[* ] (Moßkwa), russ. Gouvernement, wird von den Gouvernements Twer, Wladimir, Rjäsan, Tula, Kaluga und Smolensk umschlossen
und umfaßt ein Areal von 33,302 qkm (604,8 QM.). Das Gouvernement bildet seiner Oberfläche nach eine von niedrigen Hügeln
und steilen Flußufern unterbrochene, im allgemeinen nach SO. abfallende, wellenförmige Ebene von 150-250 in Meereshöhe
und gehört in geognostischer Hinsicht zum Steinkohlensystem. Es bildet die Mitte des sogen. moskauischen Steinkohlenbassins,
welches sich über die Gouvernements Rjäsan, Kaluga, Tula, Twer, Moskau, Orel und Nishnij Nowgorod erstreckt und von hier in einem
über 1000 km langen Streifen sich über die Städte Bjeschezk und Kargopol bis an den Mesenschen Meerbusen
hinzieht.
Dieses kolossale Bassin soll nach vorläufigen Berechnungen über 250 Mill. Ton. Steinkohlen enthalten. Außer der genannten
treten in Moskau die Juraformation, in einem breiten Streifen zu beiden Seiten der St. Petersburg-Moskauer und der Moskau-Rjäsanschen
Eisenbahn, sowie die Kreideformation auf. Alle ältern Formationen sind von Schwemmland überdeckt und treten
nur bei den steilen und hohen Flußufern zu Tage. Der Bergkalk des Steinkohlensystems, in drei Schichten auftretend, liefert
gesuchtes Baumaterial (darunter auch den sogen. kolomenschen oder moskauischen Marmor); die Innenbildungen liefern Lehm- und
Porzellanerde, das Kreidesystem endlich gute Trottoirsteine.
Auch mehrere eisenhaltige Quellen sind vorhanden. Der Boden ist im allgemeinen lehmig; Schlamm- und Sandboden
kommt an den Flüssen vor. Das Gesamtareal zerfällt in 39 Proz. Wald (vorherrschend Nadelholz), 34 Proz. Äcker, 22 Proz. Wiesen
und Weiden, 5 Proz. Sümpfe und sonstiges Unland. Von den vielen Flüssen sind schiffbar: die Wolga (auf 10 km Grenzfluß) und
deren Nebenflüsse Schoscha und Moßkwa. Das vollständig kontinentale Klima ist rauh, die mittlere Jahrestemperatur
beträgt in der Hauptstadt 4,47° C. (Januar -10, Juli +19,2°). Die Bevölkerung betrug 1883: 2,161,854 Seelen, 65 auf 1 qkm;
sie sind fast ausschließlich Großrussen und bekennen sich fast alle zur griechisch-katholischen Kirche; 10 Proz. derselben
sollen Raskolniken sein. Protestanten, Römisch-Katholische, Juden, Mohammedaner und Armenier machen zusammen
kaum 1 Proz. aus. Die Zahl der Eheschließungen war 1883: 15,467, der Geburten 94,882, der Sterbefälle 80,832. Der Ackerbau
deckt auch in den besten Erntejahren noch nicht einmal den Bedarf der
mehr
Landbevölkerung. Die Getreideernte lieferte 1884: 2¼ Mill. hl Roggen, 2 2/5 Mill. hl Hafer, 176,000 hl Gerste. Weizen wird fast
gar nicht gebaut. An Kartoffeln wurden 1¾ Mill. hl geerntet. Mehr entwickelt ist der Anbau von Gemüsen wie von Stachel-, Johannis-
und Himbeeren. In großem Maßstab wird der Zwiebel- und der Kohlbau in einigen Kreisen betrieben. Der Viehstand,
gleichfalls den innern Bedarf nicht deckend, betrug 1883: 236,000 Pferde, 237,000 Stück Hornvieh, 217,000 Schafe, 28,000 Schweine.
Die Pferdezucht (berühmt sind die Stutereien von Wojeikow, Tscherkassow, Golochwastow, Scheremetjew etc.) ist etwas zurückgegangen.
In industrieller Hinsicht nimmt Moskau den ersten Platz unter allen Gouvernements der Monarchie ein. Der Produktionswert
sämtlicher 653 Etablissements beträgt annähernd 196 Mill. Rubel. In erster Linie steht die Fabrikation in Baumwolle (1884
gab es 25 Spinnereien und 342 Webereien mit einer Produktion für 52 Mill. Rub.) und Wolle (32 Spinnereien, 48 Tuchfabriken und 169 Fabriken
für Wollen- und gemischte Gewebe, mit einer Jahresproduktion von 43 Mill. Rub.). In beiden Branchen werden
vorherrschend billige Stoffe verfertigt.
Ferner gibt es Seidenwebereien (148 mit 7 ⅔ Mill. Rub. Produktion), Leinen- und Tuchfärbereien (131 mit 28¾ Mill. Rub. Produktion),
Fabriken für Leder und Lederwaren, Papier, Teppiche, Strumpfwaren, Talg, Lichte, Seife, Chemikalien, Maschinen, Eisenwaren,
endlich Brennereien, Ziegeleien etc.; weniger wichtig ist die Fabrikation von Gold- und Silbersachen, Fayence und Leinwand. Die
Großindustrie konzentriert sich hauptsächlich in der Hauptstadt Moskau, dagegen spielen im Gouvernement selbst die von den Bauern
neben ihrer Landwirtschaft betriebenen Hausindustrien und Wandergewerbe eine wichtige Rolle.
Nicht weniger als 62,000 Familien befassen sich mit hausindustriellen Arbeiten, d. h. über 30 Proz. aller
Hauswirte des ganzen Gouvernements. Der Verarbeitung von Rohstoffen, d. h. der Hausindustrie im engern Sinn, liegen 141,329 Personen
ob, deren Verdienst auf ca. 7½ Mill. Rub. berechnet wird, während der Wert ihrer Produktion sich auf 38 Mill. Rub. belaufen
soll. Mit den Wandergewerben sind 39,180 Arbeiter beschäftigt, die einen jährlichen Verdienst von 4 Mill.
Rub. erwerben.
Hauptsächlich werden die Web-, Thon-, Holz- und Metallwarenindustrien gepflegt. Die Weberei ist mehr oder weniger in allen Kreisen
anzutreffen und produziert für jährlich ca. 20 Mill. Rub. An Lehranstalten bestanden 1883: eine Universität, 1110 Volksschulen
mit 61,682 Schülern, 61 Mittelschulen mit 16,103 Schülern, 3 geistliche Seminare mit 1245 Schülern, 6 Lehrer-
und Lehrerinnenseminare mit 393 Lernenden, 3 Feldscherschulen, 2 Handelsschulen, 5 technische und Handwerkerschulen u. a. m.
Das Gouvernement zerfällt in 13 Kreise: Bogorodsk, Bronnizy, Dmitrow, Klin, Kolomna, Moshaisk, Moskau, Podolsk, Rusa, Serpuchow, Swenigorod,
Wereja und Wolokolamsk.
(russ. Moßkwa, franz. Moscou, engl. Moscow), die alte und erste
Hauptstadt des russischen Reichs und zweite kaiserliche Residenz, liegt im gleichnamigen Gouvernement, an der Moßkwa, in welche
hier die Jăūsa mündet, 142 m ü. M., unter 55° 45' nördl.
Br. und 37° 37' östl. L. v. Gr., bedeckt ein Areal von 71,42 qkm und besteht aus vier Hauptteilen: dem
Kreml und dem ehemals sogenannten Kitai Gorod (»Chinesenstadt«),
Bjelgorod (»weiße Stadt«) und Semljänoi Gorod (»Erdstadt«),
welchen sich nach allen Richtungen hin weit ausgedehnte, ehemalige Vorstädte anschließen. Der Kreml war und
ist auch jetzt
noch für Moskau, was das Kapitol für Rom war; in ihm gipfeln alle Reminiszenzen der Vergangenheit. Für den
rechtgläubigen Russen ist er, wie Kiew, ein heiliger Wallfahrtsort, zu dessen Reliquien jährlich Tausende von Frommen aus dem
weiten Reich pilgern. Durch seine hohen, zinnengekrönten und turmgeschmückten Mauern führen fünf Thore (darunter das Erlöserthor,
»Spaskija Warota«, mit einem wunderthätigen Heiligenbild, vor dem auch
jeder Fremde das Haupt entblößen muß) ins Innere, welches von kirchlichen Bauten, Palästen, Staatsgebäuden
und großen Plätzen bedeckt ist.
Die bemerkenswertesten Gebäude sind: Der Usspenski Sabor (die Mariä-Himmelfahrtskathedrale), 1326 unter Johann Kalita aus
Holz erbaut, 1475-79 vom Baumeister Fioravante aus Bologna von neuem in Stein aufgeführt, halb in byzantinischem, halb in
tatarischem Stil. Sie birgt ebenso wie die folgenden Kirchen eine Menge Reliquien, ist mit alten Fresken, mit von Edelsteinen
bedeckten Heiligenbildern, Mosaiken und verschiedenen Kostbarkeiten überfüllt und dient seit ihrem Bestehen als Krönungskirche
der russischen Zaren sowie als Grabstätte der Metropoliten von Moskau. Ihr gegenüber steht der Archangelski Sabor (Kathedrale
des Erzengels Michael), 1333 errichtet, 1505 von dem Mailänder A. Novi umgebaut, mit den Gräbern der russischen Zaren von Johann
Kalita bis Johann Alexejewitsch (gest. 1696), dem Bruder Peters d. Gr. Den höchsten Punkt des Kremls krönt der Blagowjeschtschenski
Sabor (Kathedrale der Verkündigung Maria), 1489 erbaut, nach einem Brand 1554 neugebaut, mit neun Kuppeln.
Die Kirche Spass na Ború (des »Heilands im Walde«, 1330 aus Stein neuerbaut) wird als älteste aller Kirchen betrachtet. Bemerkenswert
ist der 1600 von Boris Godunow erbaute, 82 m hohe Glockenturm Iwan Welikis (Johanns d. Gr.),
von dessen Spitze man eine prachtvolle
Aussicht über die Stadt genießt. Am Fuß des Iwan Weliki steht die berühmte, 1731 gegossene, ca. 1960 metr.
Ztr. schwere Riesenglocke »Zar-Kolokol«. Insgesamt
gibt es in Moskau (die Klosterkirchen mit eingerechnet) 355 griechisch-katholische, 2 lutherische, 2 reformierte, 2 römisch-kath.
Kirchen, 3 armeno-gregorian. Kirchen und 3 der Altgläubigen, dazu eine Synagoge und eine Moschee. Unter ihnen nennen
wir nur die auf dem Roten Platz im Kitai Gorod stehende, durch ihre phantastisch-bizarre Bauart bekannte Kathedrale des heil.
Basilius (Wassili Blashenni), 1554 unter Iwan dem Schrecklichen erbaut.
Andre interessante Gebäude im Kreml sind: der 1487 erbaute alte Zarenpalast (Tremni Dworéz);
der Facettenpalast (Granowitaja
Palata), unter Johann III. erbaut, mit einem kolossalen Saal, dessen Gewölbebogen von einer in der Mitte
stehenden Säule ausgehen;
der durch architektonische Schönheit ausgezeichnete große kaiserliche Palast;
die 1851 vollendete
Orusheinaja Palata, welche unschätzbare Sammlungen von Kostbarkeiten (Kronen, Goldsachen, Waffen, Kunstwerke des Altertums,
Prunkwagen etc.) enthält (neben derselben steht die unter Feodor Iwanowitsch gegossene, 393 metr. Ztr.
schwere Riesenkanone »Zar Puschka«),
und das 1701-36 erbaute Arsenal, vor dessen Fronte die 1812 erbeuteten Geschützrohre (über
800) liegen;
ferner das Synodalgebäude, vom Patriarchen Nikon gegründet, mit einer kostbaren Bibliothek und einer Sammlung
von Kirchengewändern und Silbergeräten. Im Kitai Gorod, an dem mit dem Denkmal von Minin und Posharski
(von Martos) geschmückten Roten Platz, befindet sich das Kaufhaus (Gostinnoi Dwor) mit über 1200 Verkaufsläden, wohl
mehr
die größte beständige Warenniederlage Europas; im Bjelgorod das Exerzierhaus (151 m lang, 47 m breit). Erwähnenswert ist
auch der im gotischen Stil 1692-1695 erbaute Sucharewsche Turm mit dem Reservoir der über 15 km langen, aus den wasserreichen
Quellen beim Dorf Mytischtschi hergeleiteten städtischen Wasserleitung.
Moskau hat (1882) 753,469 Einw. (davon
94,5 Proz. Russen, 2,2 Deutsche; nach der Konfession 92 Proz. Griechisch-Orthodoxe, 2,5 Protestanten) und in seinen 17 Stadtteilen
25,000 Häuser (davon 52 Proz. aus Stein); die Zahl der Wohnungen beträgt ca. 50,000, wovon 10 Proz. im Keller liegen. Die ungünstigen
Wirkungen der Wohnungsverhältnisse äußern sich in der großen Sterblichkeitsziffer der Bevölkerung
(39:1000), welche die Geburtsziffer erheblich übersteigt.
Die männliche Bevölkerung (57,4 Proz.) überwiegt bedeutend die weibliche.
Die Industrie der Stadt nimmt nach der von St. Petersburg den ersten Platz im Reich ein. Hinsichtlich der Produkte gilt dasselbe,
was schon bei Beschreibung des Gouvernements Erwähnung fand. 1885 waren in 578 Fabriken ca. 53,000 Arbeiter
beschäftigt, welche Produkte im Wert von 176¼ Mill. Mk. lieferten. Wichtiger noch ist Moskau
in seiner Eigenschaft als Hauptstapelplatz
des Binnenhandels von Rußland.
Als Mittelpunkt sämtlicher russischer Eisenbahnen (Moskau hat nach sechs Richtungen hin Bahnverbindungen: mit St. Petersburg, Jaroslaw,
Nishnij Nowgorod, Rjäsan, Kursk und Brest-Litowsk), nebenbei auch noch durch die Moßkwa (s. d.) mit dem
Kaspischen und Baltischen Meer verbunden, ist Moskau sozusagen die Seele des innern Handels geworden. Hier strömen die Produkte aus
allen Gegenden des weiten Reichs zusammen: das Getreide der kornreichen Zentralgouvernements, die Metalle des Urals, die Holzprodukte
des Nordens, Pelzwerk und Talg aus Sibirien, Vieh und Felle aus dem Osten, Wolle aus dem Süden, Rohzucker aus
Kiew, Thee aus China, Baumwolle aus Bochara und den Häfen der Ostsee, Seide und Farbstoffe aus dem Kaukasus und Persien, Manufakturwaren
aus den nördlichen Wolgagouvernements und St. Petersburg, Kolonial- und Drogueriewaren sowie Südfrüchte und Weine aus dem
Ausland, hauptsächlich über Reval und St. Petersburg. Von der Großartigkeit des Handels gibt die Thatsache
eine Vorstellung, daß im Jahr 1886 für 67 Mill. Rubel Waren über das Moskauer Zollamt eingeführt
wurden. 1885 waren über 41,000 Personen im Handel und 35,000 mit dem Transport der Waren beschäftigt.
Bildungsanstaltensind: die Universität, mit historisch-philologischer, juristischer, physikalisch-mathematischer und medizinischer
Fakultät (1886 mit 3338 Studierenden);
die Sternwarte, das Lasarewsche Institut für orientalische Sprachen, das Nikolai-Lyceum
mit dem Lomonossowschen Seminar, eine Landwirtschafts- und Forstakademie in Petrowskoje-Rasumowskoje, 25 Mittelschulen
für Knaben mit 7099 Schülern, 24 Mittelschulen für Mädchen mit 6819 Schülerinnen, 464 Elementar- und Kreisschulen mit 22,925
Schülern, 25 Fachschulen mit 6564 Lernenden, darunter 2 geistliche Akademien, 5 Lehrer- und Lehrerinnenseminare, 2 Handelsschulen,
ein Musikkonservatorium, eine Theaterschule, die Kommissarowsche technische Anstalt etc. Unter
den nichtrussischen Schulen bemerken wir: die Kirchenschulen bei der französischen Ludwigskirche (katholisch),
bei der polnischen Peter-Paulskirche (katholisch) und die deutschen Schulen bei der Michaels- und Peter-Paulskirche (lutherisch),
letztere mit den Rechten eines Gymnasiums.
Unter den Museen Moskaus sind bemerkenswert (außer den verschiedenen wissenschaftlichen
Kabinetten bei der Universität): das Rumjanzowsche Museum (1861 aus St. Petersburg nach Moskau übergeführt),
mit Bibliothek, Kunstgalerien, Altertümern, ethnographischem und mineralogischem Kabinett;
das Galizynsche Museum mit Bibliothek,
Gemäldegalerie und Raritätensammlung;
das Museum des Thronfolgers, das Museum russischer Altertümer (seit 1883);
die Kunstausstellung
und die Museen für technische Wissenschaften und Industrie. An Wohlthätigkeitsanstalten (Waisen-, Armen-, Krankenhäusern etc.)
ist kein Mangel, besonders bemerkenswert ist das kolossale Findelhaus, das eine dreifach so große Zahl
von Kindern, wie in der Anstalt selbst untergebracht ist, in Dörfern, Schulen etc. unterhält.
Weiter besitzt Moskau 14 gelehrte
und 10 andre Gesellschaften für Sport, Kunst u. dgl., 5 Klubs (Englischer, Artisten-, Adels-, Kaufmanns- und Deutscher Klub), 2 botanische Gärten
(einer bei der Universität, der andre mit dem zoologischen Garten verbunden), viele Banken und Kreditinstitute, 4 Theater
(das Große und das Kleine, das Puschkin-Theater und das Volkstheater), einen Zirkus und ein Panorama (Einzug der Russen in Kars).
Es erscheinen 55 Zeitungen und Zeitschriften. ist Sitz eines griechischen Metropoliten, eines Generalgouvernements,
eines Militärbezirks, des 13. Armeekorps, eines Lehrbezirks, eines Stadtpräfekten und vieler Konsuln, darunter eines deutschen.
- Aus der Umgegend Moskaus sind bemerkenswert: Sokolniki, ein Urwald, noch bis vor kurzem bis hart an die Stadt reichend,
jetzt teilweise in einen schönen Park mit anmutigen Sommerhäusern verwandelt;
die Sperlingsberge mit
wundervoller Aussicht auf Moskau;
der sogen. Park mit Belustigungsorten;
die historisch interessanten Orte: Ismailowskoje, ein
altes Lustschloß der Zaren, mit Tiergarten und dem Nikolai-Invalidenhaus;
Zaritzino, ein vom Fürsten Potemkin in malerischer
Gegend, aber in bizarrem Stil erbautes Schloß;
Alexejewskoje, von Alexei Michailowitsch angelegt;
Kolomenskoje, ebenfalls ein
Lustschloß der Zaren;
Petrowskoje-Rasumowskoje, mit der gleichnamigen landwirtschaftlichen Akademie, und
die beiden Klöster und Wallfahrtsorte Troitzo-Sergiewsk und Woßkressensk oder Neu-Jerusalem, mit einer Kirche nach dem Modell
des Tempels zu Jerusalem.
[Geschichte.]
Die
Gründung von Moskau verliert sich im Dunkel. Die ersten historischen Nachweise stammen aus dem 12. Jahrh.; damals
stand hier Kutschkowo, die reiche Besitzung des Bojaren Kutschko, welchen Juri Dolgorukij hinrichten ließ,
und dessen Güter er einzog. Später erbaute Juri auf einem der sieben Hügel an der Moßkwa (wo jetzt der Kreml steht) eine Stadt,
die er nach dem Fluß Moßkwa nannte (doch findet sich auch der Name Kutschkowo noch später). Die frühste
Erwähnung Moskaus in den Chroniken ist auf das Jahr 1147 zurückzuführen. 1176 ward es durch den Fürsten von Rjäsan und
wieder 1237 durch die Mongolen zerstört.
Michael der Tapfere, der jüngere Bruder Alexander Newskys, führte 1248 zuerst den Titel eines Fürsten von Moßkwa, und 1328 verlegte
Johann Danilowitsch, welcher den Titel Großfürst führte, seine Residenz von Wladimir nach Moskau, das seitdem
Hauptstadt des davon benannten Großfürstentums blieb, auch der Sitz eines Metropoliten ward. In der ersten Hälfte des 14. Jahrh.
unter Johann I. Kalita bestand aus dem mit Palissaden umgebenen Kreml, dem Possad (dem um den Kreml gelegenen Stadtteil),
dem Sagorodje, der alle Vorstädte umfaßte, und dem Saretschje, dem auf dem andern Ufer der Moßkwa gelegenen Teil (jetzt
Samoskworetschje). 1367 ließ Dmitri Joannowitsch den Kreml mit einer Steinmauer umgeben. 1368 hatte eine Belagerung durch
die Litauer zu bestehen. 1382 zerstörten die Mongolen die Stadt abermals, und 1493 und 1547 legten Feuersbrünste
dieselbe fast ganz in Asche; 1571 ward sie von Dewlet-Gerai-Chan von der Krim eingeäschert. Im 16. Jahrh. zählte Moskau bereits
über 100,000 Einw. In demselben Jahrhundert entstanden auch die drei andern alten Stadtteile, der Kitai Gorod, indem 1534 der
Possad mit einem Wallgraben umgeben wurde, der Bjely Gorod (Bjelgorod), der sich halbkreisförmig um den
Kreml und den Kitai Gorod zieht und 1586 von Feodor Joannowitsch ebenfalls mit Steinmauern, durch welche 9 Thore führten, und
Erdwällen befestigt wurde.
Diese Erdwälle ließ Katharina II. in die berühmten Boulevards (Twerskoi, Strastnoi, Pretschistenski etc.) verwandeln. Endlich
wurden von 1588 bis 1592 auch sämtliche Vorstädte in die Befestigungslinie gezogen und mit hohen Palissaden,
die 1638 durch einen Erdwall ersetzt wurden, umgeben; so entstand der Semljänoi Gorod, welcher damals vom Volk bewohnt wurde,
während die Bürger, Kaufleute und der niedere Adel im Bjelgorod, die Bojaren und die Gäste (Gósti, d. h. die Gesandten u.
dgl.) im Kitai Gorod wohnten und die Fürsten und angesehensten Bojaren im Kreml ihren Sitz hatten.
Nach 1703 verlegte Peter d. Gr. seine Residenz nach Petersburg, wohin 1712 auch die Senatoren übersiedeln mußten. Der härteste
Schlag aber traf Moskau 1812, als Napoleon I. in das Innere des russischen Reichs vordrang und, an der Moßkwa
bei Borodino vergebens aufgehalten, 14. und 15. Sept. in die verlassene Stadt einzog. Die Vorräte des Zeughauses und die öffentlichen
Schätze waren aus Moskau gerettet worden, der größte Teil der Einwohner geflohen, so daß die Zahl der in Moskau Zurückgebliebenen
nur 12-15,000 betragen mochte, zur Hälfte Gesindel, außerdem Kranke in den Hospitälern. Schon in der
ersten Nacht nach dem Einzug der Franzosen brach in mehreren Gegenden der Stadt Feuer aus; am zweiten Tag verbreitete ein heftiger
Wind die Flammen nach allen Seiten hin, so daß bald ganz Moskau in Feuer stand. Am 16. Sept. verließ Napoleon den
Kreml und eilte nach dem Lustschloß Petrowskoje,
mehr
eine Stunde von der Stadt, worauf das Feuer immer mehr überhand nahm, da die Soldaten, statt zu löschen, plünderten; erst 20. Sept. erlosch
es allmählich. Der Brand von Moskau war nach der allgemeinen Meinung ein vorher berechneter Plan und das Werk des Grafen Rastoptschin.
Letzterer widersprach zwar in seiner Schrift »La vérité sur l'incendie de Moscou« (Par.
1823) diesem Verdacht; doch ist es jetzt erwiesen und auch von den russischen Geschichtschreibern zugestanden, daß Rastoptschin,
allerdings ohne Wissen des Kaisers und Kutusows, auf eigne Faust die Vernichtung der heiligen Stadt beschloß, um sie nicht dem
Feind preiszugeben.
Als Kutusow Moskau verlassen, setzte Rastoptschin den ungeheuern Plan mit barbarischer Energie ins Werk: er beseitigte
die Feuerspritzen, ließ das Zuchthaus öffnen und durch die Sträflinge das Feuer anfachen, zu welchem der Zündstoff planmäßig
aufgehäuft war;
sein eigner Palast bei Moskau wurde zuerst angesteckt. Er erreichte sein Ziel, denn Napoleon mußte nicht nur Moskau wieder
räumen, sondern hatte auch durch sein allzu langes Verweilen den Rückzug gefährdet.
Von ungefähr 2600 steinernen Häusern
waren 525 und von 6600 hölzernen nur 1797 übriggeblieben. Der gesamte Verlust an Brand- und Kriegsschäden in der Stadt und
dem Gouvernement Moskau ward auf 321 Mill. Rubel geschätzt. Nach der Befreiung des Landes erhob sich Moskau schöner
aus seiner Asche.
Vgl. Richter, Description historique et topographique de Moscou (Par. 1812);
Sulkowski, An historical account
and description of the city of Moscow (Lond. 1813);
Schnitzler, Moscou (Petersb. 1834);
Großmann und Knöbel, Führer durch
Moskau (Mosk. 1882);
Prougavin, Illustrierter Almanach von Moskau für 1887 (das.);