Titel
Montesquiou-Fezensac
(spr. mongteskjuh-fĕsangssáck), 1) François Xavier Marc Antoine, Herzog von, geb. 1757 auf dem Schloß Marsan bei Auch, war Abbé und Generalagent des Klerus, als ihn die Geistlichkeit von Paris 1789 zum Deputierten bei den Generalstaaten erwählte. Hier verteidigte er anfangs die alten Zustände, schloß sich dann aber der siegenden Partei an. 1790 nahm er zweimal den Präsidentenstuhl in der Konstituierenden Versammlung ein und verfocht mit Energie die Rechte der Volksvertreter, wogegen er sich der gänzlichen Aufhebung der religiösen Orden und der Einführung der Zivilkonstitution des Klerus widersetzte.
Nach Eröffnung der Gesetzgebenden Versammlung zog er sich ins Privatleben zurück, wanderte nach den Ereignissen des aus und kehrte erst unter dem Direktorium nach Frankreich zurück, wurde jedoch von Bonaparte, den er in einem offenen Brief aufforderte, den Thron für die Bourbonen wieder aufzurichten, von neuem verbannt. Nach der ersten Restauration ward Montesquiou-Fezensac Mitglied der provisorischen Regierung, und vom bis zu Napoleons I.
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Rückkehr war er Minister des Innern, in welcher Stellung er den Ultrakonservativen zu den reaktionärsten Maßregeln die Hand bot. Nach der zweiten Restauration ward er im August 1815 zum Pair, 1821 zum Herzog ernannt. Er starb auf dem Schloß Cirey.
2) Ambroise Anatole Auguste, Graf von, franz. Pair, Neffe des vorigen, geb. zu Paris, trat 1806 in die Armee, wurde Ordonnanzoffizier Napoleons I. und 1813 Oberst. 1831 wurde er Maréchal de Camp, war in der Deputiertenkammer einer der eifrigsten Verteidiger der Julidynastie und erhielt 1841 die Pairswürde. Er begleitete im Februar 1848 die Herzogin von Orléans mit ihren Söhnen auf der Flucht von Paris über den Rhein. Er starb in Marsan (Gers). Auch als Dichter hat er sich einen Namen gemacht durch: »Chants divers« (1843, 2 Bde.),
»Moïse« (1850, 2 Bde.; neue Ausg. 1864),
»Hercule« (1874, 2 Bde.), Übersetzung des Petrarca (1843-45, 3 Bde.) und der Gedichte Michelangelos (1875) u. einige Dramen.