Morris,
William, hervorragender engl. Dichter, geb. 1834 zu London als der Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, erhielt eine vortreffliche Erziehung, studierte in Oxford, wandte sich der Malerei zu, ohne darin sonderliche Erfolge zu erringen, und veröffentlichte 1858 sein erstes Buch: »The defence of Guenevere, and other poems«, mit dem er sich an die damals mit Jubel begrüßten »Idylls of the king« von Tennyson anlehnte, aber auch schon in dem Hervortreten des Stark-Sinnlichen und dem Aufnehmen fremdländischen Elements einen eignen Weg betrat. Mit mehreren Teilhabern gründete er 1863 eine Anstalt, in welcher die höchste Kunst auf die gewöhnlichsten Gegenstände des Hausrats Anwendung finden sollte. In diesem Kunstgewerbe ist Morris noch immer als Zeichner thätig, und seine und seiner Freunde Bestrebungen haben in der That einen großen Umschwung im Geschmack für diese Dinge hervorgebracht. Seine nächsten Werke waren: das Epos »The life and death of Jason« (1867, 8. Aufl. 1882) und die Dichtung »Earthly paradise« (1868-1870, 4 Bde.; neue Ausg. 1886, 5 Bde.), welche 24 Legenden und romantische Erzählungen aus dem Altertum und Mittelalter in phantastischer Umrahmung behandelt.
Beide wurden mit großem Beifall aufgenommen, und namentlich mit dem letztern, in wahrhaft dichterischem Sinn geschaffenen, an Chaucer erinnernden Werk war Morris' Stellung als eines der Häupter der jüngsten englischen Dichterschule begründet. Ein eigenartiges, gärendes Gemisch von Romantik und Klassizität, Formvollendung und Langatmigkeit, Sprachreichtum und Dunkelheit des Ausdrucks, nackter Sinnenlust und tiefen Todesgedanken charakterisiert ihn und tritt auch in der dramatischen Dichtung »Love is enough, a morality« (1872),
die den Mysterien des Mittelalters ähnelt, zu Tage. Morris hat außerdem die »Äneide« übersetzt (1876) und in Gemeinschaft mit dem Isländer Erik Magnusen
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verschiedene nordische Sagen aus dem Isländischen übertragen, wie: »The story of Grettir the strong« (1869); »The story of the Volsungs and Niblungs etc.« (1870); »Three northern love stories« (1875). Seine letzte große Dichtung: »The story of Sigurd the Volsung and the fall of the Niblungs« (1876),
schließt sich diesen Studien an.
Seine Gedanken über Kunstgewerbe hat Morris niedergelegt in dem Buch »The decorative arts. Their relation to modern life« (1878) und in »Hopes and fears for art« (1882);
neuerdings trat er mit »The day is coming. A chant for socialists« (1884) für die sozialistische Bewegung ein.