Hamburger Pflaster, schwarzes Heilpflaster (Emplastum fuscum camphoratum), ein schwarzbraunes,
nach
Kampfer riechendes Pflaster, in der Regel in flachen Täfelchen. Dargestellt wird es nach dem
Arzneibuch für das
Deutsche Reich
[* 2] durch
Kochen von 30
TeilenMennige mit 60
Teilen gemeinem
Olivenöl bis zur Schwarzfärbung und hierauf folgendem Zusatz von 15
Teilen
gelbem
Wachs und 1
Teil mit seinem gleichen¶
mehr
Gewicht Olivenöl angeriebenem Kampfer. Es bildet den Hauptbestandteil einer großen Zahl als Geheimmittel vertriebener Pflaster.
Das Mutterpflaster heißt gelegentlich auch Bleipflaster (s. d.).
Gutes Bleipflaster muß fest, aber nicht spröde sein und in der Hand
[* 6] weich, aber nicht schmierig werden. Mit der Zeit verändert sich
das Bleipflaster, besonders das gestrichen, klebt nicht mehr, wird brüchig und ist dann völlig unbrauchbar. Am besten
hält es sich an einem kühlen Ort in Wachspapier gewickelt. Zum Streichen kleiner Mengen erwärmt man ein
breites Tischmesser mäßig über der Spirituslampe, drückt auf das auf die Leinwand gelegte Pflasterstück und verstreicht
das abschmelzende; so fährt man fort, bis alles gleichmäßig dünn verteilt ist.
Zum Streichen größerer Pflaster schmelzt man das Bleipflaster im Wasserbad, legt die Leinwand auf einem glatten Tisch
aus eine weiche Unterlage, gießt das Pflaster breit an das Ende der Leinwand, läßt dies Ende festhalten und breitet mit
einem Lineal in Einem Zug
das Pflaster auf der ganzen Leinwand aus. Dabei kommt alles auf den Druck an, den
man mit dem Lineal ausübt.
Sicherer arbeitet man mit einer Pflasterstreichmaschine, welche besonders zum Streichen desHeftpflasters
benutzt wird.
Durch verschiedene Zusätze erhält man aus Bleipflaster mehrere sehr gebräuchliche Pflaster: Gummi-, Zug-, Diachylonpflaster (Empl. lithargyri,
plumbi, Diachylon compositum), aus 24 Bleipflaster, 3 gelbem Wachs, 2 Ammoniacum, 2 Galbanum, 2 Terpentin, bräunlichgelb, klebend, etwas
schmierig;
Seifenpflaster (Empl. saponatum), aus 72 Bleipflaster, 12 gelbem Wachs, 6 Seifenpulver, 1 Kampfer, weißlich,
wenig klebend;
Mit 1 Proz. Kampfer vermischt, bildet es das Hamburger, Nürnberger, Universal-Defensivpflaster (Empl. fuscum camphoratum, Empl.
minii adustum, Empl. nigrum, universale, noricum). Die Bleipflaster finden ausgedehnte Anwendung
als Verbandmittel (namentlich das Heftpflaster), wobei man zunächst ihre klebende Eigenschaft verwertet. Nächstdem kommt
in Betracht, daß sie die Luft abhalten, und daß mithin auch die Wirkung der feuchten Wärme
[* 8] sich geltend macht. Alle Bleipflaster wirken
aber etwas reizend, und namentlich das Diachylonpflaster wird wegen dieser Eigenschaft auf Geschwüren benutzt,
während das Seifenpflaster mehr erweichend wirkt.