Münzer
,
Thomas, Schwärmer im Reformationszeitalter, geboren um 1489 zu Stolberg [* 3] am Harz, studierte Theologie, ward 1519 Kaplan des Beutitzer Nonnenklosters zu Halle. [* 4] 1520 als evangelischer Prediger nach Zwickau [* 5] berufen, trat er hier mit einer schwärmerischen Brüderschaft, deren Haupt der Tuchmacher Niklas Storch war, in Verbindung und ward daher 1521 seiner Stelle entsetzt. Er wandte sich hierauf zuerst nach Prag, [* 6] sodann nach Wittenberg, [* 7] wo er sich Karlstadt anschloß, und von dort nach Nordhausen, [* 8] bis er 1523 als Prediger zu Allstedt in Thüringen angestellt ward.
Hier trat er als fanatischer Gegner alles Kirchentums auf und forderte mit
Berufung auf sein
»inneres Licht« eine Radikalreform
im Kirchlichen wie im
Politischen. 1524 genötigt,
Allstedt zu verlassen, ging er nach
Mühlhausen,
[* 9] von wo er seine »Hochverursachte
Schutzrede und Antwort wider das geistlose, sanftlebende
Fleisch zu
Wittenberg« veröffentlichte. Nachdem
er einige Zeit in
Nürnberg,
[* 10] Basel,
[* 11] im
Hegau etc. zugebracht, kehrte Münzer
im
Dezember 1524 nach
Mühlhausen zurück und ward 1525 von
den
Wiedertäufern zum
Pfarrer daselbst berufen. Er gewann sofort die Volksmenge, ernannte sich zum Vorsitzenden des aus seinen
Anhängern neuerwählten
Rats und drang auf
Gütergemeinschaft, Beseitigung der Kindertaufe etc. Umsonst
eiferte
Luther gegen den »Mordpropheten« und seine Sendboten; bald stand alles
Land rings um
Mühlhausen in hellen
Flammen des
Aufruhrs. Als der
Landgraf
Philipp von
Hessen
[* 12] kriegsgerüstet den
Bauern entgegentrat,
eilte Münzer
nach
Frankenhausen, ward aber hier total geschlagen. Auf der
Flucht ergriffen, wurde
er gefoltert und zu
Mühlhausen nebst 25 andern Aufrührern 30. Mai enthauptet.
Sein
Leben beschrieben unter andern: Melanchthon
(»Die Historie von Thome
Müntzer des anfengers der döringischen Uffrur«, 1525),
Strobel (Nürnb. 1795) und in neuerer Zeit Seidemann (»Thomas eine Biographie«, Leipz. 1842).