Mutterkorn
(lat. Secale cornutum; frz. ergot oder seigle ergoté; engl. black grain of corn oder blighted corn); ein Artikel des Droguenhandels, besteht aus einem Pilzgebilde, welches auf den Ähren vieler Gräser, namentlich aber auf denen des Roggens, seltener auf Weizen und Gerste entsteht, für den medizinischen Gebrauch aber nur von denen des Roggens gesammelt werden soll. Das M. ist ein gewisser Entwicklungszustand eines Pilzes, der außer dieser in noch zwei andern Entwicklungsformen vorkommt und Claviceps purpurea (Tul.) genannt wird; es ist das Dauer-Mycelium oder die Sclerodiumform des genannten Pilzes.
Der eigentliche, sporentragende Pilz entwickelt sich erst aus dem M., wenn dieses in die Erde gelangt; es entstehen kleine, purpurrote gestielte Köpfchen, aus welchen sich zahllose Keimkörperchen entwickeln, die, vom Winde erfaßt, weit fortgeführt werden können. Gelangen diese Sporen auf den Fruchtknoten der Ähren, so entstehen zunächst zahlreiche einzellige Conidien oder Stylosporen, die man früher als eine besondre Pilzart ansah und Sphacelia nannte; es ist dies das was man im gewöhnlichen Leben Honigtau zu nennen pflegt. Aus diesem, also der Sphacelienform des Claviceps entwickelt sich dann erst derjenige Entwickelungszustand, welcher die Sclerodiumform oder das M. genannt wird. Dasselbe wird kurz vor oder gleich nach der Ernte gesammelt und im Schatten getrocknet.
Die Ware erscheint in 30-35 mm langen und bis 6 mm dicken, etwas bogenförmig gekrümmten, stumpf dreikantigen Körnchen, auf jeder Seite mit einer oft tief eingerissenen Längsfurche versehen;
außen sind die Körner violettschwarz, innen weißlich;
es ist frisch weich und zäh, getrocknet hart und spröde, aber doch schwer zu pulvern. In Masse zeigt das M. einen eigentümlichen dumpfigen Geruch, der nach dem Pulvern noch stärker hervortritt;
übergießt man das Pulver des M. mit Kalilauge, so entwickelt sich der Geruch nach Heringslake, von Trimethylamin herrührend, welches im M. in Verbindung mit Säuren enthalten ist und durch die Kalilauge in Freiheit gesetzt wird.
Das M. wird bei Frauenkrankheiten verordnet und ist namentlich auch ein wirksames Mittel zur Beförderung der Wehen. Das M. enthält außer dem bereits erwähnten Trimethylamin ein fettes Öl, Sclerotinsäure und mehrere andre, noch nicht genügend untersuchte Körper, die man bisher (zugleich mit der früher nicht bekannten Sclerotinsäure) unter dem Namen Ergotin zusammenfaßte. - Zollfrei.