An den hauptsächlichsten
Schlachten
[* 7] des Siebenjährigen
Kriegs nahm er teil: bei
Kolin
[* 8] zwar griff er infolge
eines Mißverständnisses nicht zur rechten Zeit und an der rechten
Stelle an und verschuldete mit die
Niederlage, zeichnete
sich aber bei
Roßbach
[* 9] und besonders bei
Leuthen,
[* 10] wo
er den rechten preußischen
Flügel führte, so sehr aus, daß ihn der König
auf dem Schlachtfeld zum
Feldmarschall ernannte. Desgleichen kämpfte er bei
Zorndorf und
Hochkirch
[* 11] und
wurde hier, als er sich schwer verwundet nach
Bautzen
[* 12] wollte schaffen lassen, von
Panduren gefangen. Aus der Gefangenschaft
durfte er nach
Dessau zurückkehren, starb aber schon an einem
Krebsgeschwür an der
Lippe.
[* 13] Er war unvermählt geblieben.
Als Befehlshaber des niederländischen
Heers, welches er auf eine bedeutende
Stärke
[* 20] brachte, vorzüglich organisierte und
einübte, führte
er denKrieg mit
Spanien
[* 21] mit genialem
Geschick und außerordentlichem Erfolg. In vier
Jahren
säuberte
er denBoden der sieben
Provinzen von den Spaniern und trug dann den
Krieg in die spanischen
Niederlande, wo er namentlich den
glänzenden
Sieg von Nieuwpoort erfocht. Am berühmtesten wurde seine
Verteidigung von
Ostende,
[* 22] vor welchem
Platz er vier Jahre
lang den größten Teil
der spanischen
Armee beschäftigte.
Da er sich fast ausschließlich mit den militärischen Angelegenheiten beschäftigte und politischer
Ehrgeiz ihn nicht beseelte,
überließ er die Leitung der Staatsangelegenheiten dem
Führer der aristokratischen
Partei, Oldenbarneveld (s. d.), mit
dem er
lange Zeit in freundschaftlichem Einvernehmen stand, bis derselbe sehr gegen seinen
Willen 1609 den zwölfjährigen
Waffenstillstand mit
Spanien abschloß. Der
Gegensatz zwischen der kriegerisch gesinnten, nach einer monarchischen
Einheit des
Staats strebenden oranischen
Partei, deren
Haupt, doch nicht geistiger
LeiterMoritz war, da er als
Politiker ebenso unbedeutend wie
hervorragend als
Feldherr war, und der republikanischen partikularistischen
AristokratieHollands unter Oldenbarneveld kam infolge
der religiösen Streitigkeiten der
Arminianer und
Gomaristen 1618 zum
Ausbruch und endete 1619 mit dem
Sieg und der
Hinrichtung
Oldenbarnevelds.
Trotzdem ließ sich Moritz nicht die
Alleinherrschaftübertragen, sondern begnügte sich, 1621 den
Krieg gegen
Spanien wieder zu
eröffnen, in welchem er übrigens weniger glänzende Erfolge als früher errang. Er starb unvermählt im
Haag
[* 23] und hatte seinen
BruderFriedrichHeinrich zum Nachfolger. ist einer der größten
Meister der
Kriegskunst gewesen.
Vgl.
v. d.
Kemp, Maurits van
Nassau, Prins van Oranje (Rotterd. 1843, 4
Tle.);
Dagegen befestigte er das neue Kirchenwesen in seinem Gebiet und errichtete zu
Leipzig
[* 36] und
Meißen
[* 37] Konsistorien, von denen
das letztere später nach
Dresden verlegt ward; einen Teil der eingezogenen Klostergüter verwendete er
zur reichlichern
Ausstattung der
UniversitätLeipzig und 1543 zur
Stiftung der
Fürstenschulen zu
Meißen,
Pforta und (1550)
Grimma,
[* 38] von denen der
Flor des höhern
Schulwesens in
Sachsen ausging. Ehrgeizig und begierig nach Vergrößerung seines Gebiets, suchte
er bereits damals sich dem
Kaiser zu nähern. Er leistete ihm
Hilfe gegen die
Türken in
Ungarn
[* 39] 1542, wo
ihm vor
Pest nur die Aufopferung seines Edelknechts
Sebastian v. Reibisch das
Leben rettete, und beteiligte sich 1544
an des¶
Zwar mußte er dieses vor dem von der Donau herbeieilenden KurfürstenJohannFriedrich schleunigst wieder
räumen und wurde selbst bis an die böhmische Grenze zurückgedrängt, als aber der Kurfürst durch seine Niederlage und Gefangennahme
bei Mühlberg gezwungen worden war, in der WittenbergerKapitulation auf sein Land nebst der Kurwürde zu verzichten,
übertrug der Kaiser beides versprochenermaßen auf Moritz, der die Söhne des Gefangenen mit einigen thüringischen
Ämtern abfand; die feierliche Belehnung fand in Augsburg
[* 45] statt.
Trotzdem war Moritz nicht gewillt, dem Kaiser als Werkzeug zur Unterdrückung der evangelischen Lehre und zur Aufrichtung einer
erblichen Despotie zu dienen; vielmehr trachtete er danach, das Neugewonnene, das er jetzt nur durch
kaiserliche Gunst besaß, durch Aussöhnung mit seinen Glaubensgenossen sich zu sichern; persönlich fühlte er sich verletzt
durch die Gefangenhaltung seines Schwiegervaters, für dessen Freiheit er sich mit verbürgt hatte. Zunächst entschädigte
er seinen BruderAugust für das verlorne HochstiftMerseburg durch Abtretung der ÄmterWeißenfels,
[* 46] Eisenberg
und Schwarzenberg und entzog sich der Annahme des Augsburger Interim durch Aufstellung des Leipziger Interim; hierauf machte er
sich mit größter Gewandtheit die von mehreren norddeutschen Fürsten gegen den Kaiser geschlossene Verschwörung dienstbar,
bewirkte insgeheim seine von letzterm für unmöglich gehaltene Aussöhnung mit den Ernestinern und sicherte
sich durch den ebenfalls geheimen Vertrag zu Friedwalde, den Beistand König Heinrichs II. von Frankreich, dem er die
BistümerMetz,
[* 47] Toul,
[* 48] Verdun
[* 49] und Cambrai preisgab.
Die Achtsvollstreckung gegen Magdeburg gab ihm einen erwünschten Vorwand zur Verdeckung seiner Rüstungen,
[* 50] während er denKaiser durch seine Anstalten, das Tridentiner Konzil zu beschicken und zu besuchen, täuschte. Sobald seine
Vorbereitungen beendet waren, führte er im März 1552 sein Heer windesschnell von Thüringen nach Süddeutschland, verkündigte
von Augsburg aus in einem Manifest die Gründe seiner Schilderhebung und nötigte durch die Erstürmung der Ehrenberger Klause
den ungerüsteten Kaiser, schleunigst von Innsbruck
[* 51] nach Villach zu fliehen und Unterhandlungen mit ihm
anzuknüpfen.
Kurz darauf vermählte ihn seine Mutter mit der reichen Gräfin Löben, doch war die Ehe nicht glücklich und wurde 1721 wieder
getrennt. Bei allem Hang zu Ausschweifungen betrieb Moritz aufs eifrigste das Studium der Kriegskunst. 1717 nahm er in Ungarn unter
Eugen an dem Kampf gegen die Türken teil, 1720 trat er in französische Militärdienste und erhielt 1722 ein
deutsches Regiment. 1726 wählten ihn die Stände von Kurland
[* 56] auf Antrieb der Herzogin-WitweAnna Iwanowna, der Tochter des ZarenIwan Alexiewitsch, zum Herzog.
Bergen op Zoom
[* 61] zum Oberbefehlshaber in den eroberten Niederlanden ernannt. Nachdem zu Aachen
[* 62] Friede geschlossen
war, zog sich Moritz auf das ihm vom König geschenkte SchloßChambord zurück und machte dasselbe zu einem Sammelpunkt von Gelehrten,
Künstlern und Philosophen. Er starb daselbst und ward zu Straßburg
[* 63] in der protestantischen
Thomaskirche bestattet, wo ihm 1765-76 von Pigalle ein großartiges Grabdenkmal errichtet wurde.
Bekannt ist Moritz' Liebesverhältnis zur berühmten Tragödin Adrienne Lecouvreur. Von einer natürlichen Tochter
Moritz', Aurora de Saxe, verehelichte Dupin, stammt die Schriftstellerin GeorgeSand ab. Die neuen Ansichten in der Kriegswissenschaft,
die er in seinen »Rêveries« (beste Ausg., Par. 1751, 2 Bde.)
aufstellte, fanden erst in späterer Zeit Beachtung. Auch hinterließ er »Lettres et mémoires choisis parmi les papiers originaux
du maréchal de Saxe« (Par. 1794).
KarlPhilipp, trefflicher Schriftsteller und eine der eigentümlichsten Gestalten der Sturm- und Drangperiode,
geb. zu Hameln,
[* 64] verlebte seine frühste Jugend unter traurigen Familienverhältnissen, sollte
dann in Braunschweig die Hutmacherei erlernen, wurde aber bald von seinem pietistischen Meister wieder entlassen und kehrte
zu seinen Eltern, die inzwischen nach Hannover
[* 65] gezogen waren, zurück. Hier erregte er durch seine großen Fähigkeiten die
Aufmerksamkeit eines fürstlichen Gönners, erhielt dadurch Gelegenheit, das Gymnasium zu besuchen, verließ dasselbe als Primaner,
um unter Ekhof zu Gotha
[* 66] Engagement als Schauspieler zu finden, begann, als dieser Plan nach manchen abenteuerlichen Erlebnissen
scheiterte, in Erfurt
[* 67] zu studieren, machte einen nochmaligen vergeblichen Versuch, sich der Bühne zu widmen, und fand, als
auch dieser gescheitert war, eine momentane Zuflucht bei den Herrnhutern zu Barby.
der die wunderlichen Seelenzustände des Verfassers
während seiner Jugendjahre in ganz einziger Lebendigkeit und mit meisterlicher Kunst darstellt. Auch in »Andreas Hartknopf«
(Berl. 1786) schildert Moritz eigne Erlebnisse. Geistreich und durch originelle Ideen sowie durch treffliche
Darstellung wertvoll sind auch andre von Moritz' zahlreichen Schriften, z. B.: »Versuch einer deutschen Prosodie« (Berl. 1786, neu
aufgelegt 1815);
Prinz von Anhalt-Dessau, preuß. Feldmarschall, geb. zu Dessau als Sohn des Fürsten Leopold, des
«Alten Dessauers», trat 1725 in das preuß. Heer ein und machte als Freiwilliger den Polnischen Thronfolgekrieg 1734‒35 mit.
Nachdem er am ersten SchlesischenKrieg teilgenommen hatte, fand er Gelegenheit, sich
im zweiten Schlesischen Kriege
bei Hohenfriedberg, besonders aber bei Kesselsdorf, wo er als Führer des linken Flügels zum Siege wesentlich beitrug, auszuzeichnen.
Nach dem Friedensschlusse übertrug ihm Friedrich Ⅱ. die Urbarmachung und Kolonisation wüstliegender Landstriche an der
Oder und in Pommern und ernannte ihn 1752 zum Gouverneur von Cüstrin.
[* 75] Gleich bei Ausbruch des Siebenjährigen
Krieges fand der Prinz Gelegenheit, sich bei Gefangennahme der Sachsen bei Pirna
[* 76] besonders hervorzuthun; auch leitete er hernach
die Umformung der sächs. Regimenter in preußische. Im Frühjahr 1757 mit Unternehmungen im Erzgebirge betraut, konnte er in
die Schlacht von Prag nicht mehr thätig eingreifen, führte aber bei Kolin den linken Flügel, griff infolge
eines Mißverständnisses nicht zur rechten Zeit an und verschuldete hierdurch mit die Niederlage.
Ende August jenes Jahres folgte er dem Könige nach Thüringen, eilte aber dann dem durch Hadik bedrängten Berlin zu Hilfe.
Dann leistete er bei Roßbach gute Dienste und trug in der Schlacht von Leuthen wesentlich zum Siege bei,
weshalb ihn der König auf dem Schlachtfelde zum Feldmarschall ernannte. Moritz kämpfte dann mit Auszeichnung bei
Zorndorf und fiel verwundet bei Hochkirch den Österreichern in die Hände. Nach Dessau entlassen, starb er bereits Seinen
Namen erhielt 1889 das 5. pommersche Infanterieregiment Nr. 42.
von Hessen, Landgraf, geb. kam 1592 zur Regierung, legte sie 1627, da
seine gesinnungslose Ritterschaft mit der kath. Liga gemeinsame Sache machte, nieder und starb Ein
trefflicher Friedensfürst, hat Moritz doch den klaren Plan eines nationalen Heers gefaßt, ohne seinen Ständen
gegenüber durchzudringen. Kirchlich gebot er die Union auch in dem streng luth. Marburg
[* 77] fast mit Härte. Hoch gebildet, ja
gelehrt, verstand er sich auf Musik und Architektur, wagte theol. und grammatische Schriften, gründete in Cassel 1599 eine adlige
Schule, das Collegium Mauritianum, und nahm noch an der Fruchtbringenden Gesellschaft teil. Sein Herz
aber gehörte dem Theater:
[* 78] seine leider bis auf einige Titel verlorenen Dramen wurden, die lateinischen von den Schülern des
Kollegiums, die deutschen von den engl. Komödianten seiner stehenden Hofbühne aufgeführt.
Prinz von Oranien, Graf von Nassau, Sohn des Prinzen Wilhelm Ⅰ. von Oranien und Annas, der
Tochter des Kurfürsten Moritz von Sachsen, geb. zu Dillenburg, studierte zu Leiden. Nach der Ermordung seines Vaters 1584 wählten
ihn die ProvinzenHolland und Seeland, nachher auch Utrecht zum Statthalter. Er befreite Geldern, Oberyssel, Friesland und Groningen
von den Spaniern und erhielt nun den Oberbefehl über die Land- und Seemacht aller vereinigten Provinzen
und die Statthalterschaft von Geldern und Oberyssel.
Die Eroberung von Zütphen, Deventer, Nimwegen,
[* 79] Gertruidenburg (1593) und vielen andern Festungen, die Schlachten von Turnhout
(1597) und Nieuport (1600) reihten seinen Namen denen der größten Feldherren bei. Er war in gewissem Sinne der Vater
der modernen Kriegführung, indem er zu den Principien der alten Römer
[* 80] zurückkehrte, seinem Heere eine feste Organisation
gab und nach wissenschaftlichen Grundsätzen den Krieg zu führen und Städte zu belagern anfing. Der Waffenstillstand von 1609 sicherte
der
¶
forlaufend
8
Republik für 12 Jahre wirtschaftliches Gedeihen. Bei den polit.-religiosen Zwisten zwischen Arminia- nern (s. d.) und Gomaristen
stellte Moritz zuletzt (1617) sich an die Seite der letztern. Oldenbarneveldt (s. d.),
sein früherer Freund, wurde hingerichtet (1619). In- mitten des ueuen Kampfes gegen Spanien starb Moritz ihm folgte
sein BruderFriedrichHeinrich. -
Obschon ein eifriger Anhänger der Reformation und Schwiegersohn eines der Häupter des Schmal- kaldischen Bundes, war er doch
uicht zu bewegen, dem Bunde beizutreten, weil er sich der Oberleitung seines Vetters, des Kurfürsten JohannFriedrich, nicht
unterwerfen wollte. Die Nebenbuhlerschaft beider um den Besitz der BistümerMagdeburg und Halberstadt
und namentlich der streit um die Reformation des unter der Vogtei beider Linien stehenden Stifts Meißen, den Philipp von Hessen
nach dem sog. Fladeukriege April 1542 mit Mühe vermittelte, steigerte die Entfremdung beider
Linien und drängte den ehrgeizigen Herzog mehr und mebr auf die Seite des Kaisers.
Daher unterstützte Moritz diesen 1542 gegen die Türken, 1543 gegen die Franzosen. Trotzdem sandte er 1545 dem
Schmal- kaldischen Bund Hilfe gegen HerzogHeinrich von Braunschweig und erbot sich zu einem engen Bünd- nis mit Kursachsen und
Hessen. Erst als diese Be- mühungen scheiterten, entschied er sich ganz für den Kaiser, der ihm in einem
geheimen Vertrage zu Regensburg unter der Bedingung kräftigen Beistandes, die Kurwürde und die Erb- länder des
Kurfürsten zusicherte. Moritz bemächtigte sich in kurzer Zeit fast des ganzen Kurfürstentums; doch muhte er dasselbe
fast ebenso schnell dem mit einer überlegenen Macht heimkehrenden Kurfürsten wieder einränmen und
verlor schließlich sogar sein eigenes Land bis auf wenige feste Plätze. Erst die Schlacht bei Mühlberg, die Gefangennahme
des Kurfürsten und die Wittenberger Kapitulation führten ans Ziel seiner Wünsche. Am erteilte
ihm der Kaiser die Kur- würde und erfolgte zu Augsburg die feierliche Belehnung mit einem großen
Teile der Ernestinischen Erblande.
Ungeachtet dieser Gunstbezeigungen war Moritz kei- neswegs befriedigt. Die ihm in Aussicht gestellten Stiftslande
Magdeburg und Halberstadt blieben ihm versagt, und durch die nach der Auffassung des Kurfürsten vertragswidrige Gefangennahme
Phi- lipps von Hessen in Halle verletzte ihn der Kaiser ganz persönlich. Zudem sab er, wie Karl V. auf die
Zerstörung des Protestantismus und die Begrün- dung einer unumschränkten Herrschaft über Deutsch- land ausging, die allgemein
als eine span. Fremd- herrschaft erschien. Moritz sicherte daher den Bestand seiner luth.
Landeskirche durch das Leipziger In- terim Dez. 1548 und begann sich langsam den prot.
! Fürsten zuzuwenden,
denen er freilich zunächst als Verräter galt. Er übernahm daher zwar Okt. 1550 die Vollstreckung der Acht gegen Magdeburg,
be- nutzte diesen Auftrag aber, um ohne Auffehen zu rüsten, trat schon während der Belagerung mit meh- rern norddeutschen
Fürsten (Joh. Albrecht von Mecklenburg,
[* 82] Haus von Cüstrin und Albrecht von Preußen)
[* 83] in geheime Verbindung
und schloß mit Heinrich II. von Frankreich ein Bündnis gegen den Kaiser.
Ende 1551 kam der Vertrag von Friedewald zu stände, der von Heinrich II. in Chambord unterzeichnet wurde. Als der
Kaiser die wiederholt geforderte Freilassung Phi- lipps von Hessen auch jetzt noch verweigerte, erhoben
die Verbündeten im März 1552 die Waffen. Moritz nahm Augsburg und besetzte 23. Mai auch Inns- bruck, von wo Karl V. mit Mühe entkommen
war. Die Folge des raschen Feldzugs war die Freilassung des Kurfürsten von Sachsen und des Landgrafen
sowie der Vertrag von Passau
[* 84] der die Entscheidung über die kirchliche Frage und die Beschwerden gegen die Regierung
des Kaisers an den Reichstag verwies. Noch im Herbst desselben Jahres entsetzte Moritz das von den Türken hart be- drängte Erlau
in Ungarn. Um den Frieden zu sichern, trat er dem Bündnisse gegen den Mark- grafen Albrecht von Brandenburg
[* 85] bei, der den Passauer Vertrag uicht anerkannte, sondern den Krieg auf eigene Faust fortsetzte. Bei Sievers- bausen wurde
der Markgraf zwar gänzlich geschlagen, aber Moritz durch einen Schuß in den Rücken so schwer verwundet, daß
er 11. Juli starb; er wurde im Dom zu Freiberg beerdigt, wo ibm auch ein prachtvolles Denkmal gesetzt worden ist.- Moritz befestigte
Dresden, Leipzig und Pirna, ver- besserte die Heeresverfassuug, unterstützte den Berg- bau und das Hüttenwesen, organisierte
eine einheit- liche Landesregierung durch Errichtung des Hofrats 1547, führte die Einteilung in vier Kreise
[* 86] ein und gründete die drei Fürstenschulen und mehrere In- stitute bei der Universität zu Leipzig.
Die ersten Waffen
trug er 1709 in Flandern unter Eugen und Marl- borough; 1711 legitimierte ihn sein Vater unter ! dem Titel eines Grafen von Sachsen. 1715 kämpfte
^ in Pommern und 1716 in Polen, sowie 1717 unter Eugen vor Belgrad.
[* 87] 1720 ging er nach Frank- reich, wurde
hier zum Marechal-de-Camp ernannt ^ und stndierte nun Mathematik, Mechanik und Ve- ! festigungskunst, führte aber ein höchst
verschwende- ! risckes und zügelloses Leben. Abwechselnd war er ! auch am Hofe seines Vaters. 1726 wählten ihn die
¶