Titel
Moratīn,
1) Nicolas Fernandez de, span. Dichter, geb. zu Madrid, studierte in Valladolid die Rechte, widmete sich aber daneben den schönen Wissenschaften, erhielt nach beendeten Studien ein Amt am Hof der Königin-Witwe Elisabeth zu San Ildefonso und begleitete dieselbe später nach Madrid. Er wandte sich zuerst dem Drama zu und trat 1762 mit dem Lustspiel »La petimetra« auf, in welchem er den nationalen und den französischen Geschmack miteinander zu vereinigen suchte.
Diesem folgte 1764 eine Sammlung vermischter Gedichte. »El poeta«, und das ganz im französischen Geschmack geschriebene Trauerspiel »Lucrecia«. Dieser Richtung blieb er auch in seinen spätern Tragödien: »Hormesinda« und »Guzman el Bueno«, getreu. Der geringe Ertrag seiner schriftstellerischen Thätigkeit bewog ihn, 1772 zur Advokatur überzugehen; doch ward er bald nachher zum Professor der Poetik ernannt. Sein letztes und vorzüglichstes Werk war der »Canto épico de las naves de Cortez destruidas« (1785),
eins der schönsten epischen Gedichte der Spanier. Auch sein didaktisches Gedicht »La Diana, ó arte de la caza« enthält viele Schönheiten, und unter seinen kleinern Gedichten finden sich manche vortreffliche. Er starb in Madrid. Eine Ausgabe seiner Werke veranstaltete sein Sohn Leandro unter dem Titel: »Obras póstumas« (Barcel. 1821);
vollständiger erschienen sie in der »Biblioteca de autores españoles«, Bd. 2 (Madr. 1848).
2) Leandro Fernandez de, berühmter span. Dramatiker, Sohn des vorigen, geb. wurde von seinem Vater schon früh in die Dichtkunst eingeweiht, erlernte jedoch auf dessen Wunsch bei seinem Oheim das Juwelierhandwerk, ohne dabei der Poesie untreu zu werden. 1779 trug er durch sein Gedicht »La toma de Granada« und drei Jahre später durch seine »Leccion poética« das Accessit der Akademie davon. Durch Jovellanos' Vermittelung erhielt er 1786 eine Sekretärstelle beim Grafen Cabarrus und begleitete denselben nach Paris, wo die Bekanntschaft mit Goldoni ihn in dem Vorhaben bestärkte, die spanische Bühne durch Einführung der französischen Regeln zu reformieren.
Nach seiner Rückkehr in sein Vaterland (1789) erhielt er durch den Minister Florida Blanca eine Präbende, welche ihn in den Stand setzte, seinen litterarischen Neigungen zu leben, und er widmete sich nun ganz der dramatischen Dichtkunst. Sein erstes Lustspiel: »El viejo y la niña« (1790),
wurde vom Publikum mit großem Beifall aufgenommen, von den Anhängern des alten Nationalgeschmacks aber hart angegriffen, wofür Moratin sich durch das satirische Lustspiel »La comedia nueva«.
mehr
(1792) rächte. Der Friedensfürst Godoy gewährte ihm die Mittel zu einer längern Reise durch Frankreich, England, Deutschland, die Schweiz und Italien, von welcher er erst 1796 zurückkehrte. In die nächsten Jahre fallen die Lustspiele: »El baron«, »La mogigata« und »El sí de las niñas«, welch letzteres einen außerordentlichen Erfolg hatte und bald in verschiedene Sprachen übersetzt wurde. Nach der französischen Okkupation schloß er sich an die neue Regierung an und wurde vom König Joseph 1811 zu seinem Bibliothekar ernannt.
In der Folge sah er sich wiederholentlich verfolgt und zur Flucht genötigt, bis er sich 1822 dauernd in Paris niederließ, wo er starb. Moratin gilt mit Recht für den bedeutendsten der neuern spanischen Dramatiker. Seine Lustspiele zeichnen sich durch gute Erfindung, natürliche Entwickelung, Wahrheit der Charaktere und Lebhaftigkeit des Dialogs aus, wenn es ihnen auch an Phantasie und Schwung fehlt. Auch um die Geschichte des spanischen Dramas hat er sich durch seine »Origenes del teatro español« verdient gemacht. Die vollständigsten Ausgaben seiner »Obras« sind die von der spanischen Akademie besorgte (Madr. 1830-31, 6 Bde.) und im 2. Bande der »Biblioteca de autores españoles« (das. 1848). Eine Auswahl seiner lyrischen Gedichte gibt Wolfs »Floresta de rimas modernas castellanas« (Par. 1837, 2 Bde.).