Moschĕles,
Ignaz, Klavierspieler und Komponist, geb. zu Prag [* 2] als Sohn eines israelitischen Kaufmanns, begann seine musikalischen Studien 1804 in Prag unter Dionys Weber, setzte sie 1808 in Wien [* 3] unter Albrechtsberger und Salieri fort und wurde bald einer der beliebtesten Virtuosen und gesuchtesten Lehrer Wiens. 1816 unternahm er seine erste Kunstreise, 1820 eine zweite nach Holland, Frankreich und England und erregte überall durch seinen feurigen Vortrag, seine geistvollen und effektreichen Kompositionen und sein glänzendes Talent, frei zu phantasieren, Bewunderung.
Von 1825 an in
London
[* 4] ansässig, entfaltete er hier als
Lehrer an der
Akademie der
Musik und als Mitdirektor der philharmonischen
Konzerte eine rühmliche Thätigkeit und wirkte namentlich auch durch die von ihm veranstalteten
Ausgaben der klassischen deutschen Meisterwerke zu deren Einführung in
England mit. 1844 folgte er einem
Ruf an das
Konservatorium
zu
Leipzig,
[* 5]
dem er bis zu seinem
Tod in erfolgreichster
Weise seine
Kräfte widmete. Moscheles'
Kompositionen für sein
Instrument,
welche äußern
Glanz mit Gedankentiefe und Gediegenheit vereinen, nehmen mit denen
Hummels einen Ehrenplatz
in der nachbeethovenschen Klavierlitteratur ein. Seine
Etüden, mehrere
Konzerte, darunter namentlich das dritte in
G moll,
eine
»Sonate mélancholique« und viele kleinere Klavierwerke sind von bleibendem Wert. Auch als Schriftsteller hat
sich Moscheles
mit Erfolg versucht; eine von ihm veröffentlichte englische Bearbeitung von
Schindlers
Biographie
Beethovens (Lond. 1841) und sein nach seinem
Tod von seiner
Gattin unter dem
Titel: »Aus Moscheles'
Leben« (Leipz. 1872, 2 Bde.)
herausgegebenes
Tagebuch lassen einen gewandten und gebildeten Stilisten erkennen.
Sein Briefwechsel mit
Mendelssohn-Bartholdy
erschien 1888.