Mundkrankh
eiten.
Von den
Krankheiten der Mundschleimhaut oder schlechtweg Mundkrankh
eiten sind hier folgende
zu erwähnen: Der
Katarrh der Mundschleimhaut
(Stomatitis catarrhalis) ist eine überaus häufige
Krankheit und entsteht durch
allerhand
Reize, z. B. durch den
Druck der hervorbrechenden
Zähne,
[* 2] welcher sehr häufig zu den schwersten
Formen des Mundkatarrhs
führt.
Scharfe Zahnränder,
Zahngeschwüre,
Wunden im
Mund, sehr heiße, sehr kalte oder sonstwie reizende
Speisen
und
Getränke, Tabakrauchen und Tabakkauen rufen Mundkatarrh hervor. In vielen
Fällen pflanzt sich der Mundkatarrh von benachbarten
Organen auf die Mundschleimhaut fort.
Wunden und Entzündungen im Gesicht, [* 3] besonders aber die Gesichtsrose, ferner Entzündungen der Rachenschleimhaut und der Mandeln verbinden sich fast stets mit Mundkatarrh. Ganz gewöhnlich aber tritt letzterer zu dem akuten und chronischen Magenkatarrh hinzu. Der Mundkatarrh ist endlich nicht selten Symptom eines allgemeinen konstitutionellen Leidens, besonders des Skorbuts, des Typhus, Scharlachfiebers, der Syphilis und der chronischen Quecksilbervergiftung.
Beim akuten Mundkatarrh, welcher den Zahndurchbruch begleitet, ist die Schleimhaut erst stark gerötet, geschwollen, schmerzhaft und trocken; später stellt sich reichliche Schleimabsonderung ein. Bei dem chronischen Mundkatarrh ist die Schleimhaut mehr oder weniger geschwollen; an den seitlichen Rändern der Zunge bemerkt man leichte, von den Zähnen herrührende Eindrücke, und die Zunge ist mit einem dicken weißen Belag versehen, welcher teils aus Schleim, teils aus abgestoßenen Epithelzellen besteht. In diesem Belag findet man mikroskopisch feine Fadenpilze und Vibrionen.
Bei mäßigen Graden des akuten Mundkatarrhs klagen die Kranken über einen schleimig-pappigen, faden oder bittern Geschmack im Mund und über die übelriechenden, gasförmigen Ausdünstungen des faulenden Zungenbelags. Dabei haben die Kranken oft das normale Hungergefühl, doch verlangen sie meist nach pikanten Speisen. Bei der Behandlung des Mundkatarrhs besteht die Hauptaufgabe in der Beseitigung der ihn unterhaltenden Ursachen. Scharfe Zahnränder, die so leicht übersehen werden, sind mit Sorgfalt durch Abfeilen zu beseitigen; Wunden und Geschwüre der Mundschleimhaut sind gehörig zu behandeln; das Rauchen ist zu unterlassen oder eine lange Pfeife anstatt schwerer Zigarren einzuführen.
Der sekundäre Mundkatarrh verliert sich gewöhnlich mit der Beseitigung der Grundkrankheit. Gute Dienste [* 4] leisten bei dem chronischen Mundkatarrh Ausspülungen des Mundes mit einer Lösung von kohlensaurem Natron oder der langsame Genuß einer Flasche [* 5] Sodawasser bei nüchternem Magen. [* 6] Der Krupp des Mundes ist stets nur auf die hintern Teile beschränkt und Teilerscheinung der Rachenbräune, die Diphtherie des Mundes ist eine schwere Erkrankung, bei der die Schleimhaut selbst abstirbt und in einen weißlichen Schorf verwandelt wird, welcher nach seiner Abstoßung einen Substanzverlust ¶
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hinterläßt. Zuweilen zerfallen immer neue Schichten, und es tritt brandige Verschwärung ein. Diese Zerstörung kommt nicht allzu häufig vor. Sie stellt die schwereren Formen der mit Quecksilbermißbrauch einhergehenden Mundentzündung dar oder setzt sich bei den Epidemien von brandiger Rachenbräune auf die Mundhöhle [* 8] fort. Wenn sich die Schorfe abgestoßen und Geschwüre hinterlassen haben, so ist diese Form der Mundentzündung mit heftigen Schmerzen verbunden, welche durch Kauen und selbst durch Sprechen ins Unerträgliche gesteigert werden.
Die Speichelabsonderung ist enorm vermehrt, und es entwickelt sich ein höchst unangenehmer Geruch aus dem Munde des Patienten. Unter 8-14 Tagen pflegt das Befinden des Kranken sich selten einigermaßen zu bessern. Fleißiges Ausspülen des Mundes mit Lösungen von chlorsaurem Kali oder mit Wasser und Rotwein im Beginn der Krankheit, später Bepinselung der Geschwüre mit einer Höllensteinlösung sind sehr zu empfehlen. Am wirksamsten, wenn auch ungemein schmerzhaft, ist das zeitweise Bestreichen der Geschwüre mit Höllenstein in Substanz.
Eine eigne Art der brandigen Zerstörung der Mundschleimhaut kommt beim Wasserkrebs (s. d.) vor. Die Mundfäule (Stomakace) ist eine mit Geschwürsbildung einhergehende Entzündung der Mundschleimhaut, wobei die Absonderung der Mundflüssigkeit wie des Speichels in hohem Grad vermehrt ist und durch die auf der innern Mundfläche faulenden Epithelzellen ein höchst widriger und intensiver Geruch entsteht. Die Mundfäule kommt zu manchen Zeiten auffallend häufig, besonders bei Kindern, vor, und es hat fast den Anschein, als ob sie sich durch einen Ansteckungsstoff von einer Person auf die andre übertragen könne.
Die Geschwüre der Mundschleimhaut rufen meist empfindliche Schmerzen hervor, welche durch das Sprechen und Kauen vermehrt werden. Der widrige Geruch aus dem Mund bessert sich bei häufig wiederholten Ausspülungen der Mundhöhle mit verdünntem Chlorwasser. Die Geschwüre selbst pflegen, wenn sie nicht zu tief gehen, bei der Anwendung des chlorsauren Kalis, welches man entweder als Gurgelwasser verwenden, oder in geringen Mengen von höchstens 2 g täglich schlucken lassen kann, überraschend schnell zu heilen. Wenn die Besserung länger auf sich warten läßt, so bepinselt man die Geschwürchen mit einer Höllensteinlösung. Die übrigen s. unter Schwämmchen, Skorbut, Syphilis, Zähne und Zunge.