Mordwinen
(russ. Mordwa), finn. Volksstamm, bewohnt die
Länder an der mittlern
Wolga, östlich bis zum südlichen Uralgebirge,
westlich bis zur
Mokscha. Man schätzt sie im ganzen auf 792,000
Seelen, wovon die meisten auf die
Gouvernements
Simbirsk,
Nishnij Nowgorod,
Saratow,
Tambow,
Pensa und
Samara kommen. Die Mordwinen
sind stark mit den
Russen verschmolzen und haben teilweise
selbst ihre frühere
Sprache
[* 2] vergessen. Sie sind sehr kräftige Leute, unter denen häufig 100jährige
Greise angetroffen
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werden, und meist blond, mit blauen oder grauen Augen. Ihre Körpergröße ist eine mittlere, das Gesicht
[* 4] flach, breit mit etwas
vorspringenden Backenknochen und leichtem Prognathismus. Sie tragen gern weiße Kleider mit roten Stickereien und lieben den
Ackerbau. Eigentümlich ist, daß bei ihnen die Frauen selten vor dem 30. Jahr heiraten. Die Mordwinen
zerfallen
in drei Stämme: die Mokschanen, an der Mokscha, die Ersan (Ersjänen) und die Karatajen (Karatai), welch letztere nur noch
im Kreise
[* 5] Sengilhej (Simbirsk) und im Kreis
[* 6] Tetjuschi (Kasan)
[* 7] vorkommen. Nur die in Tetjuschi lebenden Mordwinen
bekennen sich zum Islam
und sind überhaupt in Sprache und Sitte tatarisch geworden; die übrigen gehören der griechisch-katholischen
Kirche an. Die mordwinische Sprache gehört zu dem finnisch-ugrischen Zweig des uralaltaischen Sprachstammes.
Vgl. Wiedemann, Grammatik der ersa-mordwinischen Sprache (Petersb. 1865);
Alquist, Versuch einer mokscha-mordwinischen Grammatik (das. 1861).