Hier trat er als fanatischer Gegner alles Kirchentums auf und forderte mit
Berufung auf sein
»inneres Licht« eine Radikalreform
im Kirchlichen wie im
Politischen. 1524 genötigt,
Allstedt zu verlassen, ging er nach
Mühlhausen,
[* 9] von wo er seine »Hochverursachte
Schutzrede und Antwort wider das geistlose, sanftlebende
Fleisch zu
Wittenberg« veröffentlichte. Nachdem
er einige Zeit in
Nürnberg,
[* 10] Basel,
[* 11] im
Hegau etc. zugebracht, kehrte Münzer im
Dezember 1524 nach
Mühlhausen zurück und ward 1525 von
den
Wiedertäufern zum
Pfarrer daselbst berufen. Er gewann sofort die Volksmenge, ernannte sich zum Vorsitzenden des aus seinen
Anhängern neuerwählten
Rats und drang auf
Gütergemeinschaft, Beseitigung der Kindertaufe etc. Umsonst
eiferte
Luther gegen den »Mordpropheten« und seine Sendboten; bald stand alles
Land rings um
Mühlhausen in hellen
Flammen des
Aufruhrs. Als der
LandgrafPhilipp vonHessen
[* 12] kriegsgerüstet den
Bauern entgegentrat,
eilte Münzer
nach
Frankenhausen, ward aber hier total geschlagen. Auf der
Flucht ergriffen, wurde
er gefoltert und zu
Mühlhausen nebst 25 andern Aufrührern 30. Mai enthauptet.
SeinLeben beschrieben unter andern: Melanchthon
(»Die Historie von Thome
Müntzer des anfengers der döringischen Uffrur«, 1525),
Strobel (Nürnb. 1795) und in neuerer Zeit
Seidemann
(»Thomas eine
Biographie«, Leipz. 1842).
Thomas, religiöser Schwärmer, geb. um
1490 zu Stolberg am Harz, studierte wahrscheinlich zu Wittenberg, war
dann Lehrer in Aschersleben
[* 13] und Halle, später Kaplan in einem Nonnenkloster zu Beutwitz und kam 1520 als
Prediger nach Zwickau, wo er mit Schwärmern wie NiklasStorch in Verbindung trat. 1521 ging er nach Prag, um sich unter den HussitenAnhänger zu verschaffen; 1523 wurde er Prediger zu Allstedt in Thüringen. Durch mystische Schriften begeistert, eiferte er in
seinen Predigten heftig nicht nur gegen Papsttum und Scholastik, sondern auch gegen das «knechtische,
buchstäbische und halbe» Wesen der «leisetretenden» Reformatoren, forderte mit Berufung auf sein «inneres Licht»
[* 14] eine radikale
Reformation inKirche und Staat und Ausrottung aller Obrigkeit; ein kommunistischer Gottesstaat war sein Ziel.
Deshalb mußte er 1524 auf Luthers Veranlassung Allstedt verlassen. Er ging, nach vorübergehendem Aufenthalt
zu Mühlhausen auch von hier vertrieben, nach Nürnberg, dann nach Basel
und dem Klettgau, trat in Verbindung mit den schweiz. Wiedertäufern
und den süddeutschen Bauern und kam hierauf nach Thüringen zurück, wo er sich wieder in Mühlhausen niederließ. Hier gewann
er, von einem entlaufenen Mönch, Namens Pfeifer unterstützt, die Massen, setzte den alten Rat ab und plünderte
die Kloster und die Häuser der Reichen.
Bei Beginn des Bauernkrieges 1525 rief «Münzer. Mit dem Schwert Gideonis»,
wie er sich damals schrieb, seine Anhänger zum Vernichtungskampfe gegen die «gottlosen Fürsten und Pfaffen» auf. Als er aber
dem bedrängten Frankenhausen zu Hilfe zog, ward er hier von dem Landgrafen Philipp von Hessen und HerzogGeorg von Sachsen
[* 15] gänzlich geschlagen. Er ward in Frankenhausen ergriffen und im Lager
[* 16] bei Mühlhausen mit andern
Rädelsführern, darunter Pfeifer, enthauptet. –
Vgl. Seidemann, ThomasMünzer (Dresd. und Lpz. 1842);