Titel
* Montreux
(Kt. Waadt,
Bez. Vevey).
Am betrug die Bevölkerungszahl für die drei Gemeinden
Le Châtelard,
Les Planches und
Veytaux, die zusammen als Montreux
bekannt sind:
Ew. | Bürger. | Waadtländer. | Andere Schweizer. | Fremde. | |
---|---|---|---|---|---|
Le Châtelard | 11892 | 1091 | 3097 | 3700 | 4004 |
Les Planches | 6105 | - | - | - | - |
Veytaux | 1035 | 32 | 260 | 349 | 394 |
Total | 19032 | . | . | . | . |
In Bezug auf Konfession und Geschlecht verteilt sie sich nach:
Reform. | Kathol. | Andere Konfess. | Männl. | Weibl. | |
---|---|---|---|---|---|
Le Châtelard | 7877 | 3778 | 237 | 5625 | 6267 |
Les Planches | - | - | - | - | - |
Veytaux | 517 | 403 | 116 | 491 | 544 |
Budget für 1909 des Kreises Montreux:
Ausgaben Fr. | Einnahmen Fr. | Neue Projekte Fr. | |
---|---|---|---|
Le Châtelard | 609631 | 503077 | 415600 |
Les Planches | 229985 | 270158 | 358000 |
Veytaux | 78042 | 56806 | 62267 |
Kreisverwaltung | 147305 | 61970 | - |
Total | 1064963 | 892011 | 835867 |
Neue Projekte | 835867 | . | . |
Total | 1900830 | . | . |
Wirkliche Ausgaben | 1815000 | . | . |
Die Ziffern der Ausgaben und Einnahmen dürften noch um ungefähr einen Drittel vergrössert werden wegen der Grund-, Personal- und Brandsteuer, die durch die Dorfverwaltungen (Administrations de «Village») erhoben werden, denen ein Teil der Ausgaben für Strassenunterhalt, öffentliche Beleuchtung, Feuerwehr, Brunnen etc. obliegt, welche nicht ins Ressort der Gemeinden fallen.
Eisenbahnen und Dampfschiffe.
Im Jahre 1908 machten die Gesamteinnahmen der vier Stationen der S. B. B.
Clarens, Hauptbahnhof Montreux
,
Territet und
Veytaux, der Bahnhöfe der Linien
Montreux-Berner
Oberland,
Montreux-Glion (direkte),
Territet-Glion,
Glion-Rochers
de
Naye, der elektrischen Strassenbahn
Vevey-Montreux-Chillon und der drei Dampfschiffstationen
Clarens,
Montreux-Rouvenaz und
Territet, folgende Beträge aus:
Schweiz. Bundesbahnen Fr. | Montreux-Berner Oberland Fr. | Montreux-Glion | Territet-Glion Fr. | Glion-Naye Fr. | Vevey-Montreux-Chillon Fr. | Dampfschiffe Fr. | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Clarens | 109210 | - | Nicht veröffentlicht | - | - | - | - |
Montreux |
441459 | 1177339 | - | - | - | - | - |
Territet | 159124 | - | - | 183596 | 340216 | 332560.35 | 155625 |
Veytaux | 21038 | - | - | - | - | - | - |
Die von den S. B. B. beförderte Last (Waren, Gepäck und Tiere) beziffert sich auf 75539 t., die der M-O-B. auf 52027 t., die der T-G. und G-N. auf 2784 t. und die der Dampfschiffe auf 1615 t. Die elektrische Bahn M-O-B hat eine Länge von 62,36 km.;
ihr höchster Punkt in den Saanenmoösern liegt in 1278 m, ihre grösste Steigung beträgt 69‰. Betriebseröffnung: Montreux-Les Avants,
Les Avants-Montbovon,
Montbovon-Château d’Œx,
Château d’Œx-Gstaad, und Gstaad-Zweisimmen, Die Baukosten beliefen sich auf 17,4 Millionen.
Die direkte elektrische Bahn
Montreux-Glion (M-G), die den dem Verkehr übergeben wurde, hat eine
Länge von 2800 m mit einem Höhenunterschied von 294 m zwischen dem Bahnhof Montreux
(398 m) und dem
von
Glion (692,4 m). Die Maximalsteigung beträgt 130‰, die mittlere 105‰. Die Linie wird elektrisch betrieben (Gleichstrom
von 750 Volt) und hat, wo die Steigung stark ist, Zahnrad (System Abt). Die stark ausgesprochene Abschüssigkeit des
höckerigen Terrains erforderte eine grosse Zahl schwieriger Kunstbauten, unter andern 5
Tunnels von total 940 m Länge, von
denen jeder der zwei wichtigsten allein 385 m misst.
Diese Bahn ermöglicht den Warentransport nach Glion, Caux und den Rochers de Naye, der bis dahin nur in beschränktem Masse bewerkstelligt werden konnte. Das Eisenbahnfieber erlischt in der Gegend von Montreux noch keineswegs, wie der Bau der Drahtseilbahn Territet-Montfleuri, der Strassenbahn Clarens-Chailly-Blonay, deren finanzielle Berechtigung dargetan ist, sowie der elektrischen Bahn Les Avants-Caux beweist, für welche die Konzession nachgesucht ist und welche den Ring dieser regionalen Bergbahnen schliessen soll; dazu kommt noch die projektierte Linie Veytaux-Territet-Sonchaux und die Drahtseilbahn Les Avants-Col de Sonloup, deren Konzession bereits gewährt und deren finanzielle Berechtigung dargetan ist. Um den Hauptbahnhof Montreux mit dem See zu verbinden, sind nicht weniger als vier Projekte von Drahtseil- und Zahnradbahnen aufgetaucht, von denen eines die Verlängerung der Montreux-Glion-Bahn vorsieht, die die Reisenden gerade vors Palace-Hôtel bringen würde.
Ueberdies verfolgen die Gemeinden Les Planches und Veytaux, von der Regierung von Waadt unterstützt, den Plan, die Simplonlinie zwischen dem Hauptbahnhof Montreux und der Station Veytaux mittelst eines etwa 2 km langen Tunnels zu verlegen. Diese Verlegung hätte zur Folge, dass die Steigung von 10‰, welche die Abfahrt vom gegenwärtigen Bahnhof Territet so schwierig macht, verringert würde, dass zwei Uebergänge à Niveau verschwinden würden, deren Ersetzung durch Unterführungen die Gegend verunstalten und die Verbreiterung der Strasse von Territet nach Montreux wie auch die Erstellung einer bequemen Zufahrtsstrasse zum Bahnhof Montreux verunmöglichen müsste. Der gesamte Voranschlag dieser Umbauten beläuft sich auf 4½ Millionen.
Fremdenstatistik von 1908.
Die im Jahre 1908 in den Hôtels, die zur Société des Hoteliers gehören, abgestiegenen Fremden verteilen sich folgendermassen: Deutsche 16766, Engländer 12949, Amerikaner 4560, Oesterreicher 989, Franzosen 9966, Italiener 1423, Holländer 1583, Belgier 1170, Russen 3474, Schweizer 7144, Verschiedene 2651;
Total 62875 gegen 55962 im Jahre 1907 und 22874 im Jahre 1906. Zu bemerken ist, dass in obigen Zahlen die Gesellschaften, Handlungsreisenden, Schulen und die Fremden, die Villen oder Privatwohnungen bezogen, nicht inbegriffen sind.
Jeder Fremde, ob er ein Jahr oder einen Tag sich hier aufhalte, wird als Einheit gezählt und nicht für 365, wie es die meisten Statistiken machen.
Wasser.
Die Wasserversorgung Vevey-Montreux versieht den grössten Teil des Kreises mit Trinkwasser. Dieses kommt von Les Avants und von Chéset, oberhalb des Pont de Pierre etc. Da aber das verfügbare Wasser nicht mehr auszureichen drohte, kaufte die Wasserversorgung 1908 die Quellen von Le Bouveret, die noch nicht alle gefasst sind. Die 3 Gemeinden verfügen ausserdem noch über Quellen, welche verschiedene Häusergruppen und Weiler bedienen. Veytaux hat eine eigene Hochdruckleitung. Als Triebkraft für die Lifts in den Hotels etc. hat die Gemeindeverwaltung Vevey-Montreux seit 1906 die Zuführung des Wassers der grossen Quelle von Thomex oder vom Bois d’Enfer ob Brent angeordnet, eines sehr reinen Wassers, das jedoch seines Gipsgehaltes wegen als Trinkwasser untauglich ist. Die Wasserversorgung Vevey-Montreux ist Eigentum folgender ¶
mehr
sieben Gemeinden des Bezirks: Vevey, Corseaux, Corsier, La Tour de Peilz, Le Châtelard, Les Planches und Veytaux.
Beleuchtung.
Die Elektrizitätsgesellschaften Vevey-Montreux, de la Grande Eau und La Romande, die im Grunde nur eine einzige Unternehmung bilden, liefern der ganzen Gegend Licht und Kraft. Für Beleuchtung und Heizung mit Gas sorgt die Gasgesellschaft von Vevey, die gegenwärtig einen grossen Gasometer in Clarens erstellt.
Oeffentliche Werke.
Bedeutende Verbreiterungen von Strassen, zu La Rouvenaz und Vernex-Rive, die Erbauung der Quais von Vernex-Clarens und Territet, die Steinsicherung des Quai von Veytaux-Chillon, die Korrektion und Verbreiterung der Strasse von Belmont zum Friedhof in Clarens etc. sind in jüngster Zeit ausgeführt worden.
[Prof. L. Poirier-Delay.]
Uferbauten und Uferrutschungen im Gebiete von Montreux-Vevey.
Die Uferzone zwischen Montreux und Vevey ist fast durchwegs ihres natürlichen Charakters beraubt worden, durch die Erstellung der sogenannten Quaibauten, wodurch ein stellenweise sehr breiter Landstreifen nutzbar gemacht wurde, entweder als Pflanzland, Gartenterrasse oder als Strasse mit Baumalleen, welche als Spazierweg sehr beliebt geworden sind. Diese Bauten haben vor etwa 50 Jahren ihren Anfang genommen, so dass nun zwischen dem Schloss Chillon und der westlichen Grenze der Gemeinde Vevey nur noch wenige hundert Meter natürliches Seeufer bestehen.
Fast überall ist nicht nur das Flachufer, sondern auch die früher mit Wasser bedeckte Uferbank bis an die Steilhalde des Seebeckens künstlich aufgefüllt worden. An der äussersten Grenze der Auffüllungszone ist diese durch die Erstellung einer Schutzmauer gegen den Wellenschlag gesichert worden. Gewöhnlich wird diese Schutzmauer zuerst errichtet und zwar auf einem Damm von Felsblöcken (enrochement), welcher bis auf die Höhe des Hochwasserstandes aufgeschüttet wird.
Erst neuerdings wurde auf eine gewisse Strecke auf die künstliche Schutzmauer verzichtet und als alleiniger Widerstandbau gegen die Erosion der Blockdamm bis auf die Höhe der Auffüllung aufgeführt, d. h. etwa l½ bis 2 Meter über dem Hochwasserstand. An mehreren Stellen wurde die Auffüllung zu wiederholten Malen immer weiter vorgeschoben, so dass der Schutzdamm nicht nur nahe an dem Steilrand, sondern sogar auf diesen letztern selber zu liegen kam; die Blockbasis desselben fusst auf der Aussenseite auf der bis 40° geneigten Steilhalde. Da nun die Wirkung des Wellenschlags diese lose Blockanhäufung nach und nach auflöst und in die Tiefe versenkt, muss naturgemäss beständig nachgefüllt werden, wenn nicht die Schutzmauer und das gewonnene Nutzland gefährdet werden sollen.
Oft hat man sich auch damit begnügt, allerlei Schutt und Abraum von Bauplätzen und Strasseneinschnitten in den See zu führen, wodurch aber die unterseeische Steilhalde überlastet wird und zuletzt abrutscht, infolgedessen nicht nur das neu aufgefüllte Material, sondern auch die Quaimauern und sogar die Strasse nebst einzelnen Bauten mitgerissen wurden. Seit etwa 40 Jahren hat dieses Ufergebiet eine ganze Reihe mehr oder weniger bedeutender derartiger Abrutschungen und Uferversenkungen aufzuweisen, besonders da, wo unvorsichtigerweise zu nahe oder gar auf die Steilhalde selber gebaut wurde oder die notwendige Nachfüllung mit grösseren Felsblöcken als Uferversicherung unterlassen wurde.
Folgende mehr oder weniger bedeutende Uferversenkungen sind ein lautsprechender Beweis wie unvorsichtiger Weise hier oftmals verfahren wurde und wie unfehlbar auch die Strafe eintrat:
1870. Die Dampfschiffländte in Montreux (La Rouvenaz) wurde weggerissen und der z. T. in den See hinausgebaute Schiesstand wurde stark beschädigt. Ursache: starker Sturm.
1872. Die Quaimauer zwischen dem Landungssteg von Clarens und der Baye wurde auf etliche Meter Länge unterwühlt, so dass die Mauer ins Sinken kam und sich seewärts neigte. Sie konnte noch beizeiten unterbaut und mit einem Steinberg beschützt werden. Ursache: Sturm.
1877. 1. Mai. Der Quai Perdonnet in Vevey versank auf 106 m Länge bei ganz ruhigem und klarem Wetter. Ursache: Abrutschen der Steilhalde infolge Ueberlastung und unrationelle Bauart. Die Quaimauer wurde auf eingerammten Pfähle aufgeführt, bei 4-8 m Seetiefe und dann hinter den Pfählen nach Belegung mit Faschienen einfach mit Schutt aufgefüllt.
1883. 13. September. Eine begonnene Quaibaute vor der Liegenschaft Puenzieux in Clarens, neben der Dampfschiffländte, versank bei ruhigem Wetter auf 25 Meter Länge, als eben ein mit Schutt beladener Wagen ausgeleert werden sollte. Wagen und Pferd versanken mit, - letzteres schwamm vom Geschirr befreit wieder ans Land. Ursache: Ueberlastung der Steilhalde.
1883-1890. Zwei Abrutschungen der in den See gebauten Gartenterrasse vor dem Hôtel Breuer. Ursache: Unsichere Böschung und Ueberlastung derselben.
1887. November. Unterseeische Rutschung der begonnenen Quaibaute von La Rouvenaz in Montreux. Sieben verankerte Kähne verschwanden mit dem Ankerboden in der Tiefe. Am Ufer entstand eine bedeutende Einbuchtung. Ursache: Ueberlastung der unterseeischen Halde.
1891. 19. Mai. Uferabbruch am Trait de Baye zwischen Montreux und Territet, mit dem neugebauten Quai, samt Hafen und Gartenanlagen auf 72 m Länge, bei starkem Föhnsturm. Weitere Ursachen sind Ueberlastung der bis 45° geneigten Steilhalde, dann Erschütterung und Zerklüftung derselben durch zu nahe aneinander eingerammte Pfähle.
1892. 6. Oktober. Abrutschung des im Bau begriffenen Quai von Vernex Dessous auf 30 m Länge. Ursachen: Ueberlastung und Sturm.
1895. 31. Juli. Absinken bei ruhigem Wetter einer etwa 5000 Quadratmeter messenden Schuttablagerung an der Stelle des am versunkenen Quai am Ausgang der Avenue Nestlé (Trait de Baye). Auf dieser als Lagerplatz dienenden Plattform lagen ausserdem noch 5 Schiffsladungen Bausteine, 200 m3 Mauersand, 150 t Backsteine, und 500 m Zementröhren. Der Abbruch fand lautlos statt. Einzige Ursache: Ueberlastung der unterseeischen Steilhalde.
1896. 15. Dezember. Zerstörung des im Bau begriffenen Quai von Plan in Vevey auf 32 m Länge. Ursache: heftiger Sturm und Rückwirkung der hinter der Quaimauer angesammelten Wassermenge.
1898. 31. Dezember. Versenkung von 15 m Quai in Clarens gegenüber Verte Rive. Ursachen: Abrutschen des Steinberges und Unterwühlung der Schutzmauer.
1899. 4. September. Kleinere Absenkung neben obiger Stelle durch dieselben Ursachen.
1906. 19. Juli. Abbruch des Quai von La Rouvenaz 100 m östl. vom Landungssteg auf 44 m Länge, an einer Stelle, wo seit mehreren Jahren Schutt abgelagert wurde und sich eine bedeutende Plattform gebildet hatte. Ruhiges Wetter. Ein mit Angeln beschäftigter Mann wurde mit ins Wasser gerissen und konnte nur mit Mühe gerettet werden. Ursache: Ueberlastung der unterseeischen Halde.
1910. 18. Januar. Unterwühlung und Zerstörung des neuen Quai vor dem Hôtel Montreux-Palace auf etwa 10 m Länge. Ursachen: Sturmwind und Wellenschlag.
1910. 16. Mai. Abbruch und Versenkung des Quai von Clarens vor der Villa Murillo und Pillivet bei ruhigem Wetter auf 40 m Länge. Die angrenzenden Gärten wurden mitbeschädigt. Ursachen: Unterwühlung der Schutzmauer und nachherige Ueberlastung der Halde durch Schuttabladen, wodurch eine unterseeische Rutschung entstand.
[Dr. H. Schardt.]