Münzer
,
Thomas, religiöser Schwärmer, geb. um 1490 zu Stolberg [* 2] am Harz, studierte wahrscheinlich zu Wittenberg, [* 3] war dann Lehrer in Aschersleben [* 4] und Halle, [* 5] später Kaplan in einem Nonnenkloster zu Beutwitz und kam 1520 als Prediger nach Zwickau, [* 6] wo er mit Schwärmern wie Niklas Storch in Verbindung trat. 1521 ging er nach Prag, [* 7] um sich unter den Hussiten Anhänger zu verschaffen; 1523 wurde er Prediger zu Allstedt in Thüringen. Durch mystische Schriften begeistert, eiferte er in seinen Predigten heftig nicht nur gegen Papsttum und Scholastik, sondern auch gegen das «knechtische, buchstäbische und halbe» Wesen der «leisetretenden» Reformatoren, forderte mit Berufung auf sein «inneres Licht» [* 8] eine radikale Reformation in Kirche und Staat und Ausrottung aller Obrigkeit; ein kommunistischer Gottesstaat war sein Ziel.
Deshalb mußte er 1524 auf Luthers Veranlassung Allstedt verlassen. Er ging, nach vorübergehendem Aufenthalt zu Mühlhausen [* 9] auch von hier vertrieben, nach Nürnberg, [* 10] dann nach Basel [* 11] und dem Klettgau, trat in Verbindung mit den schweiz. Wiedertäufern und den süddeutschen Bauern und kam hierauf nach Thüringen zurück, wo er sich wieder in Mühlhausen niederließ. Hier gewann er, von einem entlaufenen Mönch, Namens Pfeifer unterstützt, die Massen, setzte den alten Rat ab und plünderte die Kloster und die Häuser der Reichen.
Bei Beginn des
Bauernkrieges 1525 rief «Münzer.
Mit dem Schwert Gideonis»,
wie er sich damals schrieb, seine
Anhänger zum Vernichtungskampfe gegen die «gottlosen Fürsten und
Pfaffen» auf.
Als er aber
dem bedrängten
Frankenhausen zu Hilfe zog, ward er hier von dem Landgrafen Philipp von Hessen
[* 12] und
Herzog
Georg von
Sachsen
[* 13] gänzlich geschlagen. Er ward in
Frankenhausen ergriffen und im Lager
[* 14] bei
Mühlhausen mit andern
Rädelsführern, darunter Pfeifer, enthauptet. –
Vgl. Seidemann,
Thomas Münzer
(Dresd. und Lpz. 1842);
Falckenheiner, Philipp der Großmütige im Bauernkriege (Marburg [* 15] 1887);