Murillo
(spr. -rilljo), Bartolomé Estéban, span. Maler, geb. zu Sevilla, [* 2] gest. daselbst erhielt hier seinen ersten künstlerischen Unterricht bei seinem Oheim Juan del Castillo, seit 1643 in Madrid [* 3] bei dem Hofmaler Velazquez. Tizian, Correggio, Rubens, van Dyck waren M.s Lieblingsmeister. Nach zwei Jahren gründlichen Studiums kehrte er 1645 nach Sevilla zurück, wo er Stifter einer Schule wurde und mit Bestellungen für Kirchen, Klöster und große Herren überhäuft war. Er brachte eine große Anzahl von Werken hervor, die ihm einen weit verbreiteten Ruhm, ein großes Vermögen und den ersten Rang unter den Malern seines Jahrhunderts erwarben.
Von einer seltenen Fülle und Leichtigkeit in der Erfindung, von einem Zauber der
Farbe und einem in der Feinheit
des Helldunkels wie in der sinnlich-poet. Empfindungsweise dem Correggio verwandten
Naturell, von der erstaunlichsten Meisterschaft
in der Pinselführung versuchte sich Murillo
mit gleicher Überlegenheit auf den verschiedensten Gebieten der Malerei.
Bezüglich der technischen Behandlung unterscheiden die span. Kunsthistoriker in den Werken des
Murillo
drei
Manieren: die «kühle» (frio),
mit einem weichern Vortrag und einer zarten Stimmung und Harmonie der Farben in hellen Silbertönen;
die «warme» (calido),
die, in einem hellen Goldtone durchgeführt, Kraft [* 4] mit Wärme [* 5] und Klarheit der Farbe vereinigt, und die «duftige» (vaporoso), in welcher ein blasses, silbergraues Kolorit vorherrscht, das oft von schöner harmonischer Wirkung, bisweilen aber zu matt und verschwommen ist. In seinen Werken herrschen, zuweilen nebeneinander, zwei Auffassungsweisen.
Die eine, derb, kräftig und naturwahr, ist vertreten durch Bilder aus dem gewöhnlichen Leben; die andere Weise behält das realistische Element zur Grundlage, verbindet aber damit das Bestreben nach größerer Zartheit und Milde und charakterisiert sich in heiligen Familien, Madonnenbildern u.s.w.
Seine erste Arbeit (um 1645), die ihn berühmt machte, war die Ausmalung des Kreuzgangs des Franziskanerklosters in Sevilla mit elf Bettelmönchsgeschichten; erhalten sind davon: Die Armenspeisung (Ferdinand-Akademie zu Madrid), Tod der heil. Klara (seit 1894 in der Dresdener Galerie) und Die Engelsküche oder Wunder des heil. Diego (im Louvre zu Paris). [* 6] Letzteres Bild insbesondere giebt eine Vorstellung von seiner, trotz der abenteuerlich-wunderbaren Geschichte ganz naiven Erzählungsweise. 1655 wurden ihm Arbeiten für die Kathedrale anvertraut; Die Vision des heil. Antonius in der Taufkapelle, sein größtes Leinwandgemälde (1656), zeigt ihn auf der Höhe seines Könnens; später folgten die Gemälde des Kapitelsaals.
Den Reichtum der ihm zu Gebote stehenden Darstellungsmittel offenbaren einige große, ebenfalls für Sevilla ausgeführte Cyklen;
so 9 auf die Pflichten der Barmherzigkeit bezügliche Bilder für die Kirche de la Caridad (1670 fg.), darunter: Speisung der Fünftausend, Moses schlägt Wasser aus dem Felsen;
ferner 4 für Sta. Maria la Blanca, 17 für die Kirche der Kapuziner (1676 vollendet), diese sind bis auf 3 im Museum zu Sevilla vereinigt. Am meisten bevorzugte in seinen Darstellungen die Erscheinung der Maria, des Jesuskindes, Christi, welche Heiligen wie Antonius, Bernhard, Franz zu teil wird;
die heroischen Handlungen der letztern mit Bevorzugung der Menschenliebe, Madonnenbilder, besonders die Conceptio, die Kinder Jesus und Johannes.
Hierher gehören: Geburt Mariä (Paris, Louvre), Heilige Anna die Maria unterrichtend (Madrid, Pradomuseum), Unbefleckte Empfängnis (mehrere im Pradomuseum zu Madrid, unter denen das auf beigefügter Tafel: Madonna. Von ¶