Münster.
Deutsche Form des franz. Moutier, Môtier und Môtiers und wie dieses vom latein. monasterium = Kloster, Kirche herzuleiten.
Münster
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Münster.
Deutsche Form des franz. Moutier, Môtier und Môtiers und wie dieses vom latein. monasterium = Kloster, Kirche herzuleiten.
Münster
Münster,
romanisch Müstair (Kt. Graubünden, Bez. und Kreis Münsterthal). 1248 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer des Rombaches; 1 km oberhalb der Grenze gegen das Tirol, 71 km onö. der Station Bevers der Albulabahn und 32 km sö. Zernez. Postbureau, Telegraph; Postwagen Zernez-Ofenberg-Mals (Tirol). 95 Häuser, 599 kathol. Ew. (wovon 507 romanischer, 64 deutscher und 28 italienischer Zunge). Wiesenbau und Viehzucht, Alpwirtschaft. Das Benediktiner-Frauenkloster zu Münster soll der Sage nach 801 von Karl dem Grossen gestiftet worden sein, ist aber in Wirklichkeit erst 1087 unter Bischof Norbert von Chur von Taufers (Monasterium Tuberis) hierher verlegt worden.
Karl der Dicke schenkte es seinem Kanzler Johann von Vercelli, der es seinerseits an den Bischof von Chur austauschte. Sein bekanntester Gönner ist Ulrich II. von Tarasp gewesen, der ihm bedeutende Schenkungen zuwies. Dieses Kloster besass zahlreiche Güter im Münster- und Etschthal sowie im Unter Engadin und ferner den Kirchensatz in Münster und Tarasp. Die Verwaltung des weltlichen Besitzes besorgten die Gouverneure von Matsch, dann die Erzherzoge von Oesterreich und endlich der Bischof von Chur. 1804 zog Oesterreich die ausserhalb der Schweiz liegenden Güter des Klosters an sich, wodurch dieses starke Einbusse erlitt und sich veranlasst sah, an Stelle der bisherigen Aebtissin eine auf je drei Jahre gewählte einfache Priorin zu setzen.
Die Benediktinerinnen leiten jetzt ein Erziehungsinstitut für Mädchen. Ferner besteht in Münster ein 11734 gestiftetes Kapuzinerkloster, das der tirolischen Kirchenprovinz untersteht. 5 km unterhalb Münster, das nur 10 Minuten von der Grenze entfernt liegt, findet sich die Calvenschlucht, wo die von den Eidgenossen unterstützten drei Bünde 1499 einen glorreichen Sieg über das Haus Oesterreich erfochten und wo Benedikt Fontana (Fontana-Denkmal in Chur seit 1903) den Heldentod starb. In Münster wurde ums Jahr 1500 Simon Lemnius geboren, der in seiner Rhaeteïs die Freiheitskämpfe der drei Bünde besungen hat. Heimat des Philanthropen Pater Theodosius Florentini, des Begründers des Klosters Ingenbohl (bei Schwyz), des Kollegiums in Schwyz und des Institutes Menzingen (Zug). Vergl. Foffa, P. Das bündnerische Münsterthal. Chur 1864; Bott, J. Die Losreissung des Gerichts Untercalven und der Gemeinde Taufers vom Freistaat der drei Bünde. Chur 1860; Münsterthal, das bündnerische, mit Ofenberg und Umbrail-Route. Samaden 1903.
oder Beromünster (Kt. Luzern, Amt Sursee). 656 m. Gem. und Flecken nahe der Grenze gegen den Aargau, im obern Winenthal und an der Strasse Sursee-Reinach; 20,5 km nnw. Luzern. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Emmenbrücke, Sursee und Reinach-Menziken. Gemeinde, mit Schlössli, Oberdorf, Schulgass und Moos: 202 Häuser, 973 kathol. Ew.; Flecken: 186 Häuser, 885 Ew. Pfarrkirche St. Stephan für die grosse untere Pfarrei und Pfarrkirche St. Michael für die obere Pfarrei, die die Klostergebäude umfasst.
Die kleine Gemeinde Münster ist fast ganz in der Gemeinde Gunzwil enklaviert und im N., W. und S. von den Endmoränen des einstigen Reussgletschers umgeben. Die den Flecken durchfliessende Winen treibt hier zwei Mühlen, zwei Sägen und eine mechanische Werkstätte. Ausgezeichnete Forellen. Die Bürgergemeinde hat ausgedehnten Landbesitz (so etwa 180 ha Wald und ein Torfmoor), von dem jeder Bürger einen Teil für sich bebauen darf. Das Fehlen von grösserer Wasserkraft und eines direkten Eisenbahnanschlusses hat der Grossindustrie bisher nicht gestattet, hier festen Fuss zu fassen. (Bahnlinie Reinach-Münster im Bau begriffen; Eröffnung 1905). Strohflechterei, Gartenbau; eine Bierbrauerei, eine mechanische Schlosserei.
Landwirtschaftlicher Verein. Käserei. Münster ist der Hauptort des gleichnamigen Gerichtsbezirkes. Es hat jährlich sieben stark besuchte Viehmärkte. Primarschulen, je eine Mädchen- und Knabensekundarschule, Gewerbeschule, Lateinschule mit 4 Klassen. Sehr reges gesellschaftliches Leben: ein Männerchor, zwei gemischte Chöre, ein Streichorchester, eine Blechmusik, je ein Turn-, Schiess- und Arbeiterverein, ein katholischer Gesellenverein.
Der Ort ist zu wiederholten Malen vom Feuer heimgesucht worden, so namentlich am an welchem Tage 103 Bauten (worunter 94 Wohnhäuser) den Flammen zum Opfer fielen. Die damals gespendeten Liebesgaben erreichten den Betrag von 21098 Gulden (oder 160000 Franken). Der Wiederaufbau des Fleckens erfolgte nach einem besondern Plan, der die Wiederholung eines so grossen Unglückes ausschliesst. Vollständiges Hydrantennetz. Weit ¶
bekannt ist die in Münster am Auffahrtstag veranstaltete grosse Prozession, an der 4000-5000 Personen, worunter mehr als 200 Berittene, sich zu beteiligen pflegen. Das Handwerk hatte hier bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts einen goldenen Boden und wurde durch den Zunftzwang geschützt, den Münster gleich wie Sempach, Sursee und Willisau eingeführt hatte. Eines wohlverdienten guten Rufes erfreute sich namentlich die Goldschmiedekunst; die Hutmacher, Spielkartenfabrikanten, Töpfer, Gerber, Dreher, Färber und Spengler besassen eine ausgedehnte Kundschaft.
Dem Tuchhandel diente eine besondere sog. Tuchlaube. Eine Spezialität war die Herstellung von Fayencewaren (z. B. Ofenkacheln und Ziegeln) und Backsteinen, die sorgfältig geformt und originell verziert wurden und als beliebtes Material zum Eindecken der Dächer und Einrahmen der Fensteröffnungen guten Absatz fanden. Mehrere besonders schöne und gut erhaltene Proben dieser Industrie werden heute im Historischen Museum zu Luzern und im Schweizerischen Landesmuseum zu Zürich aufbewahrt.
Die Geschichte von Münster ist eng verknüpft mit derjenigen des Kollegialstiftes der Chorherren von Beromünster, dem der Flecken Dasein und Namen verdankt. Das Stift (Beronis Monasterium) wird zum erstenmal in einer vom Grafen Ulrich von Lenzburg am ausgestellten Schenkungsurkunde erwähnt, nach welcher es von seinen Eltern zu Ende des 10. Jahrhunderts gegründet worden ist und zwar, wie die Ueberlieferung erzählt, an der Stelle, wo sein Sohn Bero auf einer Bärenjagd den Tod gefunden haben soll.
Graf Ulrich erbaute die Stiftskirche, die er in der genannten Urkunde canonica mea nennt, und schenkte ihr reichen Grundbesitz in den Kantonen Luzern, Aargau, Obwalden und Solothurn. Zugleich fixierte er die Zahl der Chorherren auf 21 und setzte zum Schutz seiner Stiftung einen besonderen Kastvogt ein, der stets ein Angehöriger seiner Familie sein sollte. Ihm lag nicht nur ob, die Chorherren vor fremden Eingriffen zu schützen, sondern auch die Bauten des Stiftes in gutem Zustande zu erhalten; ferner musste er bei bestimmten Gelegenheiten allen Armen der Gegend und den zu dieser Zeit hier durchreisenden fremden Religiosen ein Freimahl ausrichten.
Zur Deckung der Kosten stand ihm ein ausgedehnter Grundbesitz zur Verfügung, dessen Ertrag die Summe von 30000 Fr. (nach heutigem Geld) überstieg. Dem Stiftspropst stand in seiner Eigenschaft als Oberer der Chorherren, als Verwalter der Stiftsgüter und als Lehnsherr der Vasallen und Hörigen die hohe und niedere Gerichtsbarkeit zu, von denen jene in seinem Namen vom Kastvogt ausgeübt wurde. Dabei durfte aber nicht im Flecken Münster selbst Gericht gehalten werden.
Nachdem die Lenzburger 1172 ausgestorben waren, erwirkte der Propst Diethelm Freiherr von Wolhusen von Kaiser Friedrich I. Barbarossa eine Urkunde, die das Stift direkt unter den Schutz des Reiches stellte. Doch wussten es die Grafen von Kiburg als Erben der Lenzburger durchzusetzen, dass das Amt des Kastvogtes ihnen zugesprochen wurde. Die Folge davon waren zahlreiche Streitigkeiten über den Umfang der Rechte und Kompetenzen der Vögte. 1217 brannten die Kiburger mit Hilfe der ihnen verwandten Habsburger das Stift nieder und verjagten die Chorherren, die in Aarau Zuflucht fanden.
Endlich griff der Kaiser selbst ein, indem er die Rechte des Stiftes und diejenigen der Vögte ganz bestimmt normierte. Die Chorherren kehrten nach Münster zurück. Sie bauten die Kirche wieder auf, nicht aber das Stiftshaus, so dass sie einzeln in gekauften oder gemieteten Häusern des Fleckens wohnten oder auch in den dem Stift unterstehenden Pfarreien als Seelsorger wirkten. So konnte es vorkommen, dass von den 21 Chorherren oft blos 7 oder 8 in Münster selbst weilten.
Dafür liessen sich hier Franziskaner-, Augustiner- und Dominikanermönche nieder, die am Kirchendienst sich beteiligten und dafür vom Stift entschädigt wurden. Der vom Grafen Hartmann dem Jüngern von Kiburg 1246 zum Untervogt ernannte Ritter Arnold von Richensee erpresste von den Chorherren mehr als 150000 Fr., brachte das Stift um einen Teil seines Grundbesitzes, plünderte einmal Nachts die Kirche aus und misshandelte den Propst und die Chorherren, deren einige er ins Gefängnis warf.
Als er dafür zur Rechenschaft gezogen werden sollte, legte er auch noch die Wohnung des Propstes und den Flecken in Asche, worauf er in Acht und Bann erklärt wurde. Nach dem Aussterben der Kiburger 1273 kam die Kastvogtei an die Habsburger. Von nun an erfreute sich das Stift mit Ausnahme einiger kleinerer Anstände, bis um die Mitte des 14. Jahrhunderts völliger Ruhe, Sicherheit und stets sich hebenden Wohlstandes. Dann wurde es wider seinen Willen in den Kampf zwischen den Eidgenossen und Oesterreich mitgerissen. Am verbrannten jene die Propstei und Kirche, den Flecken und die benachbarten Dörfer u. steckten nach der Schlacht bei Sempach 1386 die Kirche zweitesmal in Brand.
Der Friede vom stellte das Michelsamt (Bezirk Münster, nach St. Michel, dem Patron des Stiftes, so genannt) wiederum unter die Oberhoheit des Stiftes, das diese nun bis 1798 beibehielt. (Immerhin wurde Rothenburg davon losgetrennt und an Luzern abgetreten). In der Folge suchte Oesterreich das Stift ganz von sich abhängig zu machen und erlangte wirklich auch das Recht der Wahl des Propstes und der Chorherren. Zur Zeit der Eroberung des Aargaues bemächtigte sich Luzern 1415 des ganzen Michelsamtes und des Stiftes, und ums Jahr 1430 liess sich der Rat von Luzern von Kaiser Sigismund auf alle Zeiten das Wahlrecht des Propstes und der Chorherren verbriefen.
Von dieser Zeit an ward das Stiftshaus zu einem sehr beliebten Aufenthaltsort reicher Luzerner Familien, die Beromünster mit grossen Schenkungen bedachten, so dass sich sein Besitz rasch vermehrte. So erhielt es 1479 den Zehnten, die Pfründe und den Kirchensatz von Grosswangen, sowie als Entschädigung für erlittene Unbill durch Krieg oder Feuer die Kirchenschätze von Rothenburg und Dopleschwand. Zur Zeit der Reformation traten mehrere Chorherren zur neuen Lehre über; doch gelang es dem damaligen Propst, mit Hilfe des Rates von Luzern die Auflösung des Stiftes zu verhüten. Die während der ganzen Dauer der Luzerner Oberherrschaft zwischen dem Propst und der Regierung zu Luzern ziemlich oft ausbrechenden Meinungsverschiedenheiten konnten meist durch gegenseitige Uebereinkunft gütlich beigelegt werden.
Die helvetische Revolution und der Einfall der Franzosen (1798) brachten das Stift um seine sämtlichen Hoheitsrechte; man legte ihm starke Kriegssteuern auf und raubte auch einen Teil des Kirchenschatzes, der silberne Kunstgeräte im Gesamtgewicht von 300 kg enthalten hatte. Dank der kräftigen Einsprache der Regierung von Luzern und einiger einflussreicher Bürger von Münster und Umgebung anerkannte und garantierte ihm jedoch ¶
die helvetische Regierung seine Existenz. 1806 schloss Luzern mit dem Bischof von Konstanz ein Konkordat, durch welches das Stift zum Ruhesitz für die Geistlichen des Kantons Luzern umgewandelt wurde. Nach dem Sonderbundskrieg belegte die Eidgenossenschaft das Stift 1807 mit einer Kriegssteuer von vollen 571000 Fr. und stellte zugleich sein Vermögen unter die Verwaltung des Staates Luzern. Sein jeweilen vom Grossen Rat normierter Beitrag an die kantonale Kirchenkasse betrug in gewissen Jahren bis zu 32000 Fr. 1895 erlangte es wieder eine grössere Selbständigkeit und darf nun seine Verwaltung unter Aufsicht des Staates selbst besorgen.
Heute zählt es 18 Chorherren und 10 Kapläne. Es unterstehen ihm die Pfarreien Grosswangen, Grossdietwil, Hochdorf, Neudorf, Richenthal, Rickenbach, Pfeffikon und Schongau, sowie die Kaplanei Gormund, es wählt den Pfarrer von Schwarzenbach und führt die Pfarrer von Sarnen und Inwil in ihr Amt ein. Als hervorragende Angehörige des Stiftes können genannt werden: Propst Ulrich II., Graf von Kiburg, der 1233 Bischof von Chur wurde;
der Dichter Rudolf von Liebegg;
der Schriftsteller und Historiograph am päpstlichen Hof Dietrich Sartor;
Heinrich Truchsess von Diessenhofen († 1376);
der Magister Artium Elias Heliae von Laufen († 1475), der erste bekannte Buchdrucker der Schweiz, dessen bemerkenswertes Wohnhaus (das «Schloss» genannt) heute noch steht;
Meister Heinrich Gundelfingen († 1490), Freund von Niklaus von der Flüe und dessen erster Biograph;
Propst Jost von Silinen († 1497), später Bischof von Sitten, vertrauter Ratgeber von König Ludwig XI. von Frankreich und erklärter Gegner Karls des Kühnen;
Propst Ludwig Bircher († 1639), der über die Geschichte seines Stiftes, sowie über die Rechte und Pflichten der Chorherren verschiedene grosse Werke veröffentlicht hat;
Kaplan Wilhelm Dörflinger († 1799), bekannt als Historiker, Heraldiker und geschickter Miniaturmaler;
der fleissige Schriftsteller Propst Fr. Bernhard Göldlin von Tiefenau († 1819), Administrator des schweizerischen Teiles der Diözese Konstanz;
Joseph Stalder († 1833), Verfasser des Schweizerischen Idiotikon und anderer gelehrter Werke.
Die zu Ende des 10. Jahrhunderts erbaute Stiftskirche war eine dreischiffige romanische Säulenbasilika. Da sie viermal den Flammen überliefert wurde, sind von diesem ersten Bau nur noch die Aussenmauern und die den Chor gegen die Seitenschiffe abschliessenden zwei Säulenreihen erhalten geblieben. Beim Neubau von 1386 brachte man gotische Fensteröffnungen an, und 1601-1608 restaurierte man den ganzen Bau im Renaissancestil. Die geschnitzten Chorstühle stammen aus 1608 und sind bemerkenswerte Kunstarbeiten der Brüder Fischer aus Laufenburg. 1774 und 1775 wurde das Innere der Kirche vollständig im Rococostil umgewandelt und reich mit Stukkaturen geschmückt.
Die Restauration von 1900 und 1901 hat daran nichts geändert. Der Kirchenschatz ist trotz der Plünderung von 1798 noch ein reicher. Die Stiftsbibliothek enthält alte Urkunden und Inkunabeln. Von bemerkenswerten Gebäuden in Münster sind ferner zu nennen die aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammende Propstei, das vom Buchdrucker Elias Heliae bewohnte «Schloss» und der 1581 erbaute Gasthof zum Hirschen. Hervorragende Bürger von Münster sind: Pfarrer Bernhard Häfliger (1750-1837), bekannt als Verfasser von Dichtungen in Mundart;
der Arzt und Philosoph Dr. Paul Ignaz Vital Troxler (1780-1866);
der Philolog Chorherr Renward Brandstetter (1782-1831);
der Philolog und Historiker Prof. Eutych Kopp (1793-1866);
Ulrich Gering von Münster (1472), der erste Buchdrucker von Paris.
Segesser, Ant. Phil. v. Rechtsgeschichte der Stadt und Republik Luzern. Band 1 und 4. Luzern 1851 und 1858; Riedweg, Matth. Geschichte des Kollegialstiftes Beromünster. Luzern 1881; Estermann, Melch. Geschichte der Stiftsschule in Beromünster. Luzern 1876; Estermann, Melch. Merkwürdigkeiten von Beromünster. Luzern 1876; Estermann, Melch. Heimatskunde von Neudorf, von Rickenbach und von Beromünster. Luzern 1875, 1878 und 1882; Urkunden des Stiftes Beromünster (im Geschichtsfreund 58 ff.; 1903 ff.); Kopp, K. A. Die Stiftsbibliothek von Beromünster. Luzern 1902, 1903; Mülinen, E. F. von. Helvetia sacra... 2 Bände. Bern 1858, 1861.
[Chorherr Kustos Arnet].
(Kt. Wallis, Bez. Goms). 1356 m. Grosses und schönes Pfarrdorf, auf dem Schuttkegel des Münsterbaches und neben einem vom Münstergalen abgebrochenen grossen Sturzschutthaufen, auf dem der Weiler Lauenen steht. Mitten im obern Gomserthal, am linken Ufer der Rhone und rings von Wiesen und Weiden umgeben. 34 nö. der Station Brig der Simplonbahn. Postwagen Brig Furka-Göschenen. Postbureau, Telegraph. 73 Häuser, 417 kathol. Ew. Das fast ganz aus Holzhäusern bestehende Dorf wird vom Münsterbach in zwei nahezu gleiche Hälften geteilt. Die alte Thalstrasse durchzieht das Dorf als malerische Gasse, während die neue Strasse dem Unterdorf ausweicht, um das Oberdorf zu gewinnen, wo die Post, das Gemeindehaus, der einzige Gasthof im Ort und die schöne Pfarrkirche stehen. Münster war einst die einzige Pfarrei im obern Goms, wie Aernen die einzige im untern Goms. Beide Orte haben sich seit alter Zeit in die Rolle als Hauptort des Zehnten Goms geteilt. Heute hat das von der neuen Strasse beiseite gelassene Aernen seinen Rang endgiltig an Münster abgetreten, wie es auch im untern Goms selbst von Fiesch an Bedeutung überflügelt worden ist. Das Dorf Münster vereinigt sämtliche Einwohner der Gemeinde in sich. Die Gemeinde Münster umfasst beide Rhoneufer: im N. zieht sie sich mit dem Münsterthal bis zum Löffelhorn (3098 m) hinauf, das zusammen mit den Rossenhörnern sich über dem grossen Oberaargletscher erhebt und den kleinen Münstergletscher trägt, dem der Münsterbach entspringt; im S. steigt sie mit dem Merzenbachthal bis zu dem über dem Griesgletscher stehenden Kamm der Ritzenhörner auf.
Sie grenzt im W. an die Gemeinde Reckingen und im O. an die Gemeinde Gesehenen. Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Viehzucht und Milchwirtschaft. An den am besten zur Sonne ausgesetzten Hängen werden noch Roggen und Gerste gebaut, die aber erst Ende August oder im September zur Reife kommen. Der Name des Ortes deutet auf das Vorhandensein eines ehemaligen Klosters (monasterium) hin, das zuerst der Abtei Interlaken unterstand und dann im 13. Jahrhundert zusammen mit dem Majorat Aernen zur bischöflichen Tafel in Sitten gehörte. 1344 erhielt Münster einen eigenen Richter.
Fortan wechselte es mit Aernen als Hauptort des obersten Zehnten ab. Das aus Holz erbaute bischöfliche Amtshaus in Münster war 1361 der Schauplatz eines tragischen Ereignisses, indem hier der mit den Grafen von Savoyen im Bunde stehende und von den Gomsern in Aernen gefangen genommene Bischof Tavelli elf Wochen lang (wovon acht Wochen gebunden und in Eisen) eingeschlossen gehalten wurde. Von allen Seiten verlassen, schloss er dann am mit den Abgeordneten ¶