
Môtiers
(Kt. Neuenburg, Bez. Val de Travers). 740 m. Gem. und Pfarrdorf mitten im Val de Travers und Hauptort des Bezirkes dieses Namens, am rechten Ufer der Areuse zwischen Couvet und Fleurier und 2 km sw. der Station Boveresse der Linie Neuenburg-Pontarlier. Station der Regionalbahn Travers-Buttes. Postbureau, Telegraph, Telephon. 130 Häuser, 1043 zur grossen Mehrzahl reform. Ew. Ackerbau und Viehzucht; Anbau des Wermutkrautes (Artemisia absinthium) und Absinthbrennerei.
Uhrenindustrie,
Mühlen und
Sägen. Spitzenhäkelei als Hausindustrie. Schöne landschaftliche Umgebungen; Aufstieg zum
Chasseron
durch die
Schlucht von La
Poëta Raisse in 3 Stunden, Spaziergänge zur Cascade und
Grotte, in die reizende
Combe de
Riaux und
zur Eishöhle von Monlési. Hier stand einst das in Urkunden aus dem 11. Jahrhundert als königliche
Stiftung zum erstenmal erwähnte Priorat Le Vautravers, dessen Kastvögte die Könige von Burgund und ihre unmittelbaren
Nachfolger waren. 1507 wurde es von Papst Julius II. dem Chorherrenstift der Pfarrkirche zu Neuenburg
angegliedert und 15324
536 von
den Chorherren bewohnt.
Als das ganze
Val de Travers zur Reformation übertrat, verliess der letzte Prior Olivier von
Hochberg
mit seinen Benediktinermönchen 1536 das Kloster, um sich nach der Abtei Montbenoît (in der Franche Comté) niederzulassen.
Das Gebäude blieb bis 1749 Staatseigentum; heute ist es zu einer Schaumweinfabrik
(Champagne Suisse) umgewandelt. Die Kirche
von Môtiers
ist die Mutterkirche des
Val de Travers. Die Zeit ihrer Erbauung ist nicht bekannt. Sie ist
in gemischt romanischem und gotischem Stil gehalten und mehrfach (zuletzt 1890) restauriert worden.
Môtiers (Château de) -

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Interessante
Kapellen. Von der Kirchgemeinde Môtiers
, die heute auch noch
Boveresse umfasst, lösten sich
Couvet 1709 und
Fleurier 1710 als
eigene Pfarreien ab. Heimat des Professors an der Akademie zu Neuenburg
Frédéric Dubois de
Montperreux (1798-1850)
und des
Malers und Zeichners Ch. Ed.
Calame (1815-1851). Hier wohnten der als Gegner von
Jean Jacques Rousseau bekannte Pfarrer
de
Montmollin, der als Freund dieses Philosophen auftretende Kastellan
Martinet und 1762-1765 in einem heute völlig umgebauten
Haus Rousseau selbst. Ferner Wohnort des Kastellans und Dichters Ad. Maurice de
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Vattel, des Vaters des berühmten Juristen Emer de Vattel. Ein Bezirksspital. Mehrere interessante Bauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Bemerkenswert sind besonders das alte Rathaus, gemeinsames Eigentum der sechs Gemeinden im Val de Travers, mit schönem Bogengang,
und das s. vor dem Dorf stehende ehemalige herrschaftliche Schloss, Le Châtelard, in dem der Kastellan
des Vautravers wohnte. Ein 1900 erbautes Schulhaus. Nachdem der Staat den Châtelard verkauft hatte, erstellte er in Môtiers
1826 ein
besonderes Gefängnis für Sträflinge beiderlei Geschlechtes, das dann nachher für einige Jahre ausschliesslich weibliche
Gefangene aufnahm und vor kurzem an die Gemeinde Môtiers
verkauft worden ist, die es jetzt ihrerseits
wieder an einen Privatmann veräussert hat. In der Nähe des Dorfes eine grosse Stromquelle (Source vauclusienne) und eine
zum Teil noch unerforschte Höhle, die wahrscheinlich mit dem Spaltennetz der eben genannten Quelle in Verbindung steht. Hinter
Môtiers
sieht man am Eingang in den Vallon du Breuil in einer Kiesgrube ein schönes Profil eines ehemaligen
Bachdeltas, das anzeigt, dass das Val de Travers einst einen grossen See gebildet hat. Vergl. Quartier-la-Tente, Ed. Le canton
de Neuchâtel... 1: Le Val de Travers. Neuchâtel 1897.