womit er dem schwärmerisch-sentimentalen
Enthusiasmus für den gleichnamigen
Roman des Engländers
Richardson satirisch entgegenwirken
wollte. Dann folgten die gegen
Lavater gerichtete
Satire »Physiognomische
Reisen« (Altenb. 1778-79, 4 Hefte) und die »Volksmärchen
der
Deutschen« (Gotha
[* 6] 1782-87, 5 Bde., u.
öfter; neue Ausg. vonMusäusMüller, Leipz. 1868, 3
Tle.; von
Klee, Hamb. 1870), welche allerdings die aus
dem Volksmund genommenen
Märchen- und Sagenstoffe keineswegs in naiv volksmäßiger Gestalt wiedergeben, sie vielmehr in
WielandsManier mit allerlei satirischen
Streif- und Schlaglichtern ausstatten, aber dennoch durch joviale
Laune, liebenswürdige
Schalkhaftigkeit und lebendige
Anmut des
Vortrags, die aus ihnen spricht, einen unwiderstehlichen
Reiz besitzen.
Darstellungen
mehr betrachtender als erzählender
Manier, und die Sammlung von
Erzählungen: »Straußfedern« (Berl. 1787,
Bd. 1). Seine »Nachgelassenen
Schriften« wurden mit
Charakteristik herausgegeben von seinem Verwandten und Zögling Aug. v.
Kotzebue (Leipz. 1791).
ein alter griech. Sänger und Dichter der mythischen Zeit, der Sage
nach ein Sohn des Eumolpus und der Selene,
[* 7] nach andern des Orpheus.
[* 8]
Später führte man eine ganze Litteratur auf ihn zurück:
Orakel, Einweihungen und Reinigungen, Heilmittel gegen Krankheiten, ferner eine Titanomachie, Theogonie, Hymnen und verschiedene
andere Gedichte.
Einzelne noch erhaltene Verse sind von Kinkel in «Epicorum graecorum fragmenta»,
Bd. 1 (Lpz. 1877),
griech. Dichter, der Ende des 5. oder zu Anfang des 6. Jahrh.
n. Chr. lebte, verfaßte ein anmutiges erotisches Epos «Hero
und Leander». Musäus ist ein Nachahmer des Nonnus (s. d.), schloß
sich aber in seinem Gedicht wohl enger als dieser an ein Vorbild der alexandrinischen Zeit an. Von Ausgaben
sind die von Passow (mit Übersetzung, Lpz. 1810),
Joh. Karl Aug., Schriftsteller, geb. zu Jena, studierte daselbst Theologie, wurde 1763 Pagenhofmeister
in Weimar und 1769 Professor am dortigen Gymnasium. Er starb zu Weimar. Seine bedeutendsten Schriften gingen aus
dem Gegensatze gegen verkehrte Zeitrichtungen hervor und haben deswegen fast alle eine satir. Beimischung.
Zuerst arbeitete er in «Grandison der Zweite» (3 Bde., Eisenach 1760-62; ganz umgearbeitet
als «Der deutsche Grandison», 2 Bde.,
ebd. 1781-82) der übertriebenen Verehrung des «Grandison» von Richardson
entgegen. Seine «Physiognomischen Reisen» (4 Hefte, Altenb. 1778-79) sind gegen Lavater gerichtet. Musäus' Hauptwerk
sind die vortrefflichen «Volksmärchen der Deutschen» (5 Bde., Gotha 1782-86;
neu hg. von MoritzMüller, Lpz. 1868; 3. illustrierte Prachtausgabe, hg. von Klee, 2. Aufl.,
Hamb. 1870). Eine u. d. T. «Straußfedern»
(Bd. 1, Berl. und Stett.
1787) begonnene Reihe von Erzählungen fortzusetzen hinderte Musäus der Tod. Nach seinem Tode erschienen von Kotzebue, seinem Verwandten,
herausgegeben die «Nachgelassenen Schriften» (Lpz. 1791). -