Titel
Montpensier
(spr. mongpangssjeh), franz. Grafschaft, seit dem 15. Jahrh. den Bourbonen gehörig, seit 1539 Herzogtum, seit 1608 durch Heirat an die Orléans [* 2] übergegangen. Von den Mitgliedern dieses Hauses sind bemerkenswert:
1) Catherine
Marie von
Lothringen, Herzogin von, geb. als eine Tochter des
Herzogs
Franz von
Guise, seit 1570 Gemahlin
Ludwigs II. von
Bourbon,
Herzogs von Montpensier
(geb.
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gest. spielte, von Haß gegen Heinrich III. erfüllt, da derselbe ihren Bruder hatte ermorden lassen, seit 1587 eine bedeutende Rolle in der Liga; starb
2) Anne Marie Louise von Orléans, Herzogin von, bekannt unter dem Namen Mademoiselle, Tochter des Herzogs Gaston von Orléans,
des Bruders Ludwigs XIII., und der Marie von Bourbon, der Tochter der vorigen und Erbin des Herzogtums Montpensier
, geb. zu
Paris,
[* 4] schön, geistvoll und energisch, ward vom königlichen Hof,
[* 5] der ihr in 20 Mill. Frank, vier Herzogtümern, der Herrschaft
Dombes und der Grafschaft Eu bestehendes Vermögen nicht in andre Hände übergehen lassen wollte, an der
Ausführung ihrer Heiratspläne, mit denen sie sich den größten Teil ihres Lebens beschäftigte, verhindert, verband sich
daher, als ihr Vater auf die Seite Condés trat, mit den Frondeurs und leistete, kühnen und festen Charakters, diesen 1652 bei
der Behauptung von Orléans und bei dem Treffen in der Vorstadt St.-Antoine (2. Juli), wo sie Turenne durch die
Kanonen der Bastille zum Rückzug nötigte, wesentliche Dienste.
[* 6] Nach beendigtem Aufstand, durch den sie ihre von Mazarin in Aussicht
gestellte Vermählung mit Ludwig XIV. verscherzt hatte, zog sie sich auf ihr Landgut St.-Fargeau zurück. Erst 1657 durfte
sie wieder am Hof erscheinen, wo sie 1669, 42 Jahre alt, eine leidenschaftliche Liebe zu dem jungen Grafen von Lauzun (s. d.)
faßte.
Schon hatte Ludwig XIV. seine Einwilligung zur Vermählung mit demselben gegeben, als die Montespan dieselbe hintertrieb. Da
sich aber Lauzun heimlich mit der reichen Erbin vermählt hatte, ließ ihn Ludwig 1672 einkerkern, und
nur durch die Abtretung der Herrschaft Dombes und der Grafschaft Eu an den Sohn der Montespan, den Herzog von Maine, öffnete nach
zehn Jahren Montpensier
den Kerker ihres Gatten, der ihr aber für alle ihre Aufopferung keinen Dank wußte und 1685 nach England ging.
Sie wurde zuletzt fromm und starb Ihre Güter fielen an den Herzog von Orléans, den Bruder Ludwigs XIV. Ihre »Mémoires«
(1729; neu hrsg. von Chéruel, Par. 1858-59, 4 Bde.)
sind reich an Material für die Sittengeschichte des französischen Hofs.
3) Antoine Philippe, Herzog von, geb. Sohn des Herzogs Philipp Joseph von Orléans (Egalité), jüngerer Bruder des Königs Ludwig Philipp, diente während der Revolution unter Dumouriez in Belgien, [* 7] dann in Italien, [* 8] wurde 1793 auf Befehl des Wohlfahrtsausschusses verhaftet und erst nach 3½jähriger Gefangenschaft in Marseille [* 9] freigelassen, um mit Ludwig Philipp 1797 nach Amerika [* 10] zu gehen. 1800 nach Europa [* 11] zurückgekehrt, starb er zu Twickenham in England.
4) Antoine Marie Philippe Louis von Orléans, Herzog von, geb. fünfter Sohn des Königs Ludwig Philipp, trat 1842 in
das 3. Artillerieregiment, nahm 1844-45 an mehreren Feldzügen in Algerien
[* 12] teil und ward mit
der spanischen Infantin Luise (geb. vermählt, wodurch sich das Haus Orléans bei der voraussichtlichen Kinderlosigkeit
der Ehe der Königin Isabella II. den spanischen Thron
[* 13] gesichert zu haben glaubte. Nach der Februarrevolution 1848 begab er sich
nach England, dann nach Spanien,
[* 14] wo er in Sevilla
[* 15] residierte und zum Generalkapitän der spanischen
Armee und Infanten von Spanien ernannt wurde. Im Anfang Juli 1868 kam die spanische Regierung einer namentlich unter den höhern
Offizieren der Armee weitverzweigten Verschwörung auf die Spur,
welche nach Entthronung der Königin den Herzog von Montpensier
auf den
spanischen Thron erheben wollte, und wies den Herzog aus Spanien aus, der, nachdem er seine spanischen Titel
und Würden niedergelegt, dem Befehl gehorchte, aber nach der Septemberrevolution 1868 von Lissabon
[* 16] nach Sevilla zurückkehrte.
Seine Hoffnung, nun auf den Thron erhoben zu werden, ging aber nicht in Erfüllung. Er war bei dem Volk so wenig beliebt, daß er 1870 zweimal bei den Corteswahlen durchfiel, und hatte namentlich Napoleons III. Einfluß gegen sich, welcher keinen Orléans in Spanien zum König haben wollte. Wegen seiner ehrgeizigen Ränke geriet er mit dem Infanten Heinrich von Bourbon in Streit und erschoß denselben im Duell. Bei der Königswahl erhielt er nur 25 Stimmen. Er verließ nun Spanien und begab sich 1871 wieder nach Frankreich, wo er sich mit der Königin Isabella versöhnte. Seine älteste Tochter, Isabella (geb. ist seit 1864 mit dem Grafen von Paris vermählt, die dritte, Mercedes, vermählte sich mit dem König Alfons XII. von Spanien, starb aber schon 26. Juni d. J. Sein einziger Sohn, Anton, geb. ist seit mit Eulalia, der jüngsten Tochter der Exkönigin Isabella, vermählt.