Moose
(Musci L., Muscineae Bisch.), kryptogamischer Pflanzentypus, in der Mitte zwischen den Thalluspflanzen und den Gefäßkryptogamen stehend; sie sind wie die erstern nur aus Zellen zusammengesetzt, besitzen aber wie die letztere eine bestimmte Form von Geschlechtsorganen (Archegonien und Spermatozoiden bildende Antheridien), die ein notwendiges Glied in ihrer Entwickelung bilden. Die letztere beginnt mit dem Auftreten des Vorkeims (protonema, prothallium), welcher unmittelbar aus der keimenden Spore (Fig. 1 A) hervorgeht (Fig. 1 B und C, Vorkeim von Dicranum scoparium, bei b die Anlage eines Moosstämmchens), und dessen verzweigte grüne Fäden aus chlorophyllhaltigen, cylindrischen Gliederzellen bestehen und auf der Erde wachsen, zugleich nicht grüne Fäden mit schiefen Querwänden erzeugen, welche als Wurzelhaare (Rhizoiden) in das Erdreich eindringen. Durch Knospenbildung an einzelnen Zweigen des Vorkeims entwickeln sich auf letzterm die Anlagen des beblätterten Moosstämmchens, welche zahlreich aus Einem Vorkeim hervorgehen können. Letzterer verschwindet danach oder bleibt noch einige Zeit lebendig. Bei den Lebermoosen, Anthoceroteen und Ricciaceen tritt der Vorkeim sehr zurück
^[Abb.: Fig. 1. Keimende Spore (A) und Vorkeime von Laubmoosen.]
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oder fehlt gänzlich, das Stämmchen geht direkt aus der Spore hervor. Dasselbe ist bei den niedern Formen der Moose durchaus thallusähnlich und entwickelt erst bei den höhern Lebermoosen und den Laubmoosen einen kriechenden oder aufrechten Stengel mit deutlichen Blättern. Man unterscheidet zwei Hauptformen des Moosstämmchens: den laubartigen oder frondosen Stamm, Laub (frons, Fig. 2 A D), von flach blatt- oder bandartiger Gestalt, dem Substrat aufliegend, an der Unterseite mit Rhizoiden versehen, blattlos oder nur auf der Unterseite mit unvollkommenen Blattbildungen besetzt, meist dichotom verzweigt, am Ende mit einer Einbuchtung, in deren Grunde der Vegetationspunkt mit der Scheitelzelle des Stämmchens liegt, und den cylindrischen Stamm oder Stengel (Fig. 3 A D, 8, 7, 9 D), welcher eine runde, fadenförmige Gestalt hat und deutlich beblättert ist, ebenfalls mittels einer Scheitelzelle an der Spitze wächst, bald aufrecht, bald kriechend ist und an den mit dem Substrat in Berührung befindlichen Teilen ebenfalls Rhizoiden entwickelt. Die Moosblätter sind bei meist ganzer, vom Linealischen bis ins Runde gehender Gestalt aus einer einzigen Schicht von Zellen zusammengesetzt, welche meist alle einander gleich und mit Chlorophyllkörnern versehen sind, oder von denen die randständigen oder die in der Mittellinie liegenden andre Beschaffenheit haben; im letztern Fall hat das Blatt einen einfachen Mittelnerv, der bisweilen aus mehreren Schichten von gestreckten, zugespitzten Zellen zusammengesetzt ist, auch wohl an seiner Oberfläche mannigfaltige zellige Bildungen zeigt. Mesophyll, Epidermis und Spaltöffnungen sind an den Blättern der meisten Moose nicht vorhanden; nur Anthoceros ist auf der Unterseite des Laubes, Marchantia an der Oberseite mit Spaltöffnungen versehen. An den Stengeln stehen die Blätter mehr- oder zweizeilig. Bei den kriechenden Stengeln der Lebermoose ist das letztere der Fall, sie erscheinen dann mit ihren an beiden Seiten stehenden Blattzeilen der Unterlage oft fest angedrückt; da die Blätter in diesem Fall dem Stengel schief angeheftet sind, so liegt der gegen die Stengelspitze gekehrte Blattrand entweder unter (unterschlächtig) oder auf dem Rande des nächstfolgenden Blattes (oberschlächtig); mitunter kommt an der Unterseite dieser Stengel noch eine dritte Zeile meist viel kleinerer und anders gestalteter Blätter (Amphigastrien oder Unterblätter) vor. Die Geschlechtsorgane erscheinen als Haarbildungen oder als umgewandelte Blätter und Sprosse auf den Moosstämmchen; die von diesen mikroskopisch kleinen Gebilden eingenommenen Stellen pflegt man die Blüten der Moose zu nennen. Die Stengel tragen sie entweder in den Blattachseln (Fig. 4 G) oder auf dem Gipfel (Fig. 3 E D, Fig. 6, Fig. 5 A C); in letzterm Fall sind sie oft von eigentümlich gestalteten Blättern (Perichätialblättern, Fig. 3 E b) umstellt, und mitunter entwickelt sich später noch eine besondere blattartige Hülle (Perianthium, Fig. 5 A) rings um sie; auch stehen oft zwi-
^[Abb.: Fig. 2. Marchantia polymorpha L. A Weibliche Pflanze mit einem Fruchtstand. B Weiblicher Fruchtstand im Durchschnitt. C Eine Kapsel. D Männliche Pflanze mit einem Fruchtstand. E Männlicher Fruchtstand im Durchschnitt.]
^[Abb.: Fig. 3. Polytrichum commune L. Weibliche Pflanze mit einer Kapsel. B und C Kapseln. D Männliche Pflanze. E Männliche Blüte.]
^[Abb.: Fig. 4. Jungermann bicuspidata L. G Antheridium eines Stengelblatts in der Achsel. H Spermatozoid in der Mutterzelle. J Dergleichen ausgetreten und schwärmend.]
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schen ihnen eigentümliche Haarbildungen (Paraphysen, Fig. 3 E p). Das Laub trägt dagegen die Geschlechtsorgane auf seiner obern Seite, bald an der freien Oberfläche unmittelbar sitzend, bald in das Gewebe desselben eingesenkt; bei den Marchantiaceen treten dagegen besondere Fruchtstände, eigentümlich metamorphosierte Sprosse des Laubes, auf, z. B. bei Marchantia gestielte, schirmartige, gelappte Organe (Fig. 2 A u. B), welche auf der Unterseite mit den weiblichen Organen, und schildartig gestielte Körper (Fig. 2 D u. E), welche auf der Oberseite mit den männlichen Organen versehen sind. Die männlichen Organe sind Antheridien (Fig. 4 G, Fig. 3 E a, Fig. 2 E a): runde oder längliche, kurzgestielte Säckchen, meist mit einer zarten, zelligen Haut, die sich an der Spitze öffnet, um die in den Innenzellen entstandenen, kurz fadenförmigen, anfangs spiraligen und an dem einen Ende mit zwei langen, feinen Wimpern versehenen, zuerst noch in ihren Mutterzellen steckenden Spermatozoiden (Fig. 4 H und J) zu entlassen. Die weiblichen Organe oder Archegonien (Fig. 5 A u. B; auch Fig. 6) sind flaschenförmige Körperchen, deren Halsteil meist lang cylindrisch und von einem Kanal durchzogen ist, welcher zu gewisser Zeit oben sich öffnet, um den Spermatozoiden Zutritt zu der im Bauchteil des Archegoniums liegenden Eizelle zu gestatten. Antheridien und Archegonien kommen entweder auf einem und demselben (einhäusige oder auf verschiedenen Individuen (zweihäusige Moose) vor. Aus der befruchteten Eizelle entwickelt sich die zweite Generation der Moose, welche, da sie wesentlich der Reproduktion der Sporen gewidmet ist, als Sporogonium (Fig. 5 C s g, Fig. 6) bezeichnet wird und die ungeschlechtliche Generation darstellt, während das aus der Spore hervorgehende Moospflänzchen als Träger der Geschlechtsorgane die geschlechtliche erste Generation repräsentiert. Das Sporogonium unterscheidet sich von dem geschlechtlichen Produkt der nächst höhern Kryptogamen hauptsächlich darin, daß es noch kein selbständiges Vegetabil darstellt, sondern von der fortlebenden vorhergehenden Generation (den Moosstämmchen) getragen und ernährt wird. Zunächst entsteht aus der Eizelle ein vielzelliger, von dem stark erweiterten Bauchteil des Archegoniums eingeschlossener Körper (Embryo), an welchem alsbald die Organe des Sporogoniums sich differenzieren. Der wesentliche Teil des letztern stellt das eigentliche Fruchtorgan der Moose dar: die in ihrem Innere mit den Sporen erfüllte Kapsel oder Büchse (theca, Fig. 3 A B C; Fig. 7 t; Fig. 9 D E; Fig. 2 C), auch Sporangium genannt. Sie steht meist auf einem mehr oder weniger langen, dünnen Stiel oder auf einer Borste (seta, Fig. 7 s; Fig. 9 D u. E; Fig. 3 A; Fig. 5 und 6 s), deren meist knollig angeschwollene Basis (Fig. 5 C f) in das Gewebe des Stammes eingesenkt und befestigt ist. Gewöhnlich wird die Büchse durch eine beträchtliche Streckung der Borste aus dem Bauchteil des Archegoniums befreit. Der letztere stellt in dieser Periode die Haube (calyptra, Fig. 6 und 7 c) dar. Sie bleibt in ihrem untern Teil oder, wenn sie an der Spitze durchrissen wird, in ihrer Totalität als Scheidchen (vaginula, Fig. 6 v und Fig. 9 D c) um die Basis des Sporogoniums stehen; bei den Laubmoosen wird ihr oberer Teil als eine von der Büchse getragene Mütze oder Haube emporgehoben, welche bald regelmäßig glockenförmig, bald einseitig kapuzenförmig, bald kahl, bald dicht behaart erscheint. Selten befindet sich am Grunde der Büchse eine eigentümliche, oft lebhaft gefärbte Anschwellung
^[Abb.: Fig. 5 Jungermannia bicuspidata L. A Spitze eines Stämmchens mit dem letzten Blatt und der weiblichen Blüte. B Archegonium. C Spitze eines fruktifizierenden Stämmchens mit dem Sporogonium.]
^[Abb.: Pottia lanceolata C. Müll. Fig. 6. Weibliche Blüte mit zwei Sporogonien. Fig. 7. Ganze Pflanze mit der Kapsel.]
^[Abb.: Fig. 8. Hypnum triquetrum L. Ein Stengel mit Kapseln. Fig. 9. Jungermann bicuspidata L. D Ein Stengel mit der Kapsel. E Eine geöffnete Kapsel. F Eine Schleuderzelle nebst Sporen.]
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Moose,
Musci oder Muscinĕae, eine große Abteilung der Kryptogamen, zwei Gruppen, die Laubmoose (Musci frondosi oder Bryoideae) und die Lebermoose (Musci hepatici oder Hepaticae) umfassend. Während bei den erstern durchgängig eine deutliche morpholog. Differenzierung in Stamm und Blatt vorhanden ist, stellt der vegetative Teil vieler Lebermoose einen echten Thallus dar, an dem eine Unterscheidung von Stamm und Blatt nicht durchführbar ist; andere Lebermoose verhalten sich in dieser Beziehung ganz wie die Laubmoose. Von den höher entwickelten Gefäßkryptogamen unterscheiden sich die Moose durch den anatomischen Bau, besonders aber durch die Art des ihnen eigentümlichen Generationswechsels. Wenn auch bei vielen Laubmoosen in den Stämmchen die Anfänge eines Leitbündels zu finden sind, so ist doch der gänzliche Mangel an normalen Gefäßbündeln mit deutlichen Gewebesystemen, wie sie die Gefäßkryptogamen besitzen, ein charakteristischer Unterschied zwischen diesen und den Moose. Im Generationswechsel zeigen sie zwar auch, wie jene, eine geschlechtliche und eine ungeschlechtliche Generation; aber während bei den Gefäßkryptogamen die erstere auf einen meist wenig zelligen, thallusartig entwickelten Gewebekörper, das Prothallium, beschränkt ist, stellt bei den Moose die eigentlich grüne Moospflanze, die in den meisten Fällen in Stamm und Blatt gegliedert ist, die geschlechtliche Generation dar. Auf ihr werden an bestimmten Orten die Antheridien oder Archegonien gebildet, und nach der Befruchtung der letztern wächst aus denselben die Moosfrucht, das Sporogonium, heran, welches als ungeschlechtliche sporenerzeugende Generation der in Stamm, Blatt und Wurzel gegliederten Generation der Farne, Equisetaceen und Lycopodiaceen entspricht. Bei diesen drei Gruppen hat das Prothallium eine verhältnismäßig kurze Lebensdauer; es stirbt bald nach der Befruchtung ab, und die sich nunmehr entwickelnde ungeschlechtliche Generation bleibt lange erhalten; bei den Moose hingegen ist es umgekehrt: die Moosfrucht stirbt bald nach der Reife der Sporen ab, während die aus den Sporen hervorwachsende geschlechtliche Moospflanze eine oft sehr lange Lebensdauer besitzt.
Die Keimung der Sporen erfolgt bei den in der Weise, daß zunächst aus denselben ein meist fadenartiger, mehrfach durch Querwände geteilter und verzweigter Vorkeim sich entwickelt, der ungefähr den Fäden der Konferven gleicht. An diesem Gebilde, dem Protonema, entstehen die eigentlichen Moospflanzen durch Bildung von seiten- oder endständigen kleinen Knospen, die sich entweder, wie bei manchen Lebermoosen, zu einem meist flach ausgebreiteten Thallus oder, wie bei den andern Gruppen, zu einem beblätterten Stämmchen weiter entwickeln. In beiden Fällen wird die Verbindung der
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Pflanze mit dem Boden durch sog. Rhizoiden (z. B. Tafel: Moose I, Fig. 1c) hergestellt, die in der Regel dem Protonema ähnlich sind und auch als solches fungieren, d. h. zur Vermehrung der Moospflanze durch Knospenbildung beitragen können. Bei einigen Lebermoosen (Marchantieen) sind die Rhizoiden einzellige lange schlauchförmige Gebilde, die an ihren Wänden eigentümliche zackenförmige Verbindungen (Fig. 1e) besitzen; diese Form kann nicht zu Protonemafäden auswachsen. Die Gestalt der Moospflänzchen bietet in den einzelnen Gruppen große Verschiedenheiten dar. Bei den thallosen Formen ist gewöhnlich ein vielfach gelappter, fast stets dorsiventral gebauter Vegetationskörper vorhanden, dessen dem Licht zugekehrte Seite anders entwickelt ist als die dem Substrat zugewendete. Auf der letztern stehen die Rhizoiden, und bei manchen Gattungen finden sich auch schuppenartige Gebilde, die wohl als ein Anfang der Blattentwicklung zu betrachten sind; auf der Lichtseite besitzen sie entweder eine glatte, nicht durch Öffnungen unterbrochene Oberfläche, oder es treten (Marchantieen) eigentümliche Löcher in derselben auf, die man als Spaltöffnungen oder Atemöffnungen bezeichnet. Diese weichen aber in ihrem Bau wesentlich von den Spaltöffnungen der höhern Pflanzen ab, da sie fortwährend offen bleiben und nicht wie jene aus zwei bewegungsfähigen Schließzellen gebildet sind, sondern von mehrern ringförmig gelagerten Zellen umschlossen werden (Fig. 1c oben). An die thallosen Formen schließen sich als Übergang zu den beblätterten einige Gattungen an, deren Arten zwar einen bandartig verbreiterten Stengel besitzen, zugleich aber auch schon auf den Flanken desselben blattähnliche Organe entwickeln. Die Moose, bei denen Blatt und Stamm deutlich unterschieden ist, sind entweder dorsiventral oder radiär gebaut. Dorsiventrale Gliederung besitzen mit sehr wenigen Ausnahmen sämtliche blatttragenden oder foliosen Lebermoose; die Laubmoose hingegen zeigen durchgängig einen radiären Aufbau. Bei den erstern steht auf den beiden Flanken des meist niederlegenden Stämmchens je eine Reihe von Blättern; außerdem findet sich in der Regel noch auf der nach unten gekehrten Seite eine Reihe blattartiger Organe, sog. Amphigastrien, die aber kleiner sind als die auf den Flanken stehenden und oft nur schuppenartige Form besitzen. Bei den Laubmoosen finden sich nur wenige Arten mit zweizeiliger Blattstellung; in den meisten Fällen ist die Anordnung der Blätter eine schraubenlinige.
Der Bau der Blätter ist sehr einfach; es sind Zellflächen, in denen keine weitere Gewebedifferenzierung stattfindet (s. Tafel: Moose II, Fig. 6b). Ebenso ist der Bau des Stammes nicht besonders kompliziert, nur in der Mitte desselben findet sich bei vielen Moose ein Strang von längern Zellen, die gewöhnlich reichlich mit Protoplasma erfüllt sind und jedenfalls ihrer Funktion nach ein spärlich entwickeltes Leitbündel darstellen. In der äußern Partie der Stämmchen liegen häufig ziemlich stark verdickte Zellen, besonders bei den größern Moose; sie dienen dazu, der Pflanze eine gewisse Festigkeit zu geben. Bei den Torfmoosen findet sich noch an der Peripherie der Stämme eine eigentümliche Hülle von spiralig verdickten und durchlöcherten Zellen, die durch ihren Bau befähigt sind, Wasser aufzunehmen und weiter zu leiten. (Näheres hierüber s. Sphagnum.) Bei den thallosen sind in der Mitte der Thalluslappen häufig eine Art von Mittelnerven vorhanden, die aus längern Zellen zusammengesetzt sind und wahrscheinlich auch zur Leitung von Nährstoffen dienen. Außerdem findet sich bei manchen Arten dieser Gruppe noch eine weitere Gewebedifferenzierung, insofern als schleimführende Gänge und Schläuche zwischen den mit Chlorophyll erfüllten parenchymatischen Zellen des Thallus auftreten.
Die Geschlechtsorgane der Moose werden an den Moospflänzchen auf verschiedene Weise gebildet: entweder stehen sie an der Spitze der Stämmchen (akrokarpe Moose), wenn sie sich aus der Scheitelregion entwickeln, oder sie stehen auf kleinen Seitensprossen (pleurokarpe Moose), oder sie gehen, bei den thallosen Formen, aus oberflächlich liegenden Zellgruppen hervor und sind dann dem Thallus entweder eingesenkt oder sie gelangen auf besonders ausgebildeten Zweigen desselben zur Entwicklung. Die männlichen Organe, die Antheridien (Fig. 3a u. b), haben in den beiden erstern Fällen gewöhnlich eine keulenförmige oder ellipsoidische Gestalt und sind gestielt; bei den thallosen Lebermoosen hingegen stellen sie krugförmige Höhlungen im Thallus dar. Im Innern der Antheridien werden sehr zahlreiche Spermatozoiden gebildet, die bei der Reife durch Zerreißung der Antheridienwand frei werden und mittels zweier Cilien sich sehr lebhaft bewegen können. Die weiblichen Organe, die Archegonien (Fig. 3c u. d) haben bei sämtlichen Moose ungefähr dieselbe Gestalt; es sind flaschenförmige Organe, die in ihrer untern Partie kugelig gewölbt sind und nach oben in einen langen Hals auslaufen; in dem weiten basalen Teil liegt die Eizelle, die nach der Befruchtung mehrfache Teilungen erfährt und so zu einem mehrzelligen, gewöhnlich etwas gestreckten Embryo heranwächst, aus dem sich dann die ungeschlechtliche Generation, die Moosfrucht oder das Sporogonium entwickelt. Bei der Vergrößerung des Embryos erweitert sich zunächst der Archegoniumbauch ganz bedeutend und wird so zu einem Gebilde, welches das junge Sporogonium wie eine Hülle umschließt. Nur bei einer Gattung der Lebermoose bleibt das Sporogonium zeitlebens in dieser Hülle eingeschlossen, bei den übrigen bleibt dasselbe zwar ebenfalls fast bis zur Sporenreife in jener Hülle, dann aber wird dieselbe durch lebhaftes Längenwachstum des Stiels durchbrochen und das Sporogonium tritt hervor, um bald danach mit mehrern Längsspalten aufzuspringen und die Sporen auszustreuen; die Hülle bleibt als ein scheidenartiges Gebilde am Grunde des Sporogoniumteils sitzen. Bei den Laubmoosen hingegen wird sie bei der Weiterentwicklung des Embryos zur Moosfrucht an der Basis abgerissen und bleibt dann als sog. Mütze oder Haube (Fig. 4e) auf dem Sporogonium bis zu dessen Reife sitzen.
Die Entwicklung des Sporogoniums bis zur Sporenreife nimmt in der Regel ungefähr 3–12 Monate in Anspruch. Das Sporogonium der Laubmoose öffnet sich mit sehr wenigen Ausnahmen nicht mittels Klappen, sondern die obere Partie desselben hebt sich als Deckel (Fig. 4d) ab. Durch die dabei gebildete Öffnung gelangen die Sporen ins Freie; häufig ist dieselbe umgeben von zahlreichen hygroskopischen, oft sehr zierlich gebauten Zähnen oder Zipfeln, Peristom (Fig. 1d, 4c, 5b) genannt, deren Form und Anzahl für die systematische Unterscheidung der einzelnen Arten wichtig ist. Das Sporogonium der Moose besteht der äußern Form nach fast
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stets aus einem Stiel, der sog. Seta, und dem eigentlichen Sporenbehälter, der Büchse (theca) oder Mooskapsel (Fig. 1a, 4c–e, 5a, 6a). Die mannigfachen Verschiedenheiten in der Größe dieser beiden Teile sowie auch die Gestalt der Haube oder Mütze dienen in den meisten Fällen zur Unterscheidung der einzelnen Gattungen und Arten. Der anatom. Bau und die Entwicklungsgeschichte des Sporogoniums ist ziemlich verwickelt, da die einzelnen Gewebekomplexe zu sehr verschiedenen Zwecken verwendet werden; aus bestimmten Zellgruppen im Innern gehen die Sporen hervor, aus peripherisch liegenden entsteht die ziemlich fest gebaute Sporogoniumwand sowie der Deckel und das Peristom, aus einer basalen Partie des Embryos wird der Stiel gebildet und außerdem treten noch weitere Veränderungen im Innern der Kapseln auf, so daß also die Gewebedifferenzierung in der Moosfrucht eine weiter gehende ist als in dem Vegetationskörper der geschlechtlichen Generation; die letztere dient in physiol. Beziehung nach der Befruchtung der Eizelle eigentlich als die Wirtspflanze der ungeschlechtlichen Generation, des Sporogoniums; denn das letztere bleibt zeitlebens auf dem Moospflänzchen sitzen und nimmt den größten Teil seiner Nährstoffe aus diesem, stellt aber immerhin ein selbständiges Individuum der ungeschlechtlichen Generation dar. Außer durch die in den Sporogonien erzeugten Sporen pflanzen sich viele Moose durch Brutknospen oder Brutkörner fort. Diese Organe werden meist in besondern Behältern des Vegetationskörpers gebildet, wie z. B. bei Marchantia, sind aber nicht das Produkt eines sexuellen Aktes, sondern stellen rein vegetative Fortpflanzungsorgane dar. Bei der Weiterentwicklung derselben geht aus ihnen eine neue Geschlechtsgeneration hervor. Auch die knospenartigen Gebilde an den als Rhizoiden dienenden Protonemafäden sind als solche Brutknospen aufzufassen. Die Lebermoose haben haubenlose Sporogonien, die Laubmoose besitzen mit Ausnahme der Torfmoose stets auf der Büchse eine Mütze. Die Büchse der Lebermoose öffnet sich in der Regel mit vier Klappen, die der Laubmoose mit einem Deckel oder sie bleibt in einigen wenigen Fällen (Phascaceen) ganz geschlossen. Bei einer kleinen Familie (Andreäaceen) spaltet sie sich wie bei den Lebermoosen in vier Klappen. Die Seta der Lebermoose ist in der Regel weiß und sehr zart gebaut, während diese bei den Laubmoosen eine braune oder braunrote Farbe, ähnlich wie die Büchse besitzt und aus stark verdickten Zellen besteht. Bei den meisten Lebermoosen werden außer den Sporen in der Büchse noch andere schraubenlinig verdickte Zellen, die sog. Elateren oder Schleuderzellen, gebildet, die beim Aufspringen der Büchse die Sporen fortschnellen und so zur Ausstreuung derselben beitragen (s. Tafel: Moose I, Fig. 3b). Bei den Laubmoosen fehlen derartige Elemente durchgängig, hierzu die Tafeln: Moose I und II; zur Orientierung s. auch Laubmoose und Lebermoose.
Die Moose wachsen der Mehrzahl nach auf der Erde, viele auch an Felsen, Baumstämmen u. s. w., einige schwimmen im Wasser. Im allgemeinen sind es Pflanzen, die an schattigen Orten vorkommen und häufig den Boden auf weite Strecken mit rasenbildenden Polstern bedecken. Hauptsächlich in den Wäldern treten sie häufig auf und sind hier für die Feuchtigkeitsverhältnisse des Bodens von großer Wichtigkeit, da unter der Moosdecke die Erde stets feucht bleibt und in dem sie bedeckenden Rasen gewissermaßen ein Wasserreservoir besitzt, welches die atmosphärischen Niederschlage aufnimmt und nicht leicht abfließen läßt, wohl aber an die darunter liegenden Bodenschichten abgiebt. Zugleich tragen die Moose bedeutend zur Humusvermehrung bei, insbesondere gilt dies auch von denen, die auf nacktem Gestein die ersten Anfänge der Humusbildung ermöglichen. Über die Bedeutung der Torfmoose für die Zusammensetzung der Moore s. Sphagnum.
Getrocknete Moose werden in der Industrie mannigfach verwendet, teils zur Verzierung von Kränzen u. dgl., teils zum Polstern und Verpacken. In der Landwirtschaft benutzt man oft große Mengen von als Streu in Ställen. Im Bauwesen dient Moos als schlechter Schall- und Wärmeleiter zur Ausfüllung von Decken und Wänden sowie als Dichtungsmittel bei Holzwänden, Fenstern und Dächern.
Litteratur. Dillenius, Historia muscorum (Oxf. 1741); Schimper, Synopsis muscorum europaeorum (Stuttg. 1800; 2. Aufl. 1876); Leitgeb, Untersuchungen über die Lebermoose (6 Hefte, Jena und Graz 1874–81); Göbel, Die Muscineen in Schenks «Handbuch der Botanik» («Encyklopädie der Naturwissenschaften», Bresl. 1879 fg.); Sydow, Die Moose Deutschlands (Berl. 1881); ders., Die Lebermoose Deutschlands, Österreichs und der Schweiz (ebd. 1882).