Morphologīe
(griech.), die
»Lehre
[* 2] von der Gestalt« der Naturwesen, sowohl im Ganzen als in ihren Teilen oder
Organen
und ihrer
Entwickelung. Da die
Formen der
Organe und des ganzen
Organismus durch die Lebensweise bedingt werden, so haben einige
neuere Naturforscher die als eine Unterabteilung der
Physiologie auffassen wollen, was aber nicht statthaft
ist, da viele Gestaltungsverhältnisse nicht bloß durch die gegenwärtige Lebensweise, sondern auch durch die der Vorfahren
bestimmt werden, indem selbst
Organe, die physiologisch nicht mehr fungieren, doch morphologisch
noch auftreten und durch
Vererbung erhalten werden.
Die wichtigsten der hier in Betracht kommenden Verhältnisse sind die der homologen
Bildungen, die durch
Blutsverwandtschaft, wenn auch in entfernten
Graden, bedingt werden, und ihre Unterscheidung von den analogen
Bildungen, den
durch Gewöhnung an eine gleichartige Lebensweise erlangten übereinstimmenden Formverhältnissen. So sind die vordern
Gliedmaßen
der Vierfüßler und
Vögel
[* 3] trotz ihrer sehr verschiedenen Gestaltung homologe
Bildungen, die
Flügel der
Fliegen,
[* 4]
Vögel und
Fledermäuse aber untereinander nur analoge
Bildungen als
Anpassungen an das Luftleben. Die wissenschaftliche
Behandlung der Morphologie
fällt den Gebieten der
Entwickelungsgeschichte
[* 5] und vergleichenden
Anatomie zu und bildet die Grundlage der
Systematik und Verwandtschaftslehre der Organismen.