Titel
Nádasdy
(Fogáras), altes ungarisches, ursprünglich kroat. Adelsgeschlecht, welches seit 1625 die Grafenwürde hat.
Es ist im
Besitz des großen
Majorats
Fogáras und blühte in zwei
Linien, von denen die jüngere mit
dem
Grafen
Thomas von Nádasdy
, österreichischem
Feldmarschallleutnant, im Mannesstamm erlosch. Das
Haupt der ältern ist gegenwärtig
Graf
Franz von Nádasdy
, geb.
Sein Großoheim
Graf
Michael von Nádasdy
, geb. gest.
war eine Zeitlang österreichischer
Staats- und Konferenzminister. Ein Sohn des letztern,
Graf
Franz Seraphin
von Nádasdy
, geb. war von 1857 bis 1860 Justizminister, dann
Präsident des
Reichsrats, endlich bis 1865 Hofkanzler
für
Siebenbürgen und österreichischer
Minister und starb in
Wien.
[* 2]
Andre Sprößlinge des
Geschlechts sind:
1) Thomas, Palatin von Ungarn, [* 3] geb. 1498, verschaffte sich in Italien, [* 4] zu Bologna und Rom, [* 5] eine höhere Bildung, ward dann König Ludwigs ¶
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Geheimschreiber, bewirkte nach dessen Tod Ferdinands von Österreich
[* 7] Wahl zum König und ward als Kommandant von Ofen 1529 nach
hartnäckiger Verteidigung von den Türken gefangen genommen. Auf Verwendung Ludovicos Gritti bei Zápolya mit dem Tod verschont,
hing er fortan diesem an und erhielt zum Lohn die Herrschaft Fogáras in Siebenbürgen als »Erbherr«. Später
(1534) wandte er sich wieder Ferdinand zu, ward 1554 zum Palatin erwählt und verwaltete dies hohe Amt so gut, daß er sich
den Namen »der große Palatin« erwarb. Als Anhänger der Reformation hat er gleichfalls hervorragende Bedeutung. Er starb Im
Nádasdy
schen Palais zu Pest wurde ihm eine Statue errichtet.
2) Franz, Urenkel des vorigen, Enkel des Generals Franz Nádasdy
(1555-1603) und der Prinzessin Elisabeth Báthori (s. d.), der 1611 wegen
ihrer grausamen Mädchenschlächtereien der Prozeß gemacht wurde, Sohn des Grafen Paul und der Gräfin Judith von Révay, Günstling
des Kaisers, war oberster Kronrichter, ward als Teilhaber an einer Verschwörung des ungarischen Adels zur
Aufrechthaltung ihrer Rechte und Freiheiten auf Kaiser Leopolds I. Befehl zu Wien enthauptet. Er gab das Werk des Grafen
Petrus Révay: »De monarchia et S. corona regni Hungariae« in neuer vermehrter Auflage heraus (Frankf. 1659). Ihm selbst werden
zugeschrieben: »Mausoleum regni apostolici hungarici regum et primorum ducum« (Nürnb. 1664);
»Cynosura juristarum« (1668, Leutschau 1700).
3) Franz Leopold, Graf von, Enkel des vorigen, geb. zu Radkersburg in Steiermark,
[* 8] wohnte schon als Oberst eines Husarenregiments
von 1734 bis 1739 den Feldzügen in Italien, in Ungarn und am Rhein, sodann als Kavalleriegeneral dem österreichischen
Erbfolgekrieg bei, entriß im November 1741 den Franzosen und Bayern
[* 9] Neuhaus in Böhmen,
[* 10] schlug 1743 bei Braunau die Bayern und leitete 1744 den
meisterhaften Übergang des Heers des Prinzen Karl von Lothringen über den Rhein, worauf er sich der Linien von Lauterburg und
Weißenburg
[* 11] bemächtigte. Im Mai 1745 verlor er zwar das Gefecht gegen Winterfeld bei Hirschberg,
[* 12] deckte
aber später mit vieler Umsicht den Rückzug Karls von Lothringen und nahm während der Schlacht bei Soor das preußische
Lager.
[* 13] Nach Abschluß des Dresdener Friedens kam Nádasdy
zur Armee nach Italien, bei welcher er ebenfalls mit Auszeichnung
focht. 1754 ernannte ihn Maria Theresia zum General der Kavallerie und Kommandanten von Ofen und 1756 zum Ban von Kroatien. 1757 führte
Nádasdy
die kroatischen Nationaltruppen dem Heer Dauns zu, focht mit Auszeichnung bei Kolin,
[* 14] schlug Winterfeld 7. Sept. bei Moys und nahm
Schweidnitz
[* 15] (12. Nov.). In der Schlacht bei Leuthen
[* 16] war Nádasdy
der erste, der das Manöver Friedrichs II.
durchschaute, blieb aber zu lange ohne Unterstützung, um der Schlacht eine andre Wendung geben zu können. Er kehrte hierauf
in sein Banat zurück und starb in Karlstadt.