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Montreux
(Kt. Waadt,
Bez. Vevey).
Kreis und Kirchgemeinde des Bezirkes
Vevey. Hauptort:
Les Planches. Den Namen Montreux
selbst führt
keine der einzelnen Oertlichkeiten der Kirchgemeinde oder des Kreises. Er bezeichnet die ganze Uferregion des
Genfersees zwischen
Clarens im NW. und dem
Schloss Chillon im SO., welcher Streifen die 3 Gemeinden
Le Châtelard,
Les Planches
und
Veytaux umfasst. 46° 27' NBr. und 6° 54' OL. von Greenwich. Mittlere Höhenlage des bevölkertsten Teiles 400 m. 4 Stationen
der Simplonbahn:
Clarens, Montreux
,
Territet und
Veytaux; 1902 haben sie zusammen 225129 Billets ausgegeben, die
Station
Montreux
allein 153224. Totaleinnahme dieser einzigen Station 1
141
862 Fr., Gepäck- und Gütertaxen inbegriffen.
Ausgangsstation der Linie
Montreux
-Berner
Oberland.
Territet ist Kopfstation der Drahtseilbahn
Territet-Glion und der daran
anschliessenden Zahnradbahn
Glion-Rochers de
Naye. 1903 hat die Bahn
Territet-Glion 185148 und die Bahn
Glion-Naye 78763 Personen
befördert. Die 1888 eröffnete elektrische Strassenbahn
Vevey-Chillon ist 1903 bis nach
Villeneuve verlängert
worden. Ein elektrischer Zahnradtram verbindet das
Quartier von
Trait-Bonport mit dem Dorf
Les Planches.
Montreux
verfügt über
die Häfen von
Clarens, Montreux
und
Territet. 1902 stieg die Zahl der Reisenden, die sich in diesen Häfen einschifften, auf 80869. Post-
und Telegraphenbureaux in Montreux
,
Clarens,
Bonport,
Territet,
Les Planches und
Glion; 6 öffentliche und 567 private
Telephonstationen.
Montreux

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Seite 43.426. Die Volkszählung von 1888 ergab 9363 Ew., wovon 6470 in
Le Châtelard, 2137 in
Les Planches und 436 in
Veytaux. Am war
die Bevölkerung der Kirchgemeinde auf 15841 Ew. angewachsen, nämlich auf 9884 in
Le Châtelard, 5272 in
Les Planches und 698 in
Veytaux. In einem Jahrhundert hat sich die Bevölkerung fast verachtfacht, so dass Montreux
mit Bezug
auf die Einwohnerzahl der zweite Siedelungskomplex des
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Kantons geworden ist. Die Bevölkerung verteilt sich wie folgt:
Le Châtelard | Les Planches | Veytaux | |
---|---|---|---|
Reformierte | 6380 | 2851 | 499 |
Katholiken | 2532 | 1645 | 124 |
Israeliten | 35 | 19 | 1 |
Andere Konfessionen | 39 | 18 | 1 |
Gemeindebürger | 1119 | 205 | 40 |
Waadtländer | 2683 | 1040 | 229 |
Schweizer | 2684 | 1824 | 230 |
Fremde | 2500 | 1464 | 126 |
Französischer Sprache | 6012 | 2683 | 432 |
Deutscher Sprache | 1682 | 1191 | 127 |
Italienischer Sprache | 986 | 423 | 20 |
Romanischer Sprache | 17 | 20 | - |
Anderer Sprachen | 289 | 213 | 46 |
Der staatliche reformierte Kultus hat in Montreux
3 Kirchen. Die freie evangelische, die römisch-katholische, die deutsche
reformierte und die schottische freie Kirche haben je eine Kapelle, die Presbyterianergemeinde hat deren
zwei und die anglikanische Kirche deren drei.
Schon 1860 beherbergte Montreux
zahlreiche Kurgäste und Touristen. Die Zeit der grossen Bauten begann indessen erst gegen 1870 und
besonders seit 1881. 1883 wurde die Drahtseilbahn Territet-Glion eröffnet, 1888 die elektrische Strassenbahn Vevey-Montreux-Chillon
erbaut, 1891 die Büste des Dekans Bridel auf der Terrasse vor der Pfarrkirche eingeweiht und im gleichen
Jahr das Grand Hôtel de Caux eröffnet. Im Juli 1892 wurde die Linie Glion-Rochers de Naye dem Betrieb übergeben, 1897 das
neue Collège eingeweiht; 1902 wurden die elektrische Bahn Montreux
-Berner Oberland bis Les Avants (1903 fortgesetzt bis Montbovon
und 1904 bis Rougemont), der «Caux-Palace» (eines der grössten Hotels der Welt) und endlich 1903 das Tram
Chillon-Byron-Villeneuve eröffnet.
Zwei Elektrizitätsgesellschaften: 1. Vevey-Montreux mit dem durch die Baye de Montreux getriebenen Werk Le Taulan (1887), das die Strassenbahn Vevey-Chillon mit Kraft und alle Siedelungen des Küstenstrichs von Vevey bis Villeneuve mit Licht versorgt;
2. die «Société des forces motrices de la Grande Eau» (1896),
die die Triebkraft dieses Flusses ausbeutet.
Diese beiden Gesellschaften haben sich 1903 unter dem Namen «Société Romande d'électricité» vereinigt. 1903 ist der neue Bahnhof, ein Gebäude von monumentalem Charakter und den vollkommensten Einrichtungen, eröffnet und der Kursaal vergrössert worden.
Während die am See gelegenen Teile von Montreux
als Fremdenstation und Luftkurort vollständig das Gepräge einer Stadt zeigen,
haben die höher gelegenen Dörfer ihren ländlichen Charakter beibehalten. Wein- und Gartenbau, sowie
die Ausbeutung der
Wälder beschäftigen hier die grosse Mehrzahl der Bewohner. Der Getreidebau ist fast vollständig verschwunden.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner von Montreux ist aber das Hôtelwesen, das einen lebhaften lokalen Handel zur Folge
hat.
Die Milde des Klimas, die beinahe vollständige Absperrung der N.-Winde, die Majestät des Sees mit seiner unvergleichlichen Gebirgsumrahmung locken jedes Jahr eine immer grösser werdende Schaar von Touristen aus allen Ländern an, und während die einen nur durchziehen, nehmen die andern, besonders im Herbst, Winter und Frühling, längern oder kürzern Aufenthalt. 1902 stiegen in Montreux 31473 Fremde ab, wovon 7631 Deutsche, 7327 Engländer, 5651 Franzosen, 3588 Schweizer (nicht gezählt die Gesellschaften und Vereine, Geschäftsreisenden und diejenigen Fremden, die nicht in Gasthöfen absteigen).
Das Jahr 1903 weist sogar eine Frequenz von 39493 Fremden auf. Zwei Vizekonsulate: von Grossbritannien und den Niederlanden. Oeffentliches unentgeltliches Auskunfts- und Verkehrsbureau. Während Montreux 1835 nur 2 bescheidene Gasthöfe aufwies, besass es 1902 deren 74 mit etwa 5000 Fremdenbetten. Diese Geschäfte entsprechen einem Wert von 21 Mill. Franken, wovon 9 auf die Gemeinde Le Châtelard, 14 auf Les Planches und 1 auf Veytaux kommen. Vier dieser Hôtels haben je mehr als 1 Million Fr. gekostet und der «Caux-Palace» für sich allein ungefähr 4 Millionen.
Die eigentliche Industrie ist wenig entwickelt. In erster Linie ist da zu nennen das Elektrizitätswerk Le Taulan, das die Kraft der Baye de Montreux und des Wassers aus dem Pays d'Enhaut ausnützt, welch' letzteres durch eine Reihe von Stollen in das Reservoir von Cubly geleitet wird. Ferner: die Zement- und Gipsfabriken von Grandchamp, grosse Zimmer-, Schreiner- und Schlossergeschäfte, mechanische Werkstätten, ein Modellier- und Bildhaueratelier, zwei Färbereien, zwei Velofabriken, zwei Fabriken für feine Korbwaren, eine Werkstätte für Holzschnitzerei, zwei Marmorgeschäfte und drei Buchdruckereien, von denen jede eine Zeitung herausgibt; ein heliographisches Institut, eine Bierbrauereifiliale, zwei Fabriken für kohlensaure Wasser, eine Schokoladenfabrik, mehrere Kühlanstalten (worunter eine Fabrik zur Verstellung von Eis für ärztliche Zwecke) und ein bakteriologisches Institut.
Den Handel vertreten vornehmlich: fünf Bankgeschäfte, darunter die Bank in Montreux (mit einem Kapital von 2 Mill. Fr.), eine Filiale der Schweizerischen Volksbank und eine solche der Waadtländer Kantonalbank;
zwei Speditions- und Lagergeschäfte;
bedeutende Firmen in Kolonialwaren, Wein etc. Die Trinkwasserversorgung ist 1899 von der «Société des Eaux des Avants» an das Konsortium der vereinigten Ufergemeinden Vevey-Montreux übergegangen.
Montreux

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Seite 43.427.Dieses verfügt nun über die Quelle ¶
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in Les Avants (1000 m) mit etwa 6000 Minutenlitern Wasser und über eine Reihe von andern Quellen im Thal der Baye de Montreux, deren wichtigste Gruppe diejenige von Cheset ist. Im ganzen stehen ungefähr 8000 Minutenliter zur Verfügung. Veytaux hat seine eigene Wasserversorgung.
Im 17. Jahrhundert gab es nur 4 Schulen in der Kirchgemeinde. Als der Dekan Bridel 1805 nach Montreux kam, zählte man deren erst 6; er gab dann den Anstoss zur Gründung von 3 weitern und schuf auch eine Kleinkinderschule. 1877 zählte man 13 Primarschulklassen mit 608 Kindern. Das 1872 gegründete Collège (mit Lateinabteilung und Realschule) zählte 1875 60 Schüler, die höhere Töchterschule 32 Schülerinnen. 1903 wurde das Collège von 279 Schülern besucht, worunter 132 Knaben und 147 Mädchen.
Den Unterricht erteilen 11 Lehrer und 6 Lehrerinnen, die vom Staat ernannt werden. Ebenfalls 1903 zählten die Primarschulen 1186 Schüler in 30 gemischten Klassen. Es bestehen ferner eine katholische Schule mit 4 Primarklassen und 137 Schülern, 7 Kleinkinderschulen, sowie zahlreiche Pensionnate und Privatschulen. Zu nennen sind hier auch noch die vom Handels- und Gewerbeverein eingerichteten Fortbildungskurse, die unter der Aufsicht der eidgenössischen und kantonalen Behörden stehen; sie sind im Schuljahr 1903-1904 von 725 Schülern beiderlei Geschlechtes im Alter von mindestens 16 Jahren besucht worden.
Von Gebäuden und Denkmälern sind anzuführen: der neue Bahnhof, der Kursaal, die Markthalle, der englische Garten, das neue Collège, die alte Pfarrkirche in einzig schöner Lage, das Grand Hôtel de Territet, der Caux-Palace, der Montreux-Palace, die Schlösser Chillon, Le Châtelard und Les Crêtes (das letztere eine moderne Baute, an der Stelle der berühmten «Bosquets de Julie» erstellt, wenn man der Tradition Glauben schenkt; Gambetta hielt sich mehrmals hier auf);
die Bronzebüste des Dekans Bridel, des Verfassers und Redaktors des Conservateur suisse;
das aus weissem Carraramarmor 1902 erstellte Denkmal der unglücklichen Kaiserin Elisabetha von Oesterreich, die ein treuer Gast von Territet und Caux war;
die Marmortafel zur Erinnerung an den Aufenthalt von Byron in Clarens. Im Friedhof von Clarens stehen die Grabdenkmäler des Waadtländer Litteraten und Theologen Alexander Vinet, des Dekans Bridel und des Genfer Philosophen und Dichters Amiel, dem wir das Lied Roulez tambours verdanken. In Clarens hat sich 1903 der Präsident Stejn des ehemaligen Oranje Freistaates aufgehalten, und der Präsident Krüger der einstigen Transvaal Republik ist hier am verschieden.

Der Fürsorge für die Kranken und Armen dienen in Montreux folgende Anstalten und Vereine: ein 1874 gegründetes Krankenhaus, das Waisenhaus von Cotterd (1870), die Krippe (Kleinkinderbewahranstalt; 1898), das Lazaret de la Fosge, das Absonderungshaus;
die Hilfsgesellschaft der Pfarrgemeinde (1836), der Armen- und Krankenverein der deutschen reformierten Kirchgemeinde (1879), das Waisenhaus (Orphelinat) des Alpes (1885), das Altersasyl (der Freigebigkeit des verstorbenen Fräuleins Visinand zu verdanken).
Montreux zählt nahezu 150 Vereine, von denen nur die kleinste Zahl gegenseitigen Erholungs- oder Vergnügungszwecken sich widmet. Die meisten haben hauptsächlich einen gemeinnützigen oder wohltätigen Zweck. In erster Linie ist zu nennen die Gemeinnützige Gesellschaft (Société d'Utilité publique; 1869), die im Verein mit den Verwaltungsbehörden Strassen, Promenaden, Fusswege und Trottoirs unterhält;
die Museumsgesellschaft (1875), die aus der Gesellschaft der Bildungsfreunde (Société des Amis de l'instruction) hervorgegangen ist, das Museum des Collège unterhält und Vorträge veranstaltet;
die Association du Vieux Montreux;
der Handels- und Gewerbeverein (Société industrielle et commerciale) mit gewerblichen Fortbildungskursen;
das Syndicat des intérêts de Montreux;
der Verband der Hoteliers;
die Société des Écharpes blanches, der älteste Schiessverein des Ortes, der aus dem Jahr 1627 stammt und dessen Gebräuche sehr merkwürdig sind.
Seit 1897 feiert Montreux im Mai das Narzissenfest; es ist dies ein Frühlingsfest, also ein Jahreszeitenfest, wie das Winzerfest in Vevey, und besteht aus 4 Teilen: einem grossen Ballett, einem festlichen Aufzug, einer Blumenschlacht ¶