Munzinger
,
Werner, Reisender und Linguist, geb. zu Olten in der Schweiz, [* 2] studierte Naturwissenschaft, orientalische Sprachen und Geschichte in Bern, [* 3] München [* 4] und Paris, [* 5] ging 1854 als Chef einer Handelsexpedition nach Massaua, [* 6] verweilte 1855 in Keren, dem Hauptort der Bogos, und ließ als Resultat seiner Beobachtungen »Die Sitten und das Recht der Bogos« (Winterth. 1859) erscheinen. 1861 beteiligte er sich an der deutschen Expedition nach Zentralafrika unter Heuglin, kehrte aber 1864 nach den nördlichen und nordöstlichen Grenzländern Abessiniens zurück. Er wurde 1865 britischer Konsul in Massaua und leistete 1867 der englischen Armee in Abessinien die wichtigsten Dienste. [* 7] 1868 übernahm er auch das französische Konsulat, welches er bereits früher verwaltet hatte, legte aber 1870 beide Konsulate nieder und bereiste von Aden [* 8] aus mit Kapitän Miles die südöstlichen Küstenländer Arabiens.
Nachdem er 1871 als
Gouverneur von
Massaua (mit dem
Titel Bei) in die
Dienste des
Chedive getreten, annektierte er einen Teil
der nordabessinischen Grenzländer und wurde 1872 zum
Pascha und
Generalgouverneur des östlichen
Sudân
ernannt. Ende
Oktober 1875 unternahm er von Tadschurra aus einen Kriegszug in das
Land der
Galla, auf welchem er 14. Nov. von den
letztern bei
Aussa überfallen und verwundet wurde und 16. Nov. starb. Munzinger
veröffentlichte noch: »Ostafrikanische
Studien« (Schaffh.
1864);
»Die deutsche Expedition in Ostafrika« (Gotha [* 9] 1865) und »Vocabulaire de la langue Tigré« (Leipz. 1865).
Vgl. Dietschi und
Weber, W. Munzinger
, ein Lebensbild
(Olten 1875).