[* 1] (Ungues), dünne, weißliche, durchscheinende Hornplatten von gebogener Gestalt und ziemlicher
Härte an der
Rückenseite der letzten
Finger- und Zehenglieder der meisten
Wirbeltiere. Sie sind nichts als
Stücke der
Oberhaut, gehen daher
an ihren Rändern in diejenige der benachbarten Hautstellen über, liegen aber in einer besondern Vertiefung
der
Lederhaut, dem sogen. Nagelbett. Die Nagelwurzel ist der hintere dünnere und weichere Teil
der Nägel, welcher in einem
Falz
[* 2] der
Lederhaut verborgen liegt, so daß er beim
Menschen aus diesem nur als ein weißer, halbmondförmiger
Fleck (lunula) hervorsieht. In ihrem feinern
Bau weichen die Nägel nur unwesentlich von der übrigen
Oberhaut
(s.
Haut)
[* 3] ab, bestehen daher aus einer äußern
Horn- und einer innern
Schleimschicht.
Beim Wachstum des
Nagels verändert die letztere ihre
Lage nicht, wohl aber die
Hornschicht, welche beständig nach vorn geschoben
wird und sich zugleich verdickt. Wie die
Oberhaut und die ihr angehörigen
Haare
[* 4] sind auch die Nägel gefäß-
und nervenlos, daher unempfindlich. Doch sind sie für die Feinheit des
Gefühls der
Finger und
Zehen von sehr großem Belang,
da ein
Druck; welcher auf die Tastwärzchen der
Haut an den Fingerspitzen wirkt, in dem festen
Nagel einen Gegendruck findet
und die Einwirkung des
Druckes auf die Nervenenden nur um so sicherer wird.
Die Nägel können beim
Menschen bis zu 5
cm lang werden. Zu ihrer gänzlichen Erneuerung sind an den
Fingern 120-140, an den
Zehen
180-300
Tage (an der großen
Zehe sogar mehr als ein Jahr) erforderlich. Bei Schwindsüchtigen pflegen die Nägel der
Finger stark
gewölbt zu sein, weil das letzte Fingerglied mit dem
Schwunde des
Fettes dünner und schmäler wird. Bei allen länger dauernden
fieberhaften
Krankheiten bleiben die Fingernägel im Wachstum zurück, eine quer verlaufende flache Rinne bezeichnet nach
der
Genesung diese Wachstumshemmung.
Hatte sich
Blut od.
Eiter unter dem
Nagel angesammelt, so wird dieser meist abgestoßen, nach einiger Zeit
aber durch einen neuen
Nagel ersetzt. Ein sehr beschwerliches Übel entsteht durch Einwachsen des
Nagels in das
Fleisch (Nagelzwang).
Dies ist bedingt durch das Heraufdrücken der Weichteile infolge von Zusammenpressen der
Zehen durch enge
Schuhe
und kommt
beinahe nur an der großen
Zehe vor, hauptsächlich an der Seite, welche der zweiten
Zehe zugewendet ist.
Der
Reiz des Nagelrandes bewirkt eine schmerzhafte
Entzündung, welche zu hochgradiger Verbildung des ganzen Nagelglieds führen
kann. Bei den leichtern
Graden des Übels legt man ein Blättchen von
Blei
[* 5] unter den
Rand des
Nagels, welches man durch einen
Heftpflasterstreifen befestigt. Dadurch wird der
Nagel in die
Höhe gehoben und das
Fleisch herabgedrückt.
HöhereGrade des Übels erfordern die Wegnahme des ganzen
Nagels oder eine
Spaltung der
Länge nach und
Ausziehen der reizenden
Hälfte.
Auch bei
Entzündungen und Vereiterungen des Nagelbettes thut man gut, sich rechtzeitig an einen
Arzt zu wenden.
Zuweilen entwickeln sich in den
Nägeln der
Finger und
ZehenPilze,
[* 6] welche die
Textur der Nägel wesentlich beeinträchtigen (Nagelgrind,
Onychomykosis). Der
Nagel erscheint dann verdickt, aber nur in seiner obern
Platte noch normal hart, während die tiefern
Schichten
der Nagelsubstanz weich und leicht zu zerbröckeln sind und gelbe Pilzmassen enthalten. Die Behandlung
erfordert langdauernde
Bäder in warmem
Laugen- oder Seifenwasser,
Entfernung der weichen Schüppchen, Abschneiden der Nägel und
Bürsten mit starkem
Alkohol oder
Seifenspiritus.
[* 1] zugespitzte, meist mit einem
Kopfe versehene, aus
Metall, besonders Schmiedeeisen, mitunter aus
Holz
[* 8] hergestellte
draht- oder stäbchenförmige
Körper, deren man sich bedient, um
Körper miteinander zu verbinden. Von den geschmiedeten eisernen
Nägeln werden die stärksten mit mechanischen
Hämmern, alle übrigen durch
Handarbeit erzeugt. Man verarbeitet vierkantiges
Stabeisen und bildet den
Kopf des
Nagels mit
Hilfe des am
Amboß befestigten Nageleisens.
Ein
Schmied fertigt in zwölf
Stunden 500-600 große Brettnägel oder 2000-2500 kleine Schuhstifte.
BeimSchmieden gewisser Nägelsorten
kann mit Vorteil die Schmiedemaschine und zum
Spitzen ein eigentümliches
Walzwerk
[* 9] benutzt werden.
BeimSchiffbau und zu großen
Zimmermannsarbeiten fertigt man Schraubennägel an, indem man Eisenstäbe glühend windet, dann zerhaut
und die
Köpfe und
Spitzen anschmiedet. Solche Nägel drehen sich beim
Einschlagen und sitzen sehr fest.
Maschinennägel (geschnittene Nägel) werden aus
Blech kalt geschnitten (ohne jeglichen
Abfall) u. später oder gleichzeitig auf
der
Maschine
[* 10] mit dem
Kopfe versehen. Sie haben statt der
Spitze nur eine stumpfe
Schneide u. keilförmige
Gestalt. Die kopflosen Absatzstifte werden aus zuvor keilförmig ausgewalzten
Schienen (300 in einer
Minute) geschnitten.
AndreNägelmaschinen sind den Stiftmaschinen nachgebaut, jedoch stärker konstruiert, und dickeres
Material (dickere
Drähte, dünnes
Stangeneisen) wird ihnen glühend vorgelegt.
Die Anspitzung besorgen entweder Schneidstähle oder scheibenförmige, um laufende
Feilen (Spitzringe).
Zur Herstellung der Nägel aus glühendem
Eisen
[* 11] benutzte man zuerst
Walzwerke, welche im wesentlichen aus zwei an beiden Seiten
mit Zahngetrieben ineinander greifenden
Walzen bestehen, die auf ihren
Umfängen mit
Furchen, entsprechend der Form der zu erzeugenden
Nägel, versehen sind. Man erhält beim
Walzen eine
Platte von der Form
[* 1]
Fig. 1, welche zwischen ein
Paar Schneidwalzen
in
Streifen, gleich der
Breite
[* 12] der Nägel, zerlegt wird. Diese
Streifen kommen ^[Abb.: Fig. 1.]
¶
mehr
in erhitztem Zustand in eine besonders für diesen Zweck konstruierte Maschine, wo sie zwischen Klemmbacken durch Druck fertig
geformt und die Nägel einzeln abgeschnitten werden. Drahtnägel (Drahtstifte, PariserStifte, Stifte) werden von 6 mmLänge und 0,6-0,8
mmDicke bis zu 150 bis 240 mmLänge und 6-9 mmDicke aus hart gezogenem (nicht ausgeglühtem) Eisendraht
auf Drahtstiftmaschinen erzeugt, die, je nach der Größe der Stifte, pro Minute 50 Stück (100-200 mm lang) bis 300 Stück (10-20
mm lang) liefern.
Diese Maschine hat für jeden Umgang folgende Verrichtungen zu besorgen:
1) Hereinziehen des Drahts in der richtigen Länge;
2) Festhalten des Drahts durch eine Zange,
[* 14] damit 3) das vorstehende Drahtstückchen durch einen vordringenden
Stempel zur Kopfform gepreßt werden kann;
4) Abschneiden des Drahts durch zwei stählerne Preßbacken, welche eine vierseitige, gepreßte Spitze erzeugen, also zugleich
auch 5) die Zuspitzung ausführen;
7) Entfernung des fertigen Stifts durch einen Stoß mit einem mechanischen Finger.
[* 13]
Fig. 2 und 3 zeigen eine solche Maschine in
Grundriß und Längsschnitt. Die Hauptwelle WW ist mit einem SchwungradS' und einer festen und losen Riemenscheibe (R' und R'')
zum Antrieb, resp. zur Ausrückung der Maschine versehen. Der zu verarbeitende Draht
[* 15] ist in Ringform auf
einem Haspel rechts neben der Maschine angebracht und läuft über das Richtwerk T auf einer Anzahl Rollen,
[* 16] zwischen denen der
Draht hindurchgeht, um gerade gerichtet zu werden. Er wird sodann von dem Vorschieber L erfaßt,
einem Maul, welches durch den Hebel
[* 17] L unter dem Druck der Feder F'' geschlossen wird.
Dieses Maul gleitet in einer Schienenführung F', bewegt durch den von der Stellkurbel c mit der Stange P in Schwingungen versetzten
Doppelhebel x, um die Länge des zu verfertigenden Drahtstifts hin und her (Hebel, Kurbel
[* 18] und Stange sind
in
[* 13]
Fig. 3 fortgelassen) und nimmt dabei den Draht nur während jedes Vorganges (von rechts nach links) mit, gleitet aber beim
Rückgang über ihn fort, so daß also der Draht absatzweise um Nagellänge vorgeschoben wird. Sobald eine Nagellänge vorgeschoben
ist, drückt ein bei i drehbarer Hebel H'' mit einem in seiner Mitte befindlichen, nach der Drahtstärke
ausgehöhlten und bei b mit Feilhieb versehenen Backen B'' den Draht gegen einen darunter befindlichen ebensolchen, aber
feststehenden
Backen B' dermaßen an, daß er vollständig festgehalten wird.
Die Bewegung des Hebels H'' erfolgt dabei durch den bei i' drehbaren Doppelhebel H, der seinerseits wiederum
von der auf der Hauptwelle W sitzenden unrunden Scheibe Q im passenden Moment bewegt wird. Jetzt kann der Kopf geschlagen werden,
und das geschieht durch den in horizontalen Führungen gleitenden Hammer
[* 19] R mit auswechselbarem Kopf S aus Stahl. Derselbe wird
durch die Daumenscheibe a nach links gezogen und in dieser Stellung bis zu dem Moment festgehalten, wo
das Einklemmen des Drahts erfolgt ist, wird dann aber, nachdem die Kante des Daumens an dem hintern Hammervorsprung vorbeigegangen
ist, von der durch eine Stange gespannt gehaltenen Feder F mit großer Gewalt gegen das aus den Klemmbacken hervorstehende Drahtende
geschleudert, dieses zu dem Nagelkopf breit schlagend.
Gleich darauf wird der Hammer durch die Scheibe a wieder zurückgezogen und gleichzeitig der Draht von dem Vorrücker L unter
Öffnung der Klemmbacken um Nagellänge vorgeschoben. Unmittelbar darauf werden die beiden Doppelhebel M, die sich um die
vertikalen Achsen n' und m'' drehen, mit ihren der Hauptwelle zugekehrten Enden e durch die seitwärts
mit schraubenartigen, schiefen Ebenen versehenen Scheiben d und d' auseinander gedrückt, so daß die andern Enden, welche je
eine eigentümlich eingekerbte Schneide m tragen, von beiden Seiten her dicht hinter den Klemmbacken gegen den um Nagellänge
hervorstehenden, mit Kopf versehenen Draht bewegt werden, wobei zu gleicher Zeit das Anschärfen zu einer
pyramidenförmigen Spitze und Abschneiden des Nagels so weit vor sich geht, daß er nur noch mit einer ganz dünnen Stelle an
dem Draht hängt und, von einem unter R befindlichen, mittels f k hammerartig geschwungenen Hebel getroffen, abgebrochen werden
und aus der Maschine herausfallen kann.
Dann werden die Klemmbacken wieder angepreßt, ein neuer Kopf geschlagen etc. Bei jeder Umdrehung der Hauptwelle ist ein Drahtstift
fertig gestellt, so daß je nach der Größe in einer Stunde 3-20,000 fabriziert werden. EiserneDrahtstifte werden öfters durch
Erhitzen auf einer Eisenplatte blau gemacht oder verzinnt oder mit Zinn angesotten oder mit Leinöl geschwärzt.
Gußeiserne, d. h. gegossene und später adoucierte, Nägel werden in zweiteiligen Formflaschen
in Sand und zwar in großer Zahl auf einmal gegossen, nach-
her zwischen gepulvertem Blutstein ausgeglüht (um sie weich zu machen) und in einer rotierenden Tonne mit Sand gescheuert.
Kupferne Nägel werden geschmiedet und zum Befestigen der Kupferbeschläge an Seeschiffen gebraucht (eiserne Nägel werden
durch elektrische Wirkung schnell zerstört). Für Schiffsbeschläge aus Muntzmetall und für Schieferdächer benutzt man auch
gegossene Bronzenägel. Zinknägel werden aus Stäbchen, die aus gewalzten Platten geschnitten sind, oder
aus starkem Draht warm geschmiedet, in Nägeleisen mit Köpfen versehen und besonders bei Dachdeckungen mit Zinkblech gebraucht.
Tapeziernägel, zum Beschlagen gepolsterter Möbel,
[* 22] besitzen halbkugelige, oft verzierte, unterwärts hohle Köpfe und werden
teils im ganzen aus Messing gegossen und an den Köpfen abgedreht, mit Goldfirnis gefirnißt, mit Zinn weiß
gesotten oder naß versilbert, teils auch durch Zusammenlöten von Kopf und Nagel erzeugt. Gegenwärtig wird Nagel und Kopf meist
durch Prägung verbunden. Man hat auch Maschinen konstruiert, welche alle Operationen, wie das Ausstoßen der kleinen Metallköpfe
aus Blech, das vorbereitende Prägen zu einer Art runder Näpfchen und die Anfertigung der kleinen eisernen
Nägel mit glattem Schaft, Kopf und Spitze, gleichzeitig und selbstthätig verrichten und das Fabrikat in rohem Zustand fertig liefern.
Der Eisendraht wird in Ringen und das Blech in Streifen der Maschine vorgelegt. Nägel mit gegossenen Köpfen bestehen aus einem
geschmiedeten Schaft, über welchen ein großer messingener Kopf gegossen wird (Bildernägel). Hölzerne Nägel kommen als Döbel,
Dippel, Dübbel (rund und etwas verjüngt zugeschnittene Holzstücke, die in vorgebohrte Löcher eingetrieben werden) und namentlich
als hölzerne Schuhstifte vor. Über letztere s. Holzstifte.
Geschichtliches. Nägel aus Eisen, Bronze
[* 23] und Kupfer
[* 24] als verbindende Teile bei Bauwerken wurden bei allen alten
Kulturvölkern, insbesondere den Ägyptern, Griechen und Römern, dann auch, wie die Funde bei Hallstatt, in den Totenkammern
der Hünengräber und den spätern Pfahlbauten
[* 25] beweisen, schon in prähistorischer Zeit, von den Kelten vor 2000 Jahren in verschiedenen
Größen und Gestalten, namentlich der Köpfe, durch Gießen
[* 26] und Schmieden hergestellt. Daß dabei Nageleisen
Verwendung fanden, zeigt der Fund eines solchen aus prähistorischer Zeit im Jura bei Eisenschmelzhütten. Im Mittelalter bildete
sich die Zunft der Nagelschmiede, welche bis auf den heutigen Tag in althergebrachter Weise eiserne Nägel schmieden.
Daneben bildete sich seit Beginn unsers Jahrhunderts die fabrikmäßige Erzeugung von Nägeln mit Hilfe
von Maschinen aus. Zuerst ahmte man dabei die Handarbeit nach, indem man das Eisen glühend zwischen Walzen verarbeitete (Clifford
1790), die mit zwei entsprechenden Vertiefungen versehen waren, zwischen denen das Metall zu Nägeln geformt wurde, oder indem
man Schmiedemaschinen mit Gesenken verwendete (Ryder 1841). Viel wichtiger wurde die Fabrikation auf kaltem
Weg, durch Zerschneiden von Eisenschienen, welche in einem Walzwerk mit einem entsprechenden Querschnitt vorgewalzt wurden
(geschnittene Nägel, Guppy 1796 u. 1804), mehr noch aber von Eisenblech seit 1830 (Blechnägel). Die größte Verbreitung fand
endlich die Anfertigung aus Draht (Drahtstifte), welche lange Zeit ihren Hauptsitz in Paris
[* 27] hatte (PariserStifte) und seit etwa 1840 in Deutschland
[* 28] eingeführt ist. Die erste hierzu vorgeschlagene Maschine wurde 1811 White patentiert;
wirklich brauchbar aber wurde sie erst später, besonders durch Philippe in
Paris (1832) und durch Werder in Nürnberg
[* 29] (1846).
(frz. clous; engl. nails). Die im Handel vorkommenden
zahlreichen Sorten N. zeigen einerseits sehr wechselnde Gestalt und Größe und unterscheiden sich andrerseits
durch verschiedne Herstellung, Bestimmung und verschiednes Material. Die eisernen N. nehmen die erste Stelle ein. Sie zerfallen
der Herstellung nach in geschmiedete, geschnittene, Draht-Nägel und gegossene. Die an zweiter und dritter Stelle aufgeführten
faßt man auch unter dem Namen Maschinen-Nägel zusammen. Die Drahtnägel sind schon bei „Draht“ besprochen
worden. Die geschmiedeten N. sind bei uns immer das Erzeugnis von Handarbeit; Maschinen zum Schmieden derselben sind wohl
versucht, aber zu keinem genügenden Erfolg gebracht worden. Die Maschinen zur Herstellung von Draht- und geschnittenen N. verarbeiten
Eisen in Draht- und Blechform kalt.
Der Nagelschmied schmiedet mit außerordentlicher Behendigkeit und Sicherheit aus glühenden Eisenstäbchen auf einem kleinen
Ambos den Schaftteil des N., haut ihn auf einer stählernen Kante, dem Abschrot, ziemlich ab, steckt ihn in das Loch des
Nageleisens, bricht den Stab vollends los, formt mit wenigen Hammerschlägen das hervorstehende Ende
zum Kopf um und wirft den fertigen N. durch einen Stoß von unten zur Seite. Diese ganze Arbeit muß in einer Hitze geschehen,
d. h. während das Eisen sich glühend erhält, ohne es ein zweitesmal ins Feuer zu bringen; von kleinen N. werden selbst
zwei Stück in einer Hitze abgeschmiedet.
Ein geübter Nagelschmied liefert in zwölf Arbeitsstunden von kleinen N. 2000-2500, die etwa 1 kg wiegen, oder 1500-2000
mittlere N. im Gewicht von 3-4 kg, oder 5-600 große Bretnägel von 5 kg. Infolge der bedeutenden
Übung der Schmiede fallen alle Stücke einer Sorte an Länge und Form ganz gleich aus, lediglich durch
das Augenmaß und ohne alle Meßwerkzeuge. Nagelschmieden sind in den Eisen verarbeitenden Gegenden, namentlich Westfalen,
Thüringen, Bayern, im Erzgebirge, in Steiermark etc. häufig und arbeiten nicht selten Weiber
und Kinder mit.
Von den verschiednen Nägelsorten sind die größten 120-300 mm lang und darüber, und dienen als Zimmer-, Mühl-,
Kisten-, Schiffs-, Spitzbogennägel für Schiff-, Brücken- und Mühlenbauer u. dgl.
Spikernägel oder Bodennägel in verschiednen Dimensionen mit flachen, zweiflügeligen oder nur nach einer Seite sehenden
Köpfen dienen zur Befestigung von Dielen. Andre Baunägel sind Lattennägel 80-100 mm lang, ganze und halbe Bretnägel,
ganze Schloßnägel, Schindelnägel mit breit geschmiedetem Ende an Stelle des Kopfes, welches sich beim
Einschlagen umlegt. Kleinere Sorten von etwa 25 mm Länge sind halbe Schloß-, Schiefer-, Rohr-, Huf-, Sattelnägel. Für Schuhwerk
dienen Absatzstifte, die keine Köpfe erhalten, und Sohlenzwecken mit großen runden, gewölbten Köpfen und sehr kurzen
Spitzen. -
Maschinennägel: Die geschnittnen N. werden
¶
mehr
auf kaltem Wege aus zähem Blech von passender Stärke geschnitten. Die hierzu speziell gewalzten Bleche zerschneidet man mit
einer kräftigen Maschinenschere in Streifen, deren Breite gleich der Länge der herzustellenden N. ist. Diese Streifen gelangen
der Länge nach in eine andre Schneidemaschine, deren Schere etwa fünfundsechzig bis siebzig Schnitte in
der Minute macht und die Streifen so zerstückelt, daß lauter gleichgroße, schlank keilförmige Körper entstehen.
Die Maschine schiebt nämlich den Blechstreifen der Schere gleichmäßig zu und erteilt ihm gleichzeitig nach jedem Schnitte
eine Seitenschwenkung abwechselnd nach rechts und links, woraus folgt, daß alle Abschnitte schräg ausfallen. Diese Körper
erhalten alsdann, ebenfalls auf kaltem Wege, einen Kopf angestaucht. In der Regel geschieht dies jetzt
maschinenmäßig; die Abschnitte werden von einem besondern Stauchwerk von der Schere weg in Empfang genommen und fertig
gemacht.
Man erhält auf diesem Wege 120 bis 150 Stück fertige N. in der Minute, die allerdings mit geschmiedeten keinen
Vergleich aushalten, aber bei ihrer großen Wohlfeilheit doch häufig an Stelle dieser verwendet werden. Indes lassen sich
geschnittene N. doch nur bis zu einer Länge von höchstens 75 mm mit Vorteil herstellen. Die N. werden schließlich mit
grobem Sand in umlaufenden Scheuertonnen mehrere Stunden lang bearbeitet, um ihre Rauhigkeiten aus dem
Gröbsten abzuschleifen.
Die Fabrikate bleiben trotzdem noch roh genug, und die ganze Herstellungsweise ist nicht geeignet einen guten N. zu liefern.
Die N. haben rauhe Kanten und es fehlt ihnen eine richtige Spitze, da von den vier Seiten nur die durch den Schnitt erzeugten
keilförmig zusammenlaufen, die beiden andern parallel bleiben; statt einer Spitze ist also nun eine kleine
Schneide vorhanden. Die N. lassen sich demzufolge schwer ins Holz treiben und biegen leicht um oder es bricht der kalt angeschlagene
Kopf ab. Allerdings sitzen sie, wenn richtig eingedrungen, dann um so fester.
Die kopflosen Absatzstifte aus Blech werden auf der Maschine ganz einfach durch Zerschneiden einer messerklingenartig
ausgewalzten Schiene erhalten; Leistung bis 300 Stück in einer Minute. Erwähnt sei noch, daß auch N. mit halbkreisförmigen
oder pfeilspitzenartigen Köpfen direkt durch Ausschneiden oder vielmehr Lochen aus Blechstreifen erzeugt werden. Diese Herstellungsweise
ergibt sehr viel Abfall - es bleibt von dem Blechstreifen ein luftiges Gitter übrig, welches im günstigsten
Falle behufs Wiederverwertung eingeschmolzen werden kann. -
Gegossene eiserne N. sind bei uns wenig in Verwendung und werden nur in kleinem Kaliber hergestellt, in England und Schweden
auch in größern Dimensionen. Die Herstellung geschieht in der Weise, daß man in einem Formkasten eine
sehr große Anzahl einformt und alle untereinander durch Eingüsse verbindet. Ein Schuhzweckenguß bildet ein ganzes Gitterwerk
von Leistchen mit fiederblattähnlich ansitzenden Zwecken. Größere Gußnägel werden erst brauchbar durch längeres Glühen
in gepulvertem Roteisenstein, wodurch das Gußeisen in schmiedbares Gußeisen übergeht.
Sie stehen an Güte den geschmiedeten N. immer nach, sind aber sehr wohlfeil. Außer dem Eisen werden
noch zahlreiche andere Metalle und Legierungen zur Nagelfabrikation herangezogen. Kupferne N. finden im Schiffsbau Verwendung.
Als Ersatz dienen jetzt N. häufig von Eisen mit starker Verkupferung. Zinknägel dienen zum Aufnageln von Zinkbedachung,
weil das Zink in Berührung mit Eisen rasch zerstört wird. Sie sind flachköpfig und werden aus starkem
Zinkdraht oder aus Stäbchen, die von der Maschinenschere aus gewalzten starken Blechen geschnitten sind, vom Nagelschmied
wie Eisennägel hergestellt, nur mit dem Unterschiede, daß das Metall nicht glühend, sondern nur heiß, bei einer Temperatur
von 100-120° C. zu verarbeiten ist. N. aus Nickel, aus Gold und Silber oder vergoldet und versilbert werden
ebenfalls hergestellt; viel größere Verwendung finden dagegen N. aus Messing, Tombak, Britanniametall etc. Die zu Polstermöbeln
gebrauchten Tapeziernägel, mit großen halbkugeligen, an der Unterseite hohlen Köpfen, sind entweder ganz aus Messing oder
Bronze gegossen, auf der Kopffläche abgedreht, nach Umständen auch gefirnißt, mit Zinn weiß gesotten
oder naß versilbert, oder man fertigt die Köpfe besonders und versieht sie dann mit eisernen Spitzen durch Lötung mittels
Schnelllotes. In den Handel kommen die kleinern und mittelgroßen N. in Packeten von 1000 oder 5000 Stck. -
Zoll: Eiserne Hakennägel zum Befestigen von Eisenbahnschienen gem.
Tarif Nr. 6 e 1 β;
andre grobe nicht abgeschliffene etc. eiserne N. Nr. 6 e 2 α;
abgeschliffene, blau angelaufene, gebräunte, blank gemachte, z. B. Drahtstifte 6 e 2 β;
polierte und lackierte eiserne N. oder solche mit Köpfen von Messing, Glas, Porzellan, Steingut etc. Nr. 6 e 3 β. -
N. aus Kupfer oder Messingguß, unpolierte, unlackierte Nr. 19 d 1;
polierte, vernierte etc. aus Kupfer oder Messing sowie kupferne
und messingene N. mit Köpfen von Holz, Steingut, Porzellan etc., ferner N. von Alfenide, Britanniametall, Bronze, Neusilber, Tomback
und ähnlichen Legierungen von unedlem Metall Nr. 19 d 2. - N. ganz oder teilweise
aus edlem Metall Nr. 20 a;
versilberte oder vergoldete N. aus unedlem Metall Nr. 20 b 1. - Hölzerne rohe ungefärbte
(Schuhstifte etc.) Nr. 13 d. - Von Zink Nr. 42 c. - Wie N. werden auch Stifte, Niete und Zwecken verzollt.