Montevidēo,
Hauptstadt des südamerikan.
Staats
Uruguay,
[* 2] an der Mündung des
Rio de la Plata,
[* 3] am
Eingang zur 1½ km breiten
Bai von Montevideo
gelegen, ist eine der stattlichsten
Städte
Südamerikas, mit geraden, breiten
Straßen
(unter denen der
Boulevard 18 de Julio die schönste),
Gasbeleuchtung,
Pferdebahnen,
Wasserleitung
[* 4] (53 km lang) und im O. zahlreichen
Villen. Das
Klima
[* 5] ist gesund (mittlere Jahrestemperatur 13° C.), und auf 1000 Einw.
kamen jährlich 208
Geburten und nur 98 Todesfälle.
Die Altstadt erstreckt sich vom Fort San José, am Eingang in die Bai, östlich bis zur Plaza de Independenzia mit Markthalle und dem prachtvoll ausgestatteten Teatro de Solis (nach dem Entdecker des La Plata so genannt). In der Altstadt selbst liegen die Plaza Mayor mit dem Regierungsgebäude (Casa Fuerte oder Gobierno) und die Plaza de la Constitucion mit der Matriz oder Hauptkirche (1790-1804), aus Backsteinen erbaut, und dem Cabildo, in welchem der Kongreß seine Sitzungen hält.
Sonst befinden sich in diesem Stadtteil noch das Universitätsgebäude, das große
Hospital La Caridad und
das Zollhaus, die
Börse (eine
Nachahmung der von
Bordeaux),
[* 6] die
Mauá und andre
Banken. Die
Neustadt
[* 7] enthält namentlich auch
die
Wohnhäuser
[* 8] der hier zahlreichen ausländischen Kaufleute. Montevideo
hatte 1860: 37,787, 1884 aber 104,472 Einw.,
unter denen zahlreiche
Ausländer.
Handel ist die wichtigste, ja fast einzige Erwerbsquelle der Stadt, die eine
nicht zu verachtende Rivalin von
Buenos Ayres
[* 9] im Handelsgebiet des
La Plata geworden ist.
Der hinter der Stadt in der
Bai gelegene eigentliche
Hafen ist nur 4,6 m tief und versandet immer mehr, aber eine englische
Gesellschaft hat am gegenüberliegenden
Ufer der
Bai unter dem 148 m hohen
Cerro de Montevideo
großartige
Docks von
7,3 m Tiefe angelegt, und ebenda befinden sich auch ausgedehnte
Saladeros, in denen jährlich 200,000
Rinder
[* 10] geschlachtet werden.
Nicht nur steht Montevideo
durch Dampferlinien mit den Haupthäfen
Südamerikas und
Europas in
Verbindung, sondern
Eisenbahnen vermitteln
den
Verkehr auch mit seinem
Hinterland. Im J. 1885 liefen 1249
Schiffe
[* 11] von 1,232,962
Ton.
[* 1]
^[Abb.:
Situationsplan von Montevideo.]
¶
mehr
vom Ausland und 3326 Schiffe von 1,163,283 T. im Küsten- und Flußhandel ein. Die Ausfuhr wertete 16,692,946, die Einfuhr 23,644,944
Pesos. ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls. Unter den Wohlthätigkeitsanstalten der Stadt verdienen außer dem bereits genannten
Hospital La Caridad Erwähnung: das englische Hospital, ein Waisenhaus, ein Armenhaus, eine Irrenanstalt,
ein Magdaleneninstitut und eine Besserungsanstalt für jugendliche Verbrecher. Ein Zuchthaus liegt auf der Isla do Ratas (Ratteninsel)
in der Mitte der Bai und ein Lazarett auf der Floresinsel, 25 km östlich davon. Neben seiner Universität hat auch ein Museum
mit großer Bibliothek. Zwei Theater,
[* 13] ein Zirkus für Stiergefechte und mehrere Klubs (unter ihnen der deutsche
»Frohsinn«) dienen dem Vergnügen. - Montevideo
wurde 1726 gegründet, nachdem die Portugiesen aus einem von ihnen 1724 erbauten Fort
vertrieben worden waren. Seit Anfang dieses Jahrhunderts hat die Stadt wiederholt durch Belagerungen und Bombardements durch
Engländer, Spanier, Portugiesen, Brasilier und Argentinier viel gelitten; aber seit 1851 ist sie ziemlich
rasch zu ihrer jetzigen Bedeutung herangewachsen.