Muskelsinn
,
s. Muskelgefühl.
Muskelsinn
6 Wörter, 60 Zeichen
Muskelsinn,
s. Muskelgefühl.
eine zu den Gemeingefühlen (s. d.) zählende eigentümliche Empfindung der willkürlichen Muskeln, [* 3] die man wieder in Anstrengungs- und Ermüdungsgefühl zerlegen kann. Das Muskelgefühl unterrichtet uns nicht nur stets von der jeweiligen Lage unsrer Glieder [* 4] und der verschiedenen Hautstellen überhaupt zu einander, sondern wir bemessen auch vermittelst der Muskeln den Grad der Anstrengung, welcher erforderlich ist, um den sich uns entgegenstellenden Widerstand zu überwinden. Die Empfindung von dem Grade der erforderlichen Anstrengung zur Überwindung eines uns entgegenstehenden Widerstandes ist so fein, daß sie uns Dienste [* 5] leistet wie ein Sinn, welchen man nach E. H. Weber ¶
als Kraftsinn (Muskelsinn) bezeichnen könnte. Man kann mit seiner Hilfe, ganz unabhängig vom Tastsinn, den Unterschied zweier Gewichte noch genauer bestimmen als mittels des Tastsinnes. Wir wissen durch Erfahrung, welche Anstrengung bestimmter Muskeln dazu erforderlich ist, um unsre Glieder in eine gewisse Lage zu versetzen und sie darin zu erhalten, so genau, daß wir jeden Augenblick durch den Grad der Anstrengung der einzelnen Muskeln, in dem sich diese gerade befinden, anzugeben vermögen, in welcher Lage sich unsre Glieder befinden, auch ohne daß wir sie sehen, und ohne daß sie sich gegenseitig berühren. Es ist einleuchtend, daß diese Kenntnis von der Lage unsrer Glieder auch benutzt werden kann zur Wahrnehmung der Größe und Gestalt der Gegenstände, welche wir mit beiden Händen ergreifen, sowie zur Erhaltung des Gleichgewichts beim Gehen und Stehen. Die Feinheit und Sicherheit der Muskelkontraktion, welche auf den eben genannten Ursachen beruht, ist unstreitig am überraschendsten bei der Bildung der Töne und Sprachlaute im Kehlkopf [* 7] und in der Mundhöhle beim Singen und Sprechen.