Titel
Morāles,
1) Luis de, span. Maler, genannt el Divino, »der Göttliche«, weil er nur heilige Geschichten malte, geboren um 1509 zu Badajoz, lebte meist in Sevilla und seit 1564 in Madrid und starb 1586 in seiner Vaterstadt. Seine Gemälde, unter welchen Darstellungen der Schmerzensmutter mit dem toten Heiland den Schwerpunkt bilden, haben einen fanatisch-asketischen Zug, der später für die spanische Malerei maßgebend wurde. Seine Zeichnung ist manieriert, seine Modellierung in der Magerkeit der Formen übertrieben, aber seine Färbung zart verschmolzen. Das Madrider Museum besitzt einen Ecce homo, eine Mater dolorosa und eine Madonna, das Louvre in Paris die Halbfigur eines kreuztragenden Christus und die Dresdener Galerie einen Ecce homo.
2) Cristofano, Komponist, geb. 1520 zu Sevilla, erhielt seine Ausbildung als Chorknabe an der dortigen Kathedrale und kam 1540 nach Rom, wo er vom Papst Paul III. in dessen Sängerkapelle aufgenommen wurde. Ort und Zeit seines Todes sind unbekannt. In der strengen Zucht der sogen. niederländischen Kontrapunktistenschule aufgewachsen, ermangelt doch Morales nicht der Freiheit und Selbständigkeit, welche die Arbeiten dieser Schule in ihrer letzten fruchtbarsten Entwickelungsepoche kennzeichnen. In diesem Sinn darf er unter den Vorgängern Palestrinas eine der ersten Stellen beanspruchen. Seine Kompositionen (Messen, Motetten, mehrere »Magnificat« etc.),
in denen sich bereits der Stil des letztern deutlich ankündigt, erschienen größtenteils im Druck zu Venedig von 1542 bis 1614.