Mücken
(Schnaken, Tipulariae Latr.), Familie aus der Ordnung der Zweiflügler, [* 2] zart gebaute, oft sehr kleine Tiere mit schnur- oder borstenförmigen, beim Männchen nicht selten langfiederhaarigen Fühlern, hervorgestreckten oder hängenden, vier- bis fünfgliederigen Tastern, meist kurzem, dickem, fleischigem Rüssel, langen, fadenförmigen Beinen und langen, schmalen, oft dicht behaarten Flügeln. Von den zahlreichen Arten (in Europa [* 3] gegen 1000) treten manche in ungeheuern Massen auf, erscheinen in ihren Schwärmen wie Rauchsäulen über Bäumen oder Türmen und bedecken die Ufer von Gewässern zuweilen meterhoch.
Manche
Arten, deren Weibchen
Blut saugen (die Männchen stechen nie), wie Mücken
,
Moskitos, werden dadurch zur Landplage (Abbildung
der Mundteile der s.
Insekten,
[* 4] S. 976). Die
Larven leben meist in
Vegetabilien
und können dann sehr schädlich
werden, oder im
Wasser, und im letzten
Fall schwimmen die
Puppen mit
Nacken- oder Schwanzkiemen lebhaft. Von der gemeinen Stechmücke
(Culex pipiens
L.) und der größern geringelten Stechmücke (C. annulatus
Fab., s. Tafel
»Zweiflügler«),
mit fünf Punkten auf den Flügeln, weiß geringeltem Hinterleib und Beinen, deren Männchen bei beiden Arten an den langbehaarten Tastern und Fühlern kenntlich sind, leben die Larven im Wasser, nähren sich von allerlei sich zersetzenden Substanzen und hängen mit den Atemröhren, die am vorletzten Leibesring entspringen, den Kopf nach unten gerichtet, an der Oberfläche. Auch die beweglichen Puppen hängen mit den am Thorax befindlichen Atemröhren an der Oberfläche des Wassers und liefern nach acht Tagen das geschlechtsreife Insekt, dessen Rüssel lang, fadenförmig und hornig ist.
Das Weibchen legt etwa 300 zusammenklebende, schwimmende
Eier
[* 5] ins
Wasser, und aus diesen schlüpfen in 4-5
Wochen wieder fortpflanzungsfähige
aus. Die befruchteten Weibchen der letzten
Generation überwintern in
Kellern etc. Mehrere
Arten sind in
den
Tropen als
Moskitos verrufen. Von dem brennenden
Jucken des Mücken
stichs befreit am besten Betupfen mit
Ammoniak
(Salmiakgeist).
Alle übrigen Mücken
besitzen einen kurzen, dicken, fleischigen
Rüssel, mit welchem sie nicht stechen können.
Die größten Mücken
sind die
Schnaken oder Bachmücken
(Tipula L.), die durch ihren langen
Hinterleib und ihre
sehr langen
Beine auffallen, auf
Wiesen, Gebüsch
oder an Baumstämmen leben und ihre
Eier einzeln in lockere
Erde legen. Die
Larven nähren sich von abgestorbenen Pflanzenstoffen, einige benagen aber auch junge
Wurzeln und werden dadurch schädlich.
Sie überwintern und verpuppen sich im nächsten Frühjahr. Die
Heerwurm-Trauermücke
(Sciara militaris
Klg., s. Tafel
»Zweiflügler«),
4,5 mm lang, überall, auch an den Flügeln fein behaart, am Körper und an den Flügeln schwarz, an den Füßen pechbraun, an den Verbindungsstellen der Glieder [* 6] des Hinterleibs gelb, findet sich sehr häufig, und ihre Larven unternehmen bisweilen vor der Verpuppung in zahlloser Menge Wanderungen, wobei sie, dicht aneinander gedrängt und durch ihre schleimige Körperoberfläche zusammengehalten, das Bild eines 3-4 m langen, bis handbreiten und etwa daumendicken Bandes darbieten.
Diese
Erscheinung erregte seit dem 17. Jahrh.
Aufmerksamkeit und war als
Heerwurm
(Kriegswurm,
Wurmdrache) Gegenstand
vieler Fabeleien. Erst Beling stellte 1868 fest, daß die unter feuchter Laubschicht aus den
Eiern geschlüpften und von verwesendem
Laub sich nährenden
Larven die
Wanderung antreten, um passende Weideplätze zu finden. Nach 8-12
Wochen verpuppen sie sich,
und nach 8-12
Tagen schlüpfen die aus, welche nur drei
Tage leben. Die
Eier (je 100
Stück von einem Weibchen)
überwintern unter dem
Laub, und im Mai erscheinen die 7
mm langen, bleichen, durchscheinenden, schwarzköpfigen
Larven. Über
den
Heerwurm vgl. die
Schriften von
Bechstein (Nürnb. 1851),
Berthold
(Götting. 1854) und Beling (im
»Zoologischen
Garten«,
[* 7] Bd.
9, 10). Die
Larven andrer Trauermücken
leben in
Birnen, und in
Louisiana tritt eine Art stets zur Zeit,
wo das
gelbe Fieber herrscht, in großer
Menge auf (daher Yellow fever fly). Die
Gnitzen oder Kriebelmücken
(Simulia
Meig.) sind
sehr klein, bucklig, mit kurzen, gedrungenen
Fühlern, derben
Beinen und breiten, milchig getrübten
Flügeln; sie treten scharenweise
auf, und die Weibchen stechen und nähren sich von
¶
mehr
Blut. Die Larven und Puppen leben im Wasser unter tütenartigen Gehäusen. Hierher gehören manche Moskitos und die Golubatzer (fälschlich oft Kolumbaczer) Mücke (S. colombaschensis Fab., s. Tafel »Zweiflügler«),
welche in Ungarn [* 9] die Viehherden überfällt und oft die kräftigsten Tiere dergestalt plagt, daß sich dieselben in wahrer Tollwut zu Tod hetzen. Die Mücke ist 4 mm lang, schwärzlich, überall weißlich bestäubt und dicht messinggelb behaart. Der Hinterleib ist weißgelb, oben bräunlich, die Flügel sind glashell. Sie erscheinen im April und Mai und im August und brechen gleich Nebelwolken aus Höhlen hervor, in welche sie bei Unwetter flüchten. Über die Gallmücken s. d.