Kloster vergrösserte sich rasch; seine Benediktiner erhielten von den Päpsten und Kaisern eine Reihe von Vorrechten, die
ihnen die Ausdehnung ihrer
Herrschaft über die benachbarten Gegenden erlaubten. 1079 wurde das Kloster aufgehoben und in
ein Chorherrenstift umgewandelt, das mancherlei widrige Schicksale durchmachte. 1136 gründete es die Abtei
Bellelay, die
ebenfalls sehr berühmt geworden ist. Man kann nicht mit Bestimmtheit sagen, was der
OrtMoutier zu dieser
Zeit war; doch ist ausser allem Zweifel, dass das Stift hier ein Armenhaus unterhielt.
Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts kommt der Name Moutier in den Urkunden regelmässig vor. Im 14. Jahrhundert ist das
Armenhaus in einen
Spital verwandelt; die bürgerliche Gemeinde erscheint 1332. Seit diesen entlegenen Zeiten ist die Geschichte
von Moutier mit derjenigen des
Klosters und Stiftes verknüpft, das dank seiner gelehrten Chorherren (Bobolène,
Ison, vielleicht
sogar auch Alcuin) einen grossen
Ruf erlangte. Die 1530 durch Farel eingeführte und von der Mehrzahl
der Bewohner angenommene Reformation machte der klösterlichen Organisation ein Ende.
Das Chorherrenstift flüchtete mit den Reliquien seiner Heiligen Germanus und Randoald nach
Delsberg. Das Stiftsgebäude und
die grosse Kirche fielen in Trümmer, so dass beide schon im Anfang des 18. Jahrhunderts verschwunden waren. Als Goethe die
Schweiz durchreiste, schrieb er einige seiner Briefe im Hôtel du
Cheval Blanc in Moutier. Zweifelhafte
römische Altertümer. Einige Münzfunde. Vergl. Monuments de l'histoire de l'ancien évêché deBâle; recueillis et publiés
par J. Trouillat. 4 tomes.
Porrentruy 1852-1861. - Ferner den von Krieg verfassten Führer: Moutier et ses environs.
(Gorgesde) (Kt. Bern,
Amtsbez. Moutier). 526 m am S.-Eingang bei Moutier und 449 m
am N.-Ende bei
Courrendlin. 6,5 km lang. Unterhalb Moutier fliesst die
Birs genau nordwärts und durchschneidet in etwas schiefer
Richtung die zwei einander parallelen Gebirgsketten der
Montagne deMoutier-Raimeux im S. und des
Vellerat im N. Sie
bildet so eine zusammengesetzte
Klus (Thurmann). N. der Station Moutier öffnet sich die erste
Schlucht, über welcher links
oben ein
Belvédère durch seine elegante Bauart die Blicke an sich zieht.
Zunächst gewährt die
Klus kaum
Platz für den Fluss und die Strasse; die Eisenbahn muss durch Kunstbauten und einen ausgemauerten
Tunnel geschützt werden. Links und rechts ragen die verbogenen Kalksteinschichten senkrecht in die
Höhe; ihre harten
Bänke
bilden ungeheure
Wände, die durch
enge, in den leichter zerstörbaren Schichten ausgehöhlte Kamine und Runsen getrennt werden.
Aus den linksseitigen oder westlichen
Wänden sprudeln im Frühling und nach starken Regengüssen Tausende von Wasserfäden,
was ihnen den Namen der
Roches pleureuses (Tränenfelsen) eingetragen hat. 500 m weiter n. entfernen sich diese
Felsen vom
Fluss und bilden auf jeder
Seite einen majestätischen Zirkus mit zwei senkrechten Felsstufen, die durch dicht überwachsene
Mergelschichten und Trümmer voneinander getrennt sind.
Diese
Felsen ragen 300-450 m über die Strasse auf und bilden ein grossartiges Gewölbe. An der
Brücke
von Les
Pennes (510 m) treten sich diese sog.
Roches deBelleface gegenseitig so nahe, dass die Eisenbahn sie in 5
Tunneln durchqueren
muss. Diese sind in die riesenhaften vertikalen
Bänke der Kalksteinschichten gehauen, die
vom Gipfel des
Raimeux heruntersteigen
und deren weniger harte Zwischenlagen durch die Verwitterung und Erosion ausgewaschen worden sind. Hier
mündet in die
Birs die schmale Furche der
Combe du Pont ein, die den
GrandRaimeux vom Petit
Raimeux trennt und eine in die oberen
Juraschichten eingesenkte Mulde bildet.
Bei
Roche (496 m) ist der
Raimeux durch die
Birs zu einem kleinen Liaszirkus ausgewaschen worden, der w.
von
Roche sogar bis zum Gips des Keuper hinunter reicht und sich nach links bis zum Zirkus von
Astai (am O.-Rand der
Montagne de Moutier)
fortsetzt. Die wohlbebauten Felder des kleinen Dorfes bilden einen seltsamen Gegensatz zu der düsternTiefe
der
Schluchten, in welche die
Sonne nur um Mittag herein dringt. Bei
Roche hat die
Birs die zweite Antiklinale des Mont
Raimeux
bis auf den triasischen Gewölbekern hinunter durchschnitten. 900 m weiter nach N. neue Einengung mit prachtvoll ausgebildeten
Synklinalen und Antiklinalen im oolithischen Dogger (oder mittleren
Jura).
Endlich folgt am
Raimeux eine letzte Schar von senkrechten
Gräten gegenüber denjenigen der
Montagne de Moutier,
die von der Eisenbahn in einem
Tunnel durchquert werden. Gegen die einstige
Glashütte von
Roches hin, die seit langen Jahren
nicht mehr betrieben wird, erweitert sich die
Klus wieder ein wenig. Hier mündet von rechts das Thälchen
und der Bach von
Rebeuvelier, dessen Anschwemmungen die kleine
Ebene der
Verrerie (470 m) gebildet haben. Dieses sog. Couloir
de
la Verrerie liegt wie die
Combe du Pont in einer spitzen Mulde zwischen der Kette des
Raimeux und der des Mont
Vellerat.
Von hier an wird das linke Ufer der
Birs weniger steil, während das rechte immer noch von riesigen Felstürmen
begleitet ist, welche den Zugang zu dem schönen Doggerzirkus verteidigen, in dessen Boden auf dem liasischen Gewölbekern
des Mont
Vellerat die Giessereien von
Choindez (467 m) stehen. An der Stelle der jetzigen Station
Choindez befand sich einst
der grosse Eisenhammer
(le Martinet). Nach einer Oxfordcombe erheben sich die Korallenkalke ein letztesmal
in senkrechten
Wänden von drohender Haltung aber nicht mehr so bedeutender
Höhe (645 m; Flussbett 450 m). Noch ein
Tunnel,
und die Bahnlinie betritt bei
Courrendlin die
Ebene von
Delsberg.
Diese letzten - oder von
Delsberg aus ersten -
Felsen bildeten ehemals die Grenze zwischen der reformierten
und katholischen
Prévôté, welch' letztere das Delsbergerthal umfasste. Noch heute besteht ein grosser Unterschied in Charakter
und Lebensanschauung der Leute ob und nid den
Felsen (en Dessus des
Roches und en Dessous des
Roches). Ein auf diesen
Felsen
stehendes eisernes
Kreuz bezeichnet diese aus der Zeit der Reformation stammende Grenze. Jetzige Strasse
durch die
Klus von
Münster 1835 und die Eisenbahn 1875 eröffnet.