Titel
Montfort
l'Amaury
(spr. mongfōr lamori), ausgestorbenes franz.
Dynastengeschlecht, das seinen Ursprung von Amaury
(Amalrich),
Grafen von
Hennegau, um 952, herleitete, und dessen Stammschloß
Montfort
bei
Rambouillet lag. Die namhaftesten Sprößlinge desselben sind:
1) Simon IV., Graf von, geb. 1160, beteiligte sich 1199-1200 an einem Kreuzzug nach Palästina, [* 2] befehligte 1208 eine Kreuzfahrt gegen die Albigenser, gegen welche er, namentlich 1209 in Béziers, mit furchtbarer Grausamkeit wütete, und siegte 1213 bei Muret über den König Peter II. von Aragonien und Raimund VI., Grafen von Toulouse, [* 3] wobei ersterer blieb; er wurde darauf vom Papst Innocenz III. mit des letztern Besitzungen belehnt. Als er 1218 Toulouse belagerte, fand er 25. Juni d. J. bei einem Ausfall den Tod.
2) Amaury VI., Graf von, Sohn des vorigen, setzte den Kampf gegen die Albigenser fort, wurde aber so in die Enge getrieben, daß er 1226 dem König Ludwig VIII. seine Rechte auf die Grafschaft Toulouse abtrat. 1231 wurde er Connétable. 1239 ging er nach Palästina, ward bei Gaza gefangen und nach Kairo [* 4] gebracht, 1241 aber wieder freigegeben. Er starb auf der Rückkehr zu Otranto.
3)
Simon von Montfort
,
Graf von
Leicester,
[* 5] jüngerer
Bruder des vorigen, geb. 1206, verließ 1236
Frankreich infolge eines Streits mit
der
Mutter
Ludwigs IX., Blanka von
Kastilien, ging nach
England, wo er als
Erbe seiner
Mutter, einer Engländerin,
große
Güter hatte, ward hier zum
Grafen von
Leicester und
Gouverneur der
Gascogne ernannt und erhielt die
Hand
[* 6] der
Schwester des
Königs
Heinrich III. 1239 beim
König in
Ungnade gefallen, kehrte er in sein Vaterland zurück, ging aber 1246 wieder
nach
England, stellte sich hier an die
Spitze der aufrührerischen
Barone und erzwang 1258 die
Berufung eines außerordentlichen
Parlaments nach
Oxford
[* 7] und die Bewilligung von großen Zugeständnissen an dasselbe (die
Statuten oder
Provisionen von
Oxford).
Er stand an der
Spitze der
Regentschaft, erfüllte alle
Wünsche des
Volkes, verjagte die
Fremden, begünstigte
die
englische Sprache und wurde der gefeiertste Volksheld.
In der Schlacht von Lewes errang er über Heinrich III. einen glänzenden Sieg und nahm den König selbst gefangen. Des päpstlichen Bannes nicht achtend, berief er als Regent und Protektor von England zu dem Reichstag von 1265 außer dem hohen Adel und der Geistlichkeit auch Vertreter der Ritterschaft, der freien Grundbesitzer und der Städte und begründete dadurch die parlamentarische Verfassung Englands. Aber 4. Aug. d. J. verlor er bei Evesham Sieg und Leben gegen den Prinzen Eduard von Wales.
Vgl.
Pauli,
Simon von Montfort
(Tübing. 1867);
Prothero, Life and times of
Simon Montfort
(Lond. 1877);