Mont
Cenis (spr. mong-ssĕnih, ital.
Monte Cenisio
, lat.
Mons
[* 2] Geminus), Gebirgsstock der
Grajischen Alpen an der
Grenze
von
Frankreich und
Italien,
[* 3] zwischen
Turin
[* 4] und
Chambéry in
Savoyen gelegen, 3594 m hoch, mit einem 2098 m hohen Bergpaß, den
einst
Pompejus,
Pippin und
Karl d. Gr. mit Heeresmassen überschritten,
Catinat 1691 für
Geschütze
[* 5] praktikabel
gemacht, und über den
Napoleon I. 1802-1810 eine
Kunststraße (mit 26 Zufluchtshäusern) bauen ließ. Auf der Paßhöhe, welche
eine weite
Ebene bildet, befindet sich die kleine
Kolonie Mont Cenis
, mit
Kaserne und einem schon im 9. Jahrh. von
Ludwig dem
Frommen
gestifteten Benediktinerhospiz.
Seit Ausführung des
Mont
Cenis-Tunnels, durch welchen eine Eisenbahnverbindung zwischen
Turin und
Chambéry
in
Savoyen hergestellt ist, steht indessen der altberühmte
Paß
[* 6] verlassen. Das großartige Unternehmen einer Durchbohrung
des Gebirgsstocks vermittelst eines Eisenbahntunnels wurde im
August 1857 zuerst von der italienischen Seite, 1863 auch von
Frankreich aus in
Angriff genommen, und trafen beide Durchstiche aufeinander; die feierliche
Eröffnung des
Tunnels erfolgte Derselbe durchschneidet das
Gebirge 21 km westlich vom Mont Cenis
unter dem
Col de
Fréjus
von der
Station
Modane in
Savoyen bis
Bardonecchia im Piemont
esischen und hat eine
Länge von 12,23 km. Der Kulminationspunkt
(in der Mitte des
Tunnels) liegt 1300 m ü. M. und 1600 m unter dem
Scheitel des
Gebirges; nach S. zu fällt
die Tunnelsohle um 8 m, nach N. dagegen um 150 m. Merkwürdig ist die Eigenwärme des
Felsens in der Mitte des
Tunnels, welche
29½° C. beträgt. Die Gesamtkosten des Durchbruchs betrugen 75 Mill.
Frank. Die
Mont
Cenis-Eisenbahn ist
für den Weltverkehr von der größten Wichtigkeit, weil sie ein
Glied der
[* 7] sogen. Überlandroute ist, welche von
London
[* 8] über
Paris
[* 9] und
Lyon
[* 10] nach
Brindisi zum Anschluß an die großen Dampferlinien nach
Ostasien und
Australien
[* 11] sowie an die kleinern Mittelmeerlinien
führt.
Vgl. Schanz, Der Mont Cenis-Tunnel (Wien [* 12] 1872);