Muskelatrophie,
Muskelschwund, die Atrophie (s. d.) der Muskeln. Die progressive Muskelatrophie ist eine höchst eigentümliche Form des Muskelschwundes, wobei im Laufe der Zeit in gewisser Reihenfolge ein Muskel nach dem andern Zu Grunde geht und schließlich das befallene Glied völlig gelähmt ist. Am häufigsten ergreift die Muskelatrophie den Daumenballen, die Muskeln der Hand und der Schulter und schreitet von einer Gruppe auf die andere über, bleibt aber auch bisweilen auf gewisse Muskeln beschränkt.
Über das Wesen der Krankheit sind die Ansichten der Forscher geteilt; während die einen eine schleichende parenchymatöse Entzündung des Muskelgewebes als Ursache des Leidens annehmen, ist der eintretende Muskelschwund nach der Ansicht der andern nur die Folge einer eigentümlichen Erkrankung des Rückenmarks. Die Muskelatrophie befällt häufiger Männer als Frauen und tritt öfters nach übermäßigen Anstrengungen gewisser Muskelgruppen sowie nach starken Erkältungen auf; häufig ist die Anlage zur Krankheit angeboren. Absolute Schonung der erkrankten Muskeln, die methodische Anwendung des galvanischen Stroms und der Massage und Heilgymnastik sind die einzigen Mittel, dem Weiterschreiten der Krankheit Einhalt zu thun. -
Vgl. Friedreich, Über progressive Muskelatrophie (Berl. 1873).