Titel
Moreau
(spr. -ro), 1) Jean Victor, franz. General, geb. zu Morlaix (Finistère), Sohn eines Advokaten, studierte in Rennes seit 1778 die Rechte und ward Justizbeamter daselbst. Beim Ausbruch des Kriegs von 1792 von dem in Rennes gebildeten Freiwilligenbataillon zum Anführer gewählt, wohnte er dem Feldzug von 1792 unter Dumouriez bei, leitete 1793 als Brigadegeneral den Angriff auf die Preußen [* 2] bei Pirmasens, [* 3] eroberte 1794 als Divisionsgeneral Menin, zwang Ypern zur Kapitulation, besetzte Brügge, Ostende [* 4] und Nieuport und befehligte 1795 bei der Eroberung Hollands unter Pichegru den rechten Flügel. 1796 erhielt er das Kommando über die Rhein- und Moselarmee. Er drängte Wurmser bis Mannheim [* 5] zurück, überschritt 24. Juni bei Kehl den Rhein, schlug Latour 5. Juli bei Rastatt, [* 6] den Erzherzog Karl 9. Juli bei Ettlingen, drang durch den Schwarzwald auf dem rechten Donauufer bis zur Isar vor, schloß mit Bayern [* 7] 7. Sept. den vorteilhaften Vertrag von Pfaffenhofen, wurde aber durch die Niederlage und den Rückzug Jourdans ebenfalls gezwungen, zurückzuweichen.
Auf diesem meisterhaft geleiteten, übrigens durch die Uneinigkeit der österreichischen
Feldherren erleichterten
Rückzug
schlug er die ihn erreichenden
Österreicher 2. Okt. bei
Biberach,
[* 8] ging durch das
Höllenthal des
Schwarzwaldes
und erreichte, nachdem er 24. Okt. bei
Schliengen noch einmal mit
Erzherzog
Karl gekämpft, Ende
Oktober den
Rhein, den er bei
Hüningen
überschritt, u. an
dem er
Breisach u.
Kehl bis Anfang 1797 behauptete. In demselben Jahr überschritt er abermals den
Rhein
u. drang bis nach
Lichtenau vor, wo er die
Kunde von den zu
Leoben abgeschlossenen
Friedenspräliminarien
erhielt (23. April). Moreau
hatte 1796 in einem österreichischen Bagagewagen eine zwischen
Condé und
Pichegru geführte verräterische
Korrespondenz gefunden, dieses aber aus
Freundschaft für letztern verschwiegen. Dies ward jetzt bekannt und gab dem
Direktorium
Anlaß, Moreau
im
September 1797 abzuberufen.
Schon Ende 1798 aber ward er zum Inspecteur général bei der
italienischen
Armee ernannt. Im April 1799 übernahm
er an
General
Schérers
Stelle den Oberbefehl über die von
Suworow bedrängte
italienische
Armee, führte dieselbe von der
Adda über den Tessin
und zog sich hierauf in die
Gebirge bei
Genua
[* 9] zurück. Von hier aus bewerkstelligte er seine Vereinigung mit
Macdonald, der von
Neapel
[* 10] heranzog. Im
August wurde er abberufen,
doch wohnte er auf
Jouberts Veranlassung, der ihn im
Kommando ablösen sollte, der
Schlacht bei
Novi 15. Aug. noch bei und übernahm
nach dessen
Tode, der gleich beim Beginn der
Schlacht erfolgte, wiederum den Oberbefehl, konnte jedoch
die völlige
Niederlage der
Franzosen nicht verhindern. Nach
Paris
[* 11] zurückgekehrt, lehnte
er den
Antrag
Sieyès', sich selbst der
Diktatur zu bemächtigen, ab, nahm vielmehr am
Staatsstreich des 18.
Brumaire teil, ohne indes die Tragweite desselben zu erkennen,
und bewachte die
Direktoren im
Luxembourg. Hierauf erhielt
er den Oberbefehl über die Rheinarmee und schuf
mit
Carnot ein neues
Heer von 90,000 Mann, mit welchem er zum drittenmal (Ende April 1800) über den
Oberrhein ging. Im Mai
drängte er die
Österreicher unter
Kray durch eine
Reihe glücklicher
Gefechte bei
Stockach,
Engen, Möskirch,
Biberach und
Ulm
[* 12] zurück, drang über die
Donau und bahnte sich durch die
Siege bei
Höchstädt,
[* 13]
Nördlingen
[* 14] und
Neuburg
[* 15] den
Weg bis zum
Inn, worauf die
Österreicher 15. Juli mit ihm den
Waffenstillstand zu
Parsdorf schlossen.
Als sich aber im
November die Friedensunterhandlungen zerschlugen, erfocht Moreau
3. Dez. den entscheidenden
Sieg bei
Hohenlinden,
der ihm den
Weg in das
Herz von
Österreich
[* 16] öffnete und zunächst den
Waffenstillstand von
Steyr 25. Dez., dann
aber den
Frieden zu Lüneville herbeiführte. Moreau
zog sich hierauf auf sein
Landgut Grosbois zurück.
Da er durch seine republikanische
Gesinnung und seinen dem
Napoleons I. ebenbürtigen Kriegsruhm diesem verhaßt war, ward er, als in der
Untersuchung über das angeblich von
Pichegru und
Cadoudal gegen
Napoleon angezettelte
Komplott mehrere Mitschuldige Aussagen
gegen Moreau
machten, verhaftet, in den
Temple gesetzt und angeklagt, daß er sich im Einverständnis mit
Pichegru zum
Diktator habe machen wollen, um die
Bourbonen zurückzuführen. Am 9. Juni erfolgte zwar seine
Freisprechung
mit 7 gegen 5
Stimmen, allein
Napoleon, dem es darauf ankam, ihn schuldig zu finden, ließ die
Richter durch
Savary so lange
bearbeiten, bis sie ihn mit zwei
Jahren
¶
mehr
Gefängnis bestraften. Bonaparte verwandelte die Strafe in Verbannung, und Moreau
schiffte sich nach Nordamerika
[* 18] ein, wo er sich
in Morisville bei Trenton in New Jersey ansiedelte. Im Frühjahr 1813 folgte er einer Einladung des russischen Kaisers, mit
ihm Napoleon zu bekämpfen, landete 26. Juli Gotenburg und ward von Alexander I. zu seinem Generaladjutanten
ernannt. Gegen seinen Willen unternahm man den Angriff auf Dresden.
[* 19] Als er während der Schlacht 27. Aug. mit Kaiser Alexander sprach,
zerschmetterte ihm eine Kanonenkugel beide Beine.
Man amputierte ihn und brachte ihn über das Gebirge nach Böhmen,
[* 20] wo er in Laun starb. Ludwig
XVIII. erteilte seiner Witwe später den Titel einer Marschallin und ließ Moreau
1819 ein Denkmal in Paris errichten. Das Denkmal
auf der Höhe von Räcknitz, von dem russischen Fürsten Repnin 1814 errichtet, deckt nur die beiden Beine Moreaus;
der Körper
ward zu Petersburg
[* 21] beigesetzt.
Vgl. Beauchamp, Vie politique, militaire et privée du général Moreau
(Par.
1814);
»Procès instruit par la Cour de justice criminelle contre Georges, Pichegru, Moreau
, etc.« (das. 1804, 8 Bde.).
2) Hégésippe, franz. Dichter, geb. zu Paris, verwaiste früh und wurde bei einem Buchdrucker in Provins in die Lehre [* 22] gegeben, wandte sich dann nach Paris, wo er in der Didotschen Offizin Beschäftigung nahm, und versuchte es endlich mit der Schriftstellerei. Aber nichts wollte glücken; sein unentschlossener Charakter und sein Bettelstolz brachten ihn immer tiefer in Elend und Not und machten ihn mißtrauisch und reizbar. Von einer schweren Krankheit genesen (1833), wanderte er nach Provins zurück, wo er ein satirisches Journal »Diogène« gründete, für dasselbe aber kein Publikum fand.
Verbittert ging er wieder nach Paris, und als endlich sein Talent Anerkennung zu finden schien, starb er im Hospital. Während in seinen Jugendgedichten reines, natürliches Gefühl, Zartheit und Edelsinn vortrefflich zum Ausdruck gelangen, stehen seine reifern Dichtungen meist unter dem Einfluß der Krankheit des Jahrhunderts, der Überschwenglichkeit des Gefühls und des Lebensüberdrusses. Seine trefflichsten Gedichte sind seine Elegien (»La Voulzie« etc.),
seine Romanze »La Fermière«, die »Contes à ma soeur« und seine keuschen, fast an Nodiers Feinheit erinnernden Novellen in Prosa (besonders »Le [* 23] Gui de chêne«). Seine Werke erschienen unter dem Titel: »Myosotis« (1838) und wurden neu herausgegeben von Sainte-Beuve (1860) und Piedagnel (»Contes«, 1881; »Chansons«, 1883).