Bouveret und der schweizerischen Simplonbahn verbindet, durchzieht im Bezirk Monthey die Rhoneebene ihrer ganzen Länge
nach und hat hier die Stationen
Le Bouveret,
Vouvry und Monthey. Parallel zu ihr verläuft in der Richtung NW.-SO. die
Thalstrasse,
die in
Saint Gingolph an das Strassennetz des französischen Genferseeufers und in
Saint Maurice an dasjenige
des Nordufers dieses
Sees anschliesst. Mit dem Waadtländerufer der
Rhone ist der Bezirk durch die Brücken von La
Porte duScex,
Illarsaz und
Collombey verbunden.
Die
Brücke von
Massongex ist zum Teil schon ein Uebergang aus dem Bezirk
Saint Maurice; sie verbindet seit 1873 an Stelle einer
einstigen
FähreMassongex mit
Bex. Zwischen
Villeneuve und
Le Bouveret verkehrt seit einigen Jahren eine
Fähre. Die
Ebene von Monthey steht daneben über die fahrbare Strasse des
Pas de Morgins (1380 m) mit dem savoyischen Thal
von
Abondance in Verbindung. Einige andere, weniger begangene Pässe verknüpfen das Gebiet ebenfalls mit seiner
Nachbarschaft, sei es mit Savoyen oder dem Bezirk
Saint Maurice;
der
Pas deVernaz (1820 m) hinten über dem Thal,
das sich ob
Vouvry öffnet.
Die beiden letztgenannten Pässe führen ins Thal von
Abondance.
Im Mittelalter bestand das Mandament Monthey aus verschiedenen
Herrschaften, die je nach dem Glück der Waffen abwechslungsweise
unter der Lehensherrlichkeit des Wallis
oder derjenigen Savoyens standen. Nachdem die Oberwalliser 1475 den Rest des Unterwallis
erobert hatten, fanden zwischen dem Herzog von Savoyen und dem
Bischof von
Sitten beständig Streitigkeiten
statt. 1528 schien ein Friedensvertrag dieser Sachlage ein Ende zu machen. Als aber acht Jahre später, die
Berner das Waadtland
eroberten, bemächtigten sich die
Walliser ihrerseits der beiden Mandamente Monthey und Évian und schoben so ihre Grenze
bis an die
Dranse von Thonon vor. 1569 wurde zu Thonon ein Vertrag unterzeichnet, nach dem der Herzog
Ernmanuel Philibert den Besitz der
Walliser im
Rhonethal mit der
Morge von
Saint Gingolph begrenzte und zwar unter der Bedingung,
dass ihm die Gebiete von Évian und
Saint Jean d'Aulph wieder abgetreten werden sollten.
Von 1536 bis zur Revolution bildete der gegenwärtige Bezirk eine durch die
Walliser verwaltete
Herrschaft.
Der Revolution gingen in Monthey einige Volksunruhen voran. 1790 verliess der Landvogt Schinner aus Anlass einer kleinen
Zänkerei das
Schloss zu Monthey, da er durch die Drohungen eines Bauern Bellet aus dem
Val d'Illiez, den er durch allzu
eigennützige Geldforderungen sich feindlich gestimmt hatte, erschreckt worden war. Die Bevölkerung, welche nun glaubte,
die Stunde der Befreiung sei gekommen, organisierte eine eigene Verwaltung und traf Vorbereitungen zur Verteidigung.
Der Landvogt zu
Saint Maurice, der die gleiche Gefahr befürchtete, verliess seinen Posten ebenfalls. Aber die damalige
Walliser
Regierung beschloss die militärische Besetzung
der zwei aufständigen Bezirke; Monthey wurde mit Gewalt
unterworfen, und hart war die Strafe der Aufrührer: die Verdächtigen, welche nicht hatten entweichen können, wurden nach
Sitten geführt, wo man über sie Gericht hielt;
ihrer 5 wurden gehängt oder enthauptet und ihre
Güter eingezogen.
Nach dem
Sturz des «ancien régime» wurde Monthey zu einem Zehnten
des Wallis
umgewandelt, der dann während der Zeit der Vereinigung des Wallis
mit Frankreich einen Kanton des Département du
Simplon bildete.
Zahlreiche industrielle Betriebe, unter denen die
Glashütte
(La Verrerie) 300 Arbeiter beschäftigt. 1892 wurde unter
Aufwand von bedeutenden Geldmitteln die Zuckerraffinerie
«Helvetia» gegründet, 3 Jahre später aber schon wieder liquidiert;
in ihren Räumen ist jetzt eine
Fabrik chemischer Produkte eingerichtet. Ein ähnliches Schicksal war einer Wanduhrenfabrik
bestimmt, die, 1893 gegründet, nach 10jährigem Kampf unterlag. Die Bewohner von Monthey sind aber ungeachtet dieser schweren
Erfahrungen industriell mutig und zähe geblieben, so dass hier heute eine blühende Tabak- und Zigarrenfabrik
arbeitet.
Monthey besitzt ferner Fabriken für eingelegte Holzarbeit, Gewehrschäfte und Seife, des weitern Gerbereien,
Sägen, eine
Mühle, eine Parketterie und Granitsteinbrüche. Holzhandel, zahlreiche Verkaufsläden, mehrere Bankgeschäfte, drei
gute Hotels und eine grosse Zahl von Gastwirtschaften. Elektrizitätswerk für die öffentliche Beleuchtung
und für Lieferung von motorischer Kraft. Jeden Mittwoch wird
Markt gehalten; wichtige
Messen. Musik-, Gesang-,
Schützen-,
Turn-, Krankenverein etc. Die Musik wird seit dem Ende des 18. Jahrhunderts mit Geschmack gepflegt. Die Bevölkerung
ist zum grösstenteil katholisch; doch nehmen auch die Reformierten infolge der industriellen Tätigkeit
an Zahl zu und haben 1903 eine eigene Kirchgemeinde geschaffen; eine dem reformierten Kultus dienende
Kapelle ist
¶
mehr
neulieh an der Avenue de la Gare erbaut worden. Monthey steht übrigens in immer lebhafter werdendem Verkehr mit seinen Nachbarn
auf dem Waadtländerufer; seit 1873 ist es durch die Brücke von Massongex dem Städtchen Bex nahe gekommen, während diejenige
von Collombey, die schon seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts besteht, den Ort mit Aigle und Ollon in
Beziehung bringt. Ausserdem führt ein Fahrweg durch das Thal von Morgins hinüber ins Thal von Abondance. Im Sommer 1904 hat
sich in Aigle eine Gesellschaft zum Bau einer elektrischen Bahn Aigle-Ollon-Monthey gebildet.
Das vor der weiten Ausmündung des von S. kommenden Val d'Illiez gelegene Monthey geniesst ein im allgemeinen
gleichmässiges und mildes Klima. Der mit schattigen Baumgruppen bestandene Hang von Choëx hält die Winde des obern Wallis
ab, ebenso
wehren die mit Moränen beladenen Gehänge westlich über dem Städtchen den Winden, die vom Genfersee herkommen. Von dem
Städtchen aus streift der Blick über die weite Ebene und die Rhone hinüber bis an den Fuss und zu den
Hängen der Waadtländeralpen, wo gleich Festungen die lachenden FleckenBex, Aigle, Ollon, Corbeyrier, Leysin und Villars glänzen;
und weiter dringt das Auge bis zum Muveran, zur Dent de Morcles und zur Tour d'Aï vor, die das wunderbare
Panorama abschliessen.
Monthey stand früher, wie man glaubt, auf einer kleinen Terrasse über dem rechten Ufer der Vièze (Châteauvieux); später
hat das Städtchen wegen der Launen des Wildbaches seinen Standort verlegen und sich auf das andere Ufer um das heutige Schloss
flüchten müssen. Hier befindet sich noch heute der älteste Stadtteil, der ein wenig verlassen ist,
seitdem die Entwicklung des Handels und die neuen Verkehrswege die tätige Bevölkerung in die Ebene hinausgelockt haben,
wo die Wohnungen nach Belieben sich ausdehnen konnten und sich darum Stadt- und Landleben vermischen.
Der Wohlstand des Städtchens geht kaum weiter als bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück
und beruht auf seiner ältesten Industrie, der Glasbläserei, sowie auf der Errichtung neuer Verkehrswege. 1816 hatte es 1585 Ew.,
inbegriffen seine Aussenquartiere, welche an der Gesamtbevölkerung einen grössern Anteil hatten als jetzt; 1830 gibt man
für die Hauptsiedelungsgruppe allein 930 Ew. an. Gesamtbevölkerung 1850: 1841 Ew., 1860: 2120, 1870:
2629, 1888: 2698, 1900: 3392 Ew. Landplagen aller Art haben diesen Flecken heimgesucht. 1351 raubte ihm die Pest die Hälfte
seiner Bevölkerung, und gegen das Ende desselben Jahrhunderts zerstörte ihn eine Feuersbrunst fast vollständig.
Oft wurde er auch durch die Ueberschwemmungen der Vièze verwüstet, besonders 1726 und 1733; heute ist
der Fluss durch starke Dämme eingeschlossen. Mit Trinkwasser wird Monthey seit 1900 durch eine Hochdruckwasserversorgung
gespiesen, deren Reservoir sich nahe bei Outre Vièze befindet und deren Quellenfassungen zum Teil in der Combe de Chendonnaz,
wo der Nant de Choëx entspringt (1500 m), und zum andern Teil am Hang über Massillon (Sources des Vernes, 900 m)
liegen.
Die bemerkenswertesten Gebäude der Stadt sind: 1. Das Schloss Monthey, heute Sitz der Bezirksbehörden und einiger Gemeindeinstitutionen.
Bemerkenswert ist der Saal des «Conseil bourgeoisial»; er enthält geschnitzte Möbel, eine
Sammlung von Zinngeräten und Bildnisse der ehemaligen Landvögte. 2. Die Pfarrkirche in modernem Stil,
gross und hell, mit schönen Glocken und einem von Monolithen (Säulen aus einem einzigen Block) aus den Steinbrüchen der
Umgehung getragenen Peristyl (Vorbau). 3. Die Irrenheilanstalt Malévoz, von Dr. Repond 1901 gegründet und vom Staat Wallis
finanziell
unterstützt. 4. Das befestigte Haus Crochetan, ehemaliger Sitz der Familie du Fay, frei in den Wiesen stehend,
mit geschnitzten Türen, Schiessscharten etc. Der Spital, eine bis 1384 zurückgehende bürgerliche Stiftung aus dem Vermächtnis
von Wilhelm de Marigny, Pfarrers zu Bagnes, wurde 1673 zerstört und bietet nichts Interessantes mehr. Einen raschen Besuch
verdient die 1809 erbaute gedeckte Holzbrücke über die Vièze; ebenso das Innere eines Hauses, das den
Bischöfen von Sitten als Absteigequartier diente und dessen Ofen mit dem Wappen von Hildebrand Jost die Jahreszahl 1635 trägt.
Der Ursprung von Monthey ist an das Schloss geknüpft, in
dessen Schutz dieser alte Flecken ohne Zweifel entstand. 1233 treffen
wir einen Boson als Meier (Major) von Monthey. In einer 1239 zu Chillon ausgestellten Urkunde gab Graf
Amé IV. von Savoyen seiner Schwester Marguerite von Savoyen, der Gemahlin des Grafen von Kiburg, das Schloss(château de Monteysen Chablais) mit aller Zubehör, Edlen und Gemeinen, Ländereien und andern Rechten, zu Eigen. Witwe geworden,
machte Marguerite von Kiburg dieses Schloss zu ihrer ständigen Wohnstätte. 1282 befreite der Graf Philipp die Leute von Collombey,
Muraz, Troistorrents et Choëx um den Preis von 15 Mauricerpfund von ihren Grundzinsen in Viehfutter. 1290 ist das Schloss in den
Händen der Familie von Grandson, 1329 gehört es Maria von Brabant, 1350 Blanca von Visconti, 1497 Louise
von Luxemburg.
Man weiss nicht genau, wann das jetzige Schloss gebaut worden ist, denn das alte, Château de la Motte genannt, stand über
dem rechten Ufer der Vièze an der Stelle, die jetzt noch Châteauvieux heisst. Man weiss indessen, dass es seit 1437 bestand
und dass das alte seit 1454 in Ruinen zerfiel. In jenem Jahre 1437 drückt der Edle Louis de Montheolo, Präsident des herzoglichen
Rates, seine Erkenntlichkeit für sein neues starkes Haus aus, «das zwei Türme hat und an der Strasse von Monthey nach Troistorrents
gelegen ist.» Dieses später (1663-64) vollständig umgebaute Schloss war von 1536 an, zu welcher Zeit
der heutige Bezirk Monthey Savoyen durch die Walliser weggenommen wurde, der Sitz der Walliser Landvögte.
Deren zweitletzter, Étienne Schinner, musste seinen Sitz 1790 wegen der Drohungen des starken Bellet verlassen, der, wie
man versichert, den Landvogt mit einer Hand am Kragen fasste, ihn so einen Augenblick zu einem der Schlossfenster
hinaus hielt und dem Gespött des Volkes preisgab, das auf dem Marktplatz versammelt war. (Dieser ehemalige Landvogt Schinner
wurde später Doktor der Medizin und machte sich als Verfasser der Description du Département duSimplon bekannt). 1352 hatte
Amadeus VI., «le CombeVert» genannt, Monthey zur Stadt erhoben und ihr bestimmte Freiheiten und Rechte
verbrieft. Die Bürgerschaft ist heute noch eine der wohlhabendsten im Kanton und damit an der Seite derjenigen von Sitten
und Saint Maurice. In kirchlicher Hinsicht ist Monthey erst 1708 von der Kirchgemeinde Collombey abgetrennt worden. 1215: Montez;
1233: Monteyz;
1267: Montelz;
in alten Urkunden: Montheolum (vom lateinischen monticulus = kleiner Berg).
Bronzen; gallische, römische und merowingische Münzen. Römische Niederlassung.
Unter den hervorragenden Bürgern von Monthey ist besonders Alphonse Beck zu nennen, Doktor der Medizin, ehemaliges Mitglied
der Jeune Suisse,Gründer der russischen homöopathischen Gesellschaft, Präsident des homöopathischen Kongresses
in Paris 1889 und Gründer der Société valaisanne de secours mutuels († 1902 im Alter von 81 Jahren).
Prachtvolle erratische Blöcke von Protogin, von denen zwei schöne Gruppen der Waadtländer Naturforschenden Gesellschaft
gehören: Pierre à Dzo und Pierre à Muguet. (S. auch die Art. Pierre desMarmettes und Bloc Studer). Gut
erhaltene Moräne des alten Rhonegletschers, die von Monthey bis Collombey-Muraz auf ungefähr 3 km Länge einer Unterlage
von Urgon und Flysch aufgesetzt ist.