Motette
(lat. motetus, mutetus, motellus, motecta etc., ital. motetto, franz. und engl. motet), seit Jahrhunderten Bezeichnung für mehrstimmige kirchliche Gesänge von mäßiger Ausdehnung, ohne Instrumentalbegleitung; die Texte der Motetten sind biblisch und in der Regel lateinisch. Zwar sind in den ersten Zeiten der begleiteten Gesangsmusik (nach 1600) vielfach Motetten mit Continuo oder mit mehreren Violen etc., sogar Motetten für eine einzige Stimme (a voce sola) mit Begleitung geschrieben worden; doch blieben diese Fälle Ausnahmen und der a cappella-Stil Regel. Die Stimmenzahl, im 16. Jahrh. meist auf 4-5 beschränkt, wurde von den Meistern der römischen Schule im 17.-18. Jahrh. sehr hoch getrieben (bis 12, 16, ja noch höher); doch blieb der 4-6stimmige Satz bis heute der bevorzugte.
Die neuern Komponisten versuchten tiefer und freier in den Text einzudringen, woraus schärfere Betonung der Einzelheiten, größerer Ausdruck und Lebhaftigkeit erwuchsen. Hierdurch gewinnt diese an sich immer lyrisch bleibende Kunstform häufig ein dramatisierendes Ansehen; Recitative und Arien aber enthält sie ihrem Wesen nach nicht, nur ab und zu mehrstimmige Solosätze, die entweder ganze Stücke für sich bilden, oder in den Chor eingeflochten sind. Die größten Meister im Motettenstil sind Palestrina und Orlando di Lasso für die ältere katholische Motette, Seb. Bach für die protestantische; letzterer verflocht den Choral in die Motette. Vgl. Kirchenmusik.