegte und nebst den wertvollsten Kunstschätzen nach Paris schickte, dem Direktorium unentbehrlich. Ende Mai brach er von neuem gegen die Österreicher auf, drängte sie hinter die Etsch zurück und belagerte Mantua; [* 15] seinen Rücken sicherte er sich durch Besetzung der Romagna und einen Einfall in Toscana. Einen Angriff Wurmsers schlug er bei Castiglione (5. Aug.) und bei Bassano (8. Sept.) zurück und schloß denselben in Mantua ein, dessen Entsatz er durch die Siege bei Arcole (15.-17. Nov.) und bei Rivoli vereitelte, und das sich 2. Febr. ergeben mußte.
Nachdem er durch einen raschen Vorstoß in die Marken den Papst zum Frieden von Tolentino (19. Febr.) gezwungen, drang er ohne Rücksicht
auf die Gefährdung seiner Rückzugslinien durch Friaul, Krain
[* 16] und Kärnten bis nach Steiermark
[* 17] vor und erzielte
durch diese Kühnheit auch den Präliminarfrieden von Leoben (18. April), in welchem Österreich
[* 18] gegen Überlassung Venetiens die
Lombardei und das linke Rheinufer abtrat, und der am 17. Okt. im Frieden von Campo Formio bestätigt wurde, nachdem Napoleon
in
gewaltthätigster Weise der Republik Venedig
[* 19] ein Ende gemacht hatte.
Mit berechneter Bescheidenheit entzog sich Napoleon
nach seiner Rückkehr nach Paris (5. Dez.) der Neugier und den Huldigungen des Publikums.
Nur im Luxembourg wurde eine Begrüßungsfeier veranstaltet, bei der Talleyrand eine schmeichlerische Rede hielt, und Napoleon
der
Sitz Carnots im Institut eingeräumt. Anfang 1798 übernahm er die Leitung der Vorbereitungen zu einer
Landung in England, erklärte aber bald dem Direktorium die Unausführbarkeit derselben und schlug die abenteuerliche Unternehmung
nach Ägypten
[* 20] (s. Ägyptische Expedition) vor, zu der das Direktorium auch seine Zustimmung gab, um den allzu mächtigen General
zu entfernen.
Unruhiger Ehrgeiz und Thätigkeitstrieb, die Hoffnung, auf dem morschen Boden des Orients rasch leichte und
glänzende Erfolge zu erzielen, welche die Phantasie der
Franzosen erregten und seine Popularität vermehrten, endlich nicht
am wenigsten die Berechnung, daß Frankreich und seine Regierung durch Unglücksfälle in neuen Kriegen während seiner Abwesenheit
seine Unentbehrlichkeit erkennen und ihn als den Retter und Befreier zurückrufen würden, das waren
wohl Napoleons Beweggründe, während die Vernichtung der englischen Macht in Indien und der Sturz der Türkei
[* 21] seinem Geist wohl
vorschweben mochten, die Verwirklichung dieser gigantischen Pläne aber noch nicht schärfer ins Auge
[* 22] gefaßt war. Am verließ
Napoleon
mit der Expedition Toulon, bemächtigte sich durch einen Handstreich Maltas und landete 30. Juni Alexandra.
Nachdem er 6. Juli die Mamelucken bei den Pyramiden von Gizeh geschlagen, hielt er 25. Juli seinen Einzug in Kairo. [* 23] Da die Vernichtung der französischen Flotte bei Abukir (1. Aug.) ihn von Europa [* 24] abschnitt, und er Angriffe der Türken gewärtigen mußte, beschloß er im Februar 1799, ihnen durch einen Einfall in Syrien zuvorzukommen, und drang bis Akka (St.-Jean d'Acre) vor, sah sich aber, da 14 Stürme auf Akka von den Engländern und Türken abgeschlagen wurden und die Pest in seinem Heer wütete, genötigt, im Mai den Rückzug anzutreten. In Ägypten warf er 25. Juli bei Abukir ein türkisches Landungsheer zurück, dann aber ließ er, von den Unfällen der Franzosen in Italien und am Rhein und von der unsichere Stellung des Direktoriums unterrichtet, sein Heer im Stiche und schiffte sich mit seinen vertrautesten Offizieren 22. Aug. auf zwei Fregatten heimlich ein. Unbemerkt von den Engländern, gelangte er nach Frankreich und landete in Fréjus.
Das französische Volk begrüßte ihn als Retter des in Auflösung begriffenen Staats. Seine Reise nach Paris, wo er 16. Okt. eintraf,
glich dem Einzug eines lang ersehnten Herrschers in sein Reich. Das Direktorium wagte nicht, ihn wegen
seiner eigenmächtigen Rückkehr zur Rede zu stellen. Napoleon
war entschlossen, sich der Gewalt zu bemächtigen; »das Volk will und
braucht einen Herrn«, äußerte er zu seinen Vertrauten. Sofort begannen die Verschwornen, zu denen außer Napoleons Brüdern,
Joseph und Lucian, Sieyès, Talleyrand und Fouché sowie die meisten Generale gehörten, die Vorbereitungen
zum Umsturz der Direktorialregierung, der am 18. Brumaire (9. Nov.) erfolgen sollte. An diesem Tag wurde von dem zum Teil eingeweihten
Rate der Alten der Rat der Fünfhundert nach St.-Cloud verlegt und Napoleon mit dem Oberbefehl über die Truppen der Hauptstadt
beauftragt. Barras ward von Talleyrand zum Verzicht bewogen, die beiden Direktoren Moulins und Gohier von Moreau gefangen gehalten.
Am 19. Brumaire (10. Nov.) rückte. Napoleon mit 8000 Mann nach St.-Cloud, besetzte die Zugänge zum Sitzungssaal der Fünfhundert,
trat selbst in denselben und hielt eine verworrene Rede, in der er von einem großen Komplott der Parteien
redete und die höchste Gewalt für sich forderte, die aber wirkungslos blieb. Er verließ den Saal und erschien wieder mit
einigen Grenadieren. Nun aber erhob sich ein großer Tumult: die Deputierten umringten Napoleon, überhäuften ihn mit Schmähungen
und schüttelten ihn am Kragen, so daß er fassungslos und fast ohnmächtig von den Grenadieren aus dem
Saal geschleppt werden mußte. Der Staatsstreich wäre gescheitert ohne die Entschlossenheit Lucian Bonapartes, der Präsident
der Fünfhundert war. Statt, wie die Versammlung forderte, die Acht über Napoleon aussprechen zu lassen, rief er von neuem die
Truppen herbei, ließ die Deputierten mit
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gefälltem Bajonett verjagen und am Abend von 30 Mitgliedern eine Dankadresse an Napoleon und die Truppen beschließen, 67 Mitglieder für ausgestoßen erklären, beide Räte bis zum vertagen und eine Kommission zur Revision der Verfassung sowie ein provisorisches Konsulat, aus Napoleon, Sieyès und Roger Ducos bestehend, erwählen. Der Rat der Alten erteilte diesen Beschlüssen seine Genehmigung, und nachts 12 Uhr [* 26] leisteten die drei Konsuln vor beiden Räten den Eid.
Durch die Verfassung des Jahrs VIII, welche bereits im Dezember 1799 verkündet wurde, erhielt Napoleon unter dem Titel eines Ersten Konsuls auf zehn Jahre die volle Gewalt eines konstitutionellen Fürsten; die beiden andern Konsuln, Cambacérès und Lebrun, hatten nur eine beratende Stimme. Durch Besetzung der zahlreichen Staatsämter mit seinen Anhängern belohnte er seine alten und gewann neue. Seine Wohnung verlegte er in die Tuilerien und bildete einen glänzenden Hof. [* 27]
Der Mehrzahl der Emigranten wurde die Rückkehr gestattet und der Krieg in der Vendée durch kluge Maßregeln beendet. Fouché organisierte eine furchtbare Polizei, welche die Tagespresse unterdrückte und die Parteien sprengte. Die innere Verwaltung wurde nach dem Prinzip mechanischer Zentralisation, wie sie dem mathematisch angelegten Geist Napoleons entsprach, umgeformt und war eine Hierarchie von einander übergeordneten Diktaturen, die in der des Ersten Konsuls gipfelten. Napoleon handhabte diese Maschine, [* 28] die allmählich das ganze geistige und materielle Leben der Nation regelte, mit überlegener Intelligenz und verlieh ihr den Anschein einer genialen Schöpfung, während sie jede Selbständigkeit und individuelle Thatkraft erstickte und der politischen Bildung der Nation höchst nachteilig geworden ist.
Gleichwohl befestigte sich die neue Regierung rasch und ohne Widerspruch, da das Volk den politischen Aufregungen überdrüssig war. Zudem, verschaffte ihm Napoleon durch überraschende Erfolge einen ehrenvollen, vorteilhaften Frieden. Nachdem England und Österreich die angebotene Versöhnung zurückgewiesen hatten, überschritt Napoleon im Mai 1800 den Großen St. Bernhard und siegte in der Schlacht bei Marengo [* 29] (14. Juni), worauf die Österreicher Italien bis zum Mincio räumten. Nach dem Sieg Moreaus bei Hohenlinden (3. Dez.) schloß Österreich den Frieden von Lüneville, und nachdem Napoleon Ägypten preisgegeben und dadurch den Frieden mit der Pforte ermöglicht hatte, verstand sich auch England zum Frieden von Amiens [* 30]
Die Stiftung der Ehrenlegion und das Konkordat mit dem Papst verstärkten die Macht des neuen Regiments über das Volk, so daß Napoleon es wagen konnte, sich durch ein Plebiszit (3 Mill. Stimmen gegen wenige tausend) zum Konsul auf Lebenszeit wählen zu lassen; doch hielt er es auch für nötig, seine Gegner einzuschüchtern und der Opposition jede Möglichkeit, sich geltend zu machen, zu rauben. Die Mitglieder der gemäßigten Opposition im Tribunat und im Gesetzgebenden Körper wurden im Januar 1802 ausgestoßen und durch Offiziere und Beamte ersetzt und durch Verfassungsänderungen jede Kontrolle der Regierung des Konsuls beseitigt. Ein Attentat auf Napoleon gab den Anlaß, eine Anzahl Jakobiner hinzurichten und 130 Republikaner zu deportieren.
Eine royalistische Verschwörung wurde durch Verhaftung ihrer Häupter, Cadoudal und Pichegru (März 1804), unschädlich gemacht, wobei sich Napoleon auch eines verhaßten Nebenbuhlers, Moreaus, durch Verbannung entledigte; noch schärfer traf er die Familie Bourbon und setzte er die Welt in Schrecken durch die feige Mordthat an dem Herzog von Enghien deren Verantwortung trotz aller Heuchelei und Lügen Napoleons selbst und seiner Helfershelfer allein auf Napoleon fällt.
Unter dem erschütternden Eindruck dieser Ereignisse, unter den Glückwünschen und Ergebenheitsbezeigungen der Beamten und Staatskörper zu Napoleons glücklicher Errettung, beantragte der Senat in einer Adresse an Napoleon, die höchste Gewalt in Napoleons Familie erblich zu machen. Napoleon nahm den Antrag 25. April an, und nachdem Tribunat und Gesetzgebender Körper ihre Zustimmung gegeben, ward Napoleon in Paris zum erblichen Kaiser der Franzosen proklamiert.
Das darauf veranstaltete Plebiszit bestätigte die Thronerhebung mit 3,572,329 Stimmen. Am fand die Kaiserkrönung, zu der Papst Pius VII. nach Paris kam, unter großem Pomp in der Kirche Notre Dame statt, nachdem sich Napoleon zu seinem Ärger 1. Dez. auf Verlangen des Papstes mit Josephine hatte kirchlich trauen lassen müssen; Napoleon rächte sich, indem er den Papst eine Stunde warten ließ und ihm im Augenblick der Krönung die Krone entriß, um sie sich selbst aufzusetzen. Am folgte dann im Dom zu Mailand die Krönung mit der Eisernen Krone der Lombardenkönige.
Die Errichtung der neuen Monarchie hatte die Steigerung des Despotismus im Innern zur Folge; auch die geistige Freiheit wurde unterdrückt, der Unterricht der Jugend durch den geradezu gotteslästerlichen, aber von einem Kardinallegaten approbierten »Catéchisme impérial« vergiftet, die Presse [* 31] durch die brutalsten Maßregeln geknebelt. Nach außen handelte er ganz nach Willkür und riß die Nation in seine Eroberungspolitik fort. Sein heißester Wunsch war, England zu demütigen.
Nachdem die Besetzung Hannovers (1803) wirkungslos geblieben, bereitete er in Boulogne eine Landung vor, die sich indes schließlich wegen der Mangelhaftigkeit seiner Kriegsflotte als unausführbar erwies. Die Bildung einer neuen Koalition gegen seine gewaltthätige Politik besonders in Italien, welche Pitt im August 1805 zu stande brachte, und welche aus England, Österreich, Rußland und Schweden [* 32] bestand, befreite ihn von der beschämenden Notwendigkeit, die Unmöglichkeit seines Landungsplans einzugestehen.
Mit dem kriegsbereiten Heer von 200,000 Mann warf er sich nach Süddeutschland, zertrümmerte das Heer Macks und zwang den Rest zur Kapitulation von Ulm [* 33] (17. Okt.), zog 13. Nov. in Wien [* 34] ein und schlug in der Dreikaiserschlacht von Austerlitz [* 35] (2. Dez.) die verbündeten Österreicher und Russen; schon 26. Dez. schloß Österreich den Preßburger Frieden, in dem es Napoleon Deutschland [* 36] und Italien preisgab. Napoleon verfügte nun ganz nach seinem Belieben über diese Länder: sein Stiefsohn Eugen Beauharnais wurde Vizekönig von Italien, sein Bruder Joseph König von Neapel, [* 37] sein Bruder Ludwig König von Holland, sein Schwager Joachim Murat Großherzog von Berg; seine Schwester Elise erhielt Lucca, [* 38] Massa und Carrara, seine Schwester Pauline Guastalla. Ein Familienstatut vom erklärte Napoleon zum Haupte der Bonaparteschen Familie und sämtliche Glieder [* 39] derselben nebst ihren Herrschaften zu seinen Vasallen. In Deutschland gründete er den Rheinbund (s. d.), dessen Protektorat er übernahm. Er verfügte unbeschränkt über die militärischen Kräfte desselben, mischte sich aber auch in die ¶
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Napoleon,
1) Napoleon I. Bonaparte, Kaiser der Franzosen.
Vgl. Welschinger, Le divorce de Napoléon (Par. 1889). -
Das Leben des kaiserlichen Prinzen ¶
mehr
Napoleon Eugène Louis Jean Joseph (Napoleon IV.) beschrieb Graf d'Hérisson (»Le prince impérial«, Par. 1890).