Moorkultur
,
die Umwandlung wenig oder gar nicht ertragsfähigen
Moors (s. d.) in
Acker- und Wiesenland. Die vielfach
zur Moorkultur
gerechnete
Fehn- oder
Veenkultur (s.
Fehn- und Moorkolonien) macht nicht das
Moor selbst landwirtschaftlich nutzbar, sondern
dessen
Untergrund. Das seit Anfang des 18. Jahrh. sehr ausgedehnt angewendete
Brennen der Heidekrautdecke des
Moors
(Brandwirtschaft, s.
Betriebssystem, Bd. 2, S. 907 b) verbessert zwar wegen der
vorher nötigen Entwässerung und Lockerung und wegen der durch das 7-16 cm tief eindringende
Feuer hervorgerufenen
Zersetzung
den
Boden physikalisch und chemisch, auch giebt die in die warme
Asche eingebrachte Saat (Roggen, vorwiegend
jedoch
Buchweizen) bei günstiger Witterung reiche Ernte;
[* 2] allein diese ist wegen Empfindlichkeit gegen
Nachtfröste unsicher
und die Heideschicht durch zwei- oder mehrmaliges
Brennen tot gebrannt: deshalb ist das
Brennen nur die Einleitung der Moorkultur.
Die eigentliche Moorkultur
sorgt zuerst für genügende, aber nicht zu tief gehende Entwässerung,
sodann mittels Durcharbeitung, Lüftung und Kalkung für Urbarmachung und endlich durch
Vermengung mit geeignetem
Dünger und
Bestellung, später durch weitere Düngung und angemessenen
Fruchtwechsel für Erzielung dauernder Erträge. Der
Dünger muß
die mangelnden Basenbildner (Kalium,
Calcium,
Magnesium,
Eisen)
[* 3] und Säurebildner
(Phosphor, Schwefel) ersetzen oder zuführen
und wird, da natürlicher
Dünger bei neuen Kulturen meist fehlt, in Form von
Kainit,
Phosphaten und
Chilesalpeter
gegeben; der
Dünger der auf benachbarten rohen
Mooren und
Heiden weidenden
Heidschnucken kann nach Mischung mit Sand benutzt
werden. Sehr zweckmäßig ist die Ausbringung fruchtbaren Nordseeschlicks (auf je 1 ha 100000 kg abgelagerten Schlicks).
Überraschend gut wirkt die
Impfung
[* 4] (s. d.) des
Moors, wobei auf 1 ha nur 4000 kg Marscherde ausgestreut
werden. Diese geringe Menge sog. Wiergrundes ermöglicht bei Anbau von
Leguminosen
[* 5] eine zersetzende, bodenausschließende
Thätigkeit gewisser Mikroorganismen und erspart so an stickstoffhaltigen
Düngemitteln.
Für die, im Gegensatz zu Hoch- oder Heidemooren, besser zersetzten, dichter gelagerten und mineralreichern
Tieflands- oder Wiesenmoore ist eine besondere Moorkultur
sehr verbreitet, die nach ihrem Erfinder, dem Rittergutsbesitzer
Rimpau auf Cunran
«Provinz
Sachsen),
[* 6] benannte Rimpausche
Moordammkultur (Dammkultur der
Moore). Diese reguliert zuerst unter
Berücksichtigung des nachherigen Zusammensinkens des
Moors dessen Wasserstand derart, daß ein angemessen tiefes Eintauchen
der Moorschicht in das Wasser gesichert bleibt.
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Sodann wird die ursprüngliche Vegetationsdecke des Moors durch Aufbringen einer 11 cm starken Moorschicht getötet, die man den an der Langseite jedes etwa 20–25 in breiten Moorstreifens ausgehobenen Gräben entnimmt. Auf die noch feuchte Moorschicht kommt eine 11 cm starke Schicht reinen, schwefelkiesfreien, nicht humosen, womöglich etwas körnigen und lehmigen Sandes. Kann dieser nicht aus den Gräben gewonnen werden, so muß er mittels Feldbahnen von Nachbarflächen herangeschafft werden.
Der Sand wird dann durch Kainit und Phosphorsäure gedüngt und bildet die Ackerkrume, die bei der Bestellung nicht mit dem Moor
vermischt werden darf. Die besprochenen Arten der Moorkultur
haben Erträge bewirkt, die hinter denen guter Mineralböden
nicht zurückstehen. Sehr viel ist, außer von der oldenb., von der preuß.
Regierung für die Erschließung der Moore durch Kanäle und für die Besiedelung geschehen. Eine Central-Moorkommission bearbeitet
die einschlägigen Sachen. Preußen
[* 10] hat eine Moorversuchsstation in Bremen.
[* 11] Daneben ist ein Verein zur Förderung der Moorkultur
im
Deutschen Reiche thätig, dessen seit 1883 erscheinende «Mitteilungen» neben
den Protokollen jener Central-Moorkommission über die Fortschritte der Moorkultur
unterrichten. –
Vgl. Krey, Die Moorkultur
Anleitung für
Landwirte und Kulturtechniker (Berl. 1885);
Conrad von Seelhorst, Acker- und Wiesenbau auf Moorboden (ebd. 1891).