Myrrhe
(Myrrha, gummiresina myrrhae). Ein Artikel des Droguenhandels, zu den Gummiharzen gehörig. Dieses schon in der Bibel als ein wertgehaltener Stoff erwähnte Naturprodukt ist das freiwillig ausschwitzende aromatische Gummiharz eines Strauches oder kleinen Baumes aus der natürlichen Familie der Burseraceen, Balsamodendron Ehrenbergianum (Berg), der im südlichen Arabien und gegenüber an der Westküste des Roten Meeres heimisch ist. Das Gewächs hat aschgraue Rinde, dornige Äste, dreizählige Blätter und trägt erbsengroße, ein- bis zweisamige Steinfrüchtchen.
Lange Zeit blieb es unbekannt, von welchem Gewächs die M. stamme. Der austretende Milchsaft ist anfänglich ölig, dann butterartig, gelblichweiß und erhärtet schließlich zu gelblichen bis rötlich braunen rundlichen und sonst unregelmäßigen Stückchen von Erbsen- bis Wallnußgröße. Die Masse ist etwas durchscheinend, auf der Oberfläche rauh und uneben, meist etwas bestäubt, leicht zerbrechlich und pulverisierbar, auf dem Bruche wachsglänzend. Sie besitzt einen eigentümlichen Wohlgeruch und aromatisch bittern Geschmack, bläht sich beim Erhitzen auf, ohne zu schmelzen und verbrennt mit leuchtender rußender Flamme unter Verbreitung eines starken Wohlgeruches.
Die M. besteht aus einem Gemenge von
Gummi und einem eigentümlichen
Harz, löst sich daher weder in Wasser
noch in Weingeist völlig. Letzterer entzieht ihr etwa 20-30% und bildet eine rötlich gelbe klare Tinktur. Geruch und Geschmack
hat der Stoff von seinem Gehalte an einem dickflüssigen, gelben ätherischen
Öl, der etwa 2½% beträgt. Die Ware kam früher
direkt aus Arabien nach Europa, daher die Benennung türkische Myrrhen;
gegenwärtig wird sie meist aus
Ostindien über England erhalten, da arabische Kaufleute sie nach Bombay bringen und dafür englische Waren eintauschen,
seltener direkt über Triest. Sie wird in Kisten von 100-200 kg Inhalt gebracht.
Wie gewöhnlich gibt es auch von dieser Ware zwei Sorten, Myrrha electa und M. in sortis. Die erstere besteht aus den reinsten, hellfarbigsten (sog. hochblonden) und größten Stücken und soll nur solche Ware zu pharmazeutischen Zwecken verwendet werden. Sie ist aber zur Zeit im Handel sehr selten und müssen sich die Droguisten mit einer Auslese aus der Sekundasorte zu helfen suchen. In diese fallen die undurchscheinenden, dunkel gefärbten und sonst unansehnlichen Körner, die meist durch Zusammenkleben größere Klumpen bilden, weniger angenehm riechen und in der Regel viel Sand und andre Unreinheiten enthalten, auch wohl durch Zumischung von Bdelliumharz, arabischem Gummi, Kirschgummi u. dgl. gefälscht sind. -
Die M. wurde im Altertum zu Salbölen und zur Einbalsamierung der Leichen benutzt; gegenwärtig dient
sie zu
Parfümerien, Raucher- und Zahnpulvern, medizinisch in Form von Pulver, Tinktur (tinctura myrrhae) und
Extrakt (extractum
myrrhae) innerlich wie äußerlich als ein stärkendes, fäulniswidriges und anregendes Mittel gegen Blutungen, Schleimflüsse,
bei schlechtheilenden Wunden, Mund- und Zahnleiden u. dgl.
Das mit Wasser aus dem Gummiharz destillierte aromatische Myrrhenöl
ist Handelsartikel und wird in Leipzig
das Kilo mit 120 Mk. notiert. Da die meiste M. jetzt über England in den Handel gelangt, so gibt
die dortige Ein- und Wiederausfuhr einen Anhalt für den Konsum der Ware. Der Verkehr bewegt sich dort in verschiednen Jahrgängen
zwischen 100 und 200 Ztr. -
M. sind zollfrei; äther. Öl und weingeistiges Extrakt daraus Nr. 5 a des Tarifs.