Das
Thal
[* 5] der ist das tiefste und wildromantischte im nördlichen
Schwarzwald, ihr Gebiet reich an schönen
Waldungen, daher die Holzflößerei auf ihr und selbst auf den kleinern Nebenflüssen (betrieben von den Murgflößern oder
der Murgschifferschaft, einer seit
Jahrhunderten bestehenden Handelsverbindung, die große Waldbesitzungen, Floßrechte, Sägeetablissements,
eigne
Förster etc. besitzt) mit
Hilfe großartiger Schwellungen von alters her bedeutend. Der Flußspiegel liegt bei Baiersbronn
528, bei
Rastatt 114 m ü. M. Seit 1869 wird das Murgthal von der
Murgthalbahn (Rastatt-Gernsbach) durchzogen.
(Kt. Aargau
und Bern).
2 km langer, rechtsseitiger Zufluss der Aare. Entsteht aus der Vereinigung der Roth mit der Langeten
(423 m) und mündet in Murgenthal in 404 m. Bildete zusammen mit der Roth im Mittelalter die Grenze zwischen dem transjuranischen
Burgund und den alemannischen Gauen und später diejenige zwischen dem Ober und Unter Aargau.
Heute trennt sie die Kantone Bern
und Aargau
voneinander.
1263: rivas Murgatun.
Dorf: 38 Häuser, 353 Ew. Acker- und Obstbau,
Viehzucht.
Industrielle Ortschaft mit einer grossen Baumwollweberei (200 Arbeiter), einer bedeutenden Stickfabrik und einer
ebenfalls bedeutenden Säge. Schönes Schulhaus. Elektrisches Licht. Hauswasserversorgung. Ein unter der Leitung von Schwestern
aus Menzingen stehendes Arbeiterheim. Beliebter
Kurort. Gemeinnützige Gesellschaft. Die aus 1760 stammende
Kirche ist geschmackvoll restauriert worden und hat ein schönes Geläute. Oberhalb des Dorfes hat man im Bett des hier zwei
schöne Fälle bildenden Murgbaches interessante Erosionstrichter entdeckt.
Reizendes Pflanzenkleid, das vielfach an südliche Gegenden erinnert. 837: Murgha; 1045: Murga. Als eigene
Kirchgemeinde 1730 von Quarten abgetrennt. Das Dorf ist im Krieg gegen Oesterreich 1386 von den Glarnern in Asche gelegt worden.
Nahe über dem Dorf steht das Denkmal für den deutschen Freiheitskämpfer Dr. Heinrich Simon, Mitglied des Parlamentes 1848 und
später Direktor der Kupferbergwerke auf der Mürtschenalp, der hier im See ertrunken ist. Fund von Bronzegegenständen.
Lauflänge 28,5 km; Gefälle bis Fischingen durchschnittlich 8%; Flussbreite zwischen Frauenfeld und Kurzdorf bei Mittelwasserstand 12 m.
Das im Mittellauf meist breite Thal der Murg verengt sich zwischen Matzingen und Frauenfeld zu einem eigentlichen Waldtobel.
Grösster Nebenfluss ist die Lauche, die von Märwil-Affeltrangen her kommt, den Thunbach aufnimmt und bei
Matzingen von rechts mündet, wo der Murg auch noch von links die dem Bichelsee entspringende Lützelmurg zufliesst. Bei Fischingen
erhält sie ferner den Aubach oder Giessen. Die Murg ist der Industrie völlig dienstbar gemacht und wird von zahlreichen Stauwehren
gequert, die die Ableitung von Fabrikkanälen ermöglichen.
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Sie treibt so in Sirnach, Münchwilen, Wängi, Matzingen, Murkart und Frauenfeld etwa ein Dutzend Fabriken und Mühlen. Bei trockener
Zeit nehmen die Fabrikkanäle dem Fluss beinahe alles Wasser weg, so dass er dann nur einem geringfügigen Rinnsal gleicht.
Umgekehrt schwillt er bei heftigen Gewittern oder lange andauern, dem Regenwetter zu einem stürmischen
und gefährlichen Wildbach an. So stieg sein Wasser im Juni 1876 im Verlauf von wenigen Stunden um 7,5 m an und riss in Frauenfeld
ein Haus mit sich; um den brausenden Wogen einen schnellen Abfluss zu verschaffen, sah man sich damals genötigt, die Pfeiler
der steinernen Flussbrücke zwischen Frauenfeld und Kurzdorf, sowie ein Turbinenhaus mit Kanonenschüssen
niederzulegen. Am Pfingstsonntag 1902 verursachte ein neues Hochwasser in Fischingen, Matzingen und Langdorf Verheerungen und
riss z. B. an letzterm Orte die zum Exerzierplatz führende «Militärstrasse»
weg, ging aber unter der neuen eisernen Brücke von Kurzdorf durch, ohne hier über die Ufer zu treten.
Seither hat man umfassende Verbauungsarbeiten ausgeführt, an welche der Bund 50000 Fr. beisteuerte, während der Rest der
Kosten vom Kanton, den Gemeinden und den zu Korporationen vereinigten Grundbesitzern am Flussufer getragen wurde. 1877-1881
sind die Ufer auf eine Länge von 30336 m eingedämmt worden, zu welchem Zweck eine Erdbewegung von 171430
m3 nötig war. Diese Arbeiten wurden vom Bund mit 33% subventioniert und kosteten den Kanton (1877-1880) 92070 Fr. Durch
Dämme, Steinbrüstungen, Flechtwerk etc. ist die Murg jetzt derart verbaut, dass künftige Hochwassergefahren ausgeschlossen
sein dürften. Der zahlreichen Stauwehre wegen ist die Murg nicht reich an Fischen, trotzdem die Fischzuchtanstalt
in Münchwilen zahlreiche junge Fischlein auszusetzen pflegt. Zur Laichzeit steigen von der Thur her Forellen, Barben und Nasen
bis Frauenfeld hinauf, und im Winter zeigen sich stellenweise einige wilde Enten.