Titel
Moser
,
Deutschland. Fluß- und

* 2
Deutschlands.1) Johann Jakob, einer der fruchtbarsten Publizisten Deutschlands, [* 2] geb. zu Stuttgart, [* 3] studierte in Tübingen [* 4] und wurde schon 1720 Professor der Rechte daselbst, ging 1721 nach Wien, [* 5] wo er jedoch die gehoffte Anstellung nicht erhielt, da er sich nicht zum Übertritt zur katholischen Kirche entschließen konnte, ward 1726 als Regierungsrat nach Stuttgart berufen und 1727 als ordentlicher Professor der Rechte bei der Universität in Tübingen angestellt.
Moser - Möser

* 9
Seite 11.825.
Streitigkeiten mit der
Zensur bewogen ihn aber 1732 zur Niederlegung der Lehrstelle und zum Wiedereintritt in das Regierungskollegium,
aus
dem er 1736 abermals austrat, um einem
Ruf als preußischer Geheimrat,
Direktor der
Universität und
Ordinarius der Juristenfakultät nach
Frankfurt
[* 6] a. O. zu folgen. Auch dieses
Verhältnis löste sich jedoch nach mehrfachen
Differenzen mit König
Friedrich
Wilhelm I. schon 1739 wieder, und Moser
lebte nun acht Jahre lang zu
Ebersdorf im reußischen
Vogtland,
seine Zeit schriftstellerischer Thätigkeit widmend. 1747 trat er als Geheimrat und
Chef der
Kanzlei in
die
Dienste
[* 7] des
Landgrafen von
Hessen-Homburg.
Schon 1749 aber finden wir ihn wieder in
Hanau,
[* 8] wo er eine
»Staats- und Kanzleiakademie«
gründete, endlich 1751 als Landschaftskonsulenten in
Stuttgart. Nachdem er acht Jahre lang unter beständigen
Kämpfen
gegen den die Landesrechte mit
Füßen tretenden
Herzog
Karl
¶
mehr
Eugen in dieser Stellung zugebracht, ward er nach der Ablehnung einer neuen Geldforderung des Herzogs als angeblicher Verfasser der gegen denselben gerichteten Schriften vom Herzog selbst (1759) im Audienzsaal verhaftet und fünf Jahre lang auf der Bergfestung Hohentwiel in harter Gefangenschaft gehalten. Erst 1764 befreiten den Unschuldigen, der eine Entlassung unter ehrenrühriger Bedingung standhaft verworfen hatte, die Fürsprache Friedrichs d. Gr. beim Kaiser und ein reichshofrätlicher Befehl.
Der Herzog erklärte Moser
nun zwar für schuldlos und setzte ihn wieder in sein Amt als Landschaftskonsulenten ein; doch nahm
Moser
seitdem wenig und seit 1770 fast gar keinen Anteil mehr an den Geschäften, sondern widmete den Rest
seines Lebens bloß schriftstellerischer Thätigkeit. Er starb Im J. 1885 wurde seine Büste, von Kopp modelliert,
in Stuttgart aufgestellt. Das bedeutendste Werk unter seinen 500 Bände umfassenden Schriften ist sein »Deutsches Staatsrecht«
(Nürnb. 1737-54, 50 Bde. nebst 2 Supplementbänden
und 1 Bd. Register).
Außerdem sind zu erwähnen: »Neues deutsches Staatsrecht« (Stuttg. u. Frankf. 1766-75, 21 Bde., und Zusätze, 1781-82, 3 Bde.);
»Deutsches Staatsarchiv« (Hanau u. Frankf. 1751-1757, 13 Bde.);
»Grundriß der heutigen Staatsverfassung des Deutschen Reichs« (7. Ausg., Tübing. 1754).
Auch schrieb er seine »Lebensgeschichte« (3. Aufl., Frankf. u. Leipz. 1777-83, 4 Bde.).
Vgl. Schmid, Das Leben J. J. Mosers
(Stuttg. 1868);
Herm. Schulze, J. J. Moser
der Vater des deutschen Staatsrechts
(Leipz. 1869);
Wächter, Joh. Jak. Moser
(Stuttg. 1885);
Adam, J. J. Moser
als württembergischer Landschaftskonsulent (das.
1887).
Jena

* 10
Jena. 2) Friedrich Karl, Freiherr von, ebenfalls staatsrechtlicher Schriftsteller, ältester Sohn des vorigen, geb. zu
Stuttgart, studierte in Jena
[* 10] die Rechte, trat mit dem Vater 1747 in hessen-homburgische Dienste und folgte ihm nach Hanau als Gehilfe
und Lehrer an dessen Staats- und Kanzleiakademie. Er übernahm dann einen gesandtschaftlichen Posten von Hessen-Darmstadt, später
einen ähnlichen von Hessen-Kassel, trat 1766 in den österreichischen Staatsdienst und ward im folgenden
Jahre Reichshofrat in Wien, auch vom Kaiser in den Reichsfreiherrenstand erhoben und führte 1770 die Verwaltung der kaiserlichen
Herrschaft Falkenstein. 1772 ward er dirigierender Minister und Kanzler in Hessen-Darmstadt. 1780 auf seinen Antrag entlassen,
wurde er mit Prozessen verfolgt, bis endlich der neue Großherzog, Ludwig I., das Verfahren niederschlug und
Moser
wenigstens teilweise Entschädigung für die zugefügten Verluste bot. Moser
starb in Ludwigsburg.
[* 11]
Von seinen Werken sind hervorzuheben: »Kleine Schriften zur Erläuterung des Staats- und Völkerrechts« (Frankf. 1751-65, 12 Bde.);
»Sammlung von Reichshofratsgutachten« (das. 1752-69, 6 Bde.);
»Sammlung der neuesten und wichtigsten Deduktionen in deutschen Staats- und Rechtssachen« (Ebersd. 1752-64, 9 Bde.);
»Patriotisches Archiv« (Frankf. u. Leipz. 1784-90, 12 Bde.);
»Neues patriotisches Archiv« (Mannh. 1792-94, 2 Bde.);
»Luthers Fürstenspiegel« (neue Ausg. von Meyer, Frankf. 1834).
Sein Leben beschrieben A. Baumstark (Stuttg. 1846) und Ledderhose (Heidelb. 1871).
Spaltfrüchte - Spangen

* 12
Spandau.3) Gustav von, Lustspieldichter, geb. zu Spandau [* 12] als der Sohn eines Majors, wurde im Berliner [* 13] Kadettenkorps für die Militärlaufbahn erzogen, quittierte 1856 als Offizier in Görlitz [* 14] den Militärdienst, um zur Landwirtschaft überzugehen, und lebt gegenwärtig auf seinem Gut Holzkirch bei Lauban in Schlesien. [* 15] Erst die Einsamkeit des Landlebens in Verbindung mit seinen Berliner Erinnerungen brachte ihn auf den Gedanken, für das Theater [* 16] zu schreiben. Von seinen zahlreichen mit frischem Humor entworfenen und durch eine gewisse Keckheit der Erfindung ausgezeichneten, übrigens ohne jeden poetischen und litterarischen Anspruch rein auf die theatralische Unterhaltung abzielenden Stücken, die fast sämtlich glänzende Aufnahme fanden, nennen wir: »Er soll dein Herr sein!« (1860),
»Eine kleine Mondfinsternis« [* 17] (1860),
»Wie denken Sie über Rußland?« (1861),
»Ein moderner Barbar« (1861),
»Moritz Schnörche« (1863),
»Eine Frau, die in Paris [* 18] war« (1866),
»Kaudels Gardinenpredigten« (1871),
»Das Stiftungsfest« (1873),
»Ultimo« (1874),
»Der Veilchenfresser« (1876),
»Mädchenschwüre« (1877),
»Der Bibliothekar« (1878),
»Der Hypochonder« (1878),
»Der Registrator auf Reisen« (mit L'Arronge, 1879),
»Krieg im Frieden« (mit v. Schönthan, 1881),
»Unsre Frauen« (mit v. Schönthan, 1882),
»Reif Reiflingen« (mit demselben, 1882),
»Köpenickerstraße 120« (mit E. Heiden, 1884),
»Ein Stoff von Gerson« (1885) etc. Eine Sammlung seiner spätern Stücke erschien in 17 Bänden (Berl. 1873-86).
Berlin

* 19
Berlin.4) Julius, Bildhauer, geb. zu Berlin, [* 19] bildete sich auf der dortigen Akademie und unter Aug. Fischer und Drake und machte 1857 und 1858 Studienreisen nach Rom und [* 20] Paris. Seine Statuen und Gruppen religiösen, mythologischen und allegorischen Inhalts zeichnen sich durch edle Formenbildung aus, während sich in seinen Porträtbüsten und -Statuen ein lebendiges Naturgefühl bei schlicht-realistischer Auffassung kundgibt. Seine Hauptwerke sind: das Denkmal des Cornelius de Greiff in Krefeld, [* 21] des Wohlthäters der Stadt, die sitzende Sandsteinfigur der Kunsttechnik an der Außenseite der Nationalgalerie, die kolossale Statue eines segnenden Christus für die Dreifaltigkeitskirche zu Berlin (1875), das Kriegerdenkmal für Naumburg, [* 22] einige allegorische Gruppen am Schloß Hansemann auf Rügen, die kolossalen Bronzestatuen Friedrich Wilhelms I. und III. am Hauptportal der Kadettenanstalt zu Lichterfelde bei Berlin, die Gruppe der Fischerei [* 23] für die Belle-Alliancebrücke, die Marmorgruppe eines Amor, dem eine Nymphe die Waffen [* 24] raubt, ein Chamissodenkmal für Berlin (1888).