Moschee
(ital. Moschéa, v. arab. mesdschid, »Anbetungsort«),
Benennung der mohammedanischen
Bethäuser, von welchen man zwei unterscheidet: die größern,
Dschami, und die kleinern,
Mesdschid. Die
Dschami oder Kullijet haben einen oder mehrere
Türme
(Minarets);
in ihnen wird vom
Chatib (s. d.) der Freitagsgottesdienst abgehalten, was in den kleinern Moscheen
,
Mesdschid, welche keinen
Turm
[* 2] haben, nicht geschehen darf. In ihrem
Baustil stehen die arabischen Moscheen
dem altchristlichen
Basilikenstil näher und lassen zugleich den Einfluß persischer Bauten der
Arsakiden- und Sassanidenzeit
erkennen.
Bogen (Baukunst)

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Bogen.Die türkischen schließen sich an ihr Vorbild, die Sophienkirche zu Konstantinopel, [* 3] an; nur steigt die mittlere Hauptkuppel gewöhnlich freier und höher empor und ist außerdem von einem Konglomerat von Nebenkuppeln und Bogen [* 4] umgeben. Die Minarets in der Türkei [* 5] sind sehr schlanke, spitze Türme (wodurch sich diese von den arabischen unterscheiden), um deren obern Teil eine oder mehr Galerien (Scherife) laufen, von welchen die Muezzins die Gläubigen fünfmal des Tags zum Gebet rufen, und die bei hohen Festen mit Lampen [* 6] erleuchtet werden.
Sie sind in
Stockwerke abgeteilt und in der
Regel an den
Ecken der Moscheen
angebracht, stehen oft aber
auch ganz isoliert; ihre Zahl ist verschieden (bei größern Gebäuden zwei oder vier). Die größern Moscheen
haben gewöhnlich
außer dem eigentlichen mit Säulengängen und einem
Brunnen
[* 7] für die
Abwaschungen versehenen
Vorhof (Haram) noch einen äußern,
durch
Mauern abgeschlossenen und mit
Bäumen bepflanzten
Hof,
[* 8] welcher
Fontänen, Waschplätze, Mausoleen,
Friedhöfe
etc. einschließt, und an den häufig noch
Bibliotheken (Kutubhane), gelehrte
Schulen
(Medresse) oder
Elementarschulen (Mekteb),
Armenküchen
(Imaret),
Brunnen
(Sebil), ja selbst
Bäder
(Hammâm) und Logierhäuser
(Hân) angebaut sind.
Gesicht (Gesichtssinn:

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Gesicht.
Die Hauptachse der Moschee
liegt in der
Richtung nach
Mekka, welche bei der Verrichtung des
Gebets stets mit dem
Gesicht
[* 9] innegehalten
werden muß und als
Keblah bezeichnet sowie durch eine
Nische
(Mihrab) in der Hinterwand angezeigt wird.
Rechts daneben ist die
Kanzel
(Minber) für den Freitagsgottesdienst und links in den größern Moscheen
, welche der
Sultan besucht,
eine für ihn bestimmte
Tribüne mit vergoldetem
Gitter (Maksura). Gegen die Mitte zu erhebt sich eine
(auch zwei) auf
Säulen
[* 10] ruhende hohe
Estrade (Mahfil), auf welcher die Koranvorleser Platz nehmen, ferner eine viereckige erhöhte
Plattform (Mastaba), von welcher aus die
Muezzins im Innern zum
Gebet rufen.
Wände und
Pfeiler sind mit großen Tafeln geschmückt,
auf welchen die
Namen
Gottes, des
Propheten, der vier ersten
Kalifen und viele Koransprüche in kalligraphischen
Verschlingungen aufgemalt sind; von der
Decke
[* 11] herab hängen eiserne
Kronleuchter. Der
Fußboden ist mit
Teppichen oder Strohmatten
bedeckt;
Bänke und
Stühle fehlen ganz.
Wände und
Pfeiler sind mit farbigen Marmorplatten bekleidet; die
Malerei kommt nur als
Kalligraphie, die
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Moscheles - Moschus

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Skulptur nur bei Nischen, Portalen und Gesimsen, dort aber oft meisterhaft zur Anwendung. Die Moschee
dient nur zu Gebet, Predigt und
Vorlesungen, nicht aber zu religiösen Zeremonien. Im Sommer halten die Professoren (Muderris) ihre theologischen und juristischen
Vorlesungen mit Vorliebe in denselben. Als Einkünfte sind den Moscheen
besondere liegende Gründe angewiesen.
Bei den Moscheen
sind in der Regel folgende Beamte angestellt: der Scheich (Hauptprediger), der Chatib (Vorbeter) und sein Stellvertreter,
zwei bis vier Imame (dienstthuende Geistliche), 12 Muezzins (Gebetausrufer) und 20 Kaims (Wächter und Diener).