Montevidēo,
San Felipe de, Hauptstadt und wichtigster Seeplatz der südamerik. Republik
Uruguay
[* 2] (s. d.), am nördl.
Ufer und nahe der Mündung des La Plata auf einem in die
Bai von Montevideo
[* 3] vorspringenden
Kap gegenüber dem 148 m
hohen
Cerro de Montevideo
, 200 km östlich von
Buenos-Aires gelegen, hat (1892) gegen 200000 E., fast ein Viertel der
Bevölkerung
[* 4] der
Republik, darunter die Hälfte Fremde, meist
Spanier
(Basken),
Italiener,
Franzosen und Argentinier. Montevideo
ist
schön gebaut, trägt mit seinen niedrigen hellen Häusern und Aussichtstürmen echt span. Charakter,
besitzt in der
Altstadt zwischen
Fort
San José und der Plaza de
Independencia ein schönes Regierungsgebäude, eine
Kathedrale
(1790–1804), ein
Cabildo für den
Kongreß und für die Gerichte, in der Neustadt
[* 5] die Wohnungen und Villen der Kaufleute.
Hervorragende Bauten sind noch: die
Börse, Zollhaus, Hauptpost, die bask. und die engl.
Kirche und das große Hospital de
Caridad (1825 gegründet). Es besteht
Gas- und elektrische
Beleuchtung,
[* 6]
Kanalisation und Wasserleitung.
[* 7] Montevideo
hat eine
Universität
mit mediz. und jurist.
Fakultät, Nationalmuseum mit wertvoller ethnolog.
Abteilung,
Bibliothek, Militär- und Polytechnische
Schule,
Blinden-, Waisen- und
Armenhäuser, fünf
Theater,
[* 8] darunter das Teatro
Solis.
Der
Hafen ist nicht besonders sicher, da er an zahlreichen Klippen
[* 9] und schlechtem Ankergrunde leidet; er besitzt 2
Trockendocks,
das größere Cibilsdock bei der
Punta Lobos und das Manadock bei der
Punta
Gabriel.
Tiefer gehende Schiffe
[* 10] ankern auf der
Reede
bei der
Punta
San José. (S. umstehenden
Plan S. 1018.) Fast 90 Proz. der Einfuhr und 70 Proz. der Ausfuhr
des
Landes gehen über Montevideo.
Die Ausfuhr aus Montevideo
allein betrug 1888: 19188427, die Einfuhr 26196334
Doll. Die Ausfuhr geht nach
Belgien,
[* 11] England,
Frankreich,
Brasilien,
[* 12]
Vereinigten Staaten,
[* 13]
Argentinien,
Cuba und
besteht namentlich in
Häuten,
Wolle,
Knochen,
[* 14] Hörnern und
Fleischextrakt.
Eingeführt werden Baumwollwaren aus England, Wollwaren aus
Frankreich und
Deutschland,
[* 15] landwirtschaftliche
Maschinen, Eisenbahnmaterial,
Tabak
[* 16] und Cigarren,
Olivenöl, Zucker,
[* 17]
Reis, Rum,
Cognac und
Wein. 1892 liefen in Montevideo
1068 Seeschiffe mit 1,4 Mill. t ein; dazu
kamen in
Fluß- und Küstenfahrt 2571 Fahrzeuge mit 1,1 Mill. t. Drei Bahnlinien führen in das
Binnenland.
Mit den europ. Haupthäfen ist Montevideo
durch regelmäßige Dampfschiffahrten verbunden.
– Montevideo
wurde 1726 unter dem
Namen
San Felipe del Puerto de Montevideo
gegründet und 1777 von den
Spaniern befestigt. Im Unabhängigkeitskriege
und den Parteikämpfen der südamerik.
Staaten hatte es viel zu leiden. 1807 ward Montevideo
von den Engländern
erstürmt, 1814 von den
¶
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Argentinern eingenommen, 1815 von den Orientales (Uruguayern), 1817 von den Portugiesen, 1824 von den Kaiserlichen und 1829 endlich dauernd von den Orientales erobert.