Montaigne
(spr. mongtannj oder -tennj),
Michel Eyquem de, geistreicher franz. Skeptiker und
Moralist, geb. auf
dem
Schloß Montaigne
in
Périgord, ward gelehrt erzogen, so daß er schon als
Kind geläufig lateinisch und griechisch sprach, studierte
die
Rechte, erhielt 1554 die
Stelle eines
Rats im
Parlament zu
Bordeaux
[* 2] und machte sich als Schriftsteller
zuerst durch eine treffliche Übersetzung der natürlichen
Theologie des
Raimund von Sabunde (Par. 1569) bekannt.
Nach dem
Tod seines
Vaters legte er sein
Amt nieder und zog sich, nachdem er 1580
Deutschland,
[* 3]
Italien
[* 4] und die
Schweiz
[* 5] bereist
hatte, auf sein Stammschloß zurück, wo er sein berühmtes Werk »Les
Essais de messire
Michel, seigneur de Montaigne«
schrieb. Er starb Seine »Essais«,
von denen er 1580 zwei
Bücher, 1588 das dritte
Buch selbst veröffentlichte (in erweiterter Gestalt erschienen sie nach seinem
Tod,
Bordeaux 1793),
gehören zu den bedeutendsten moralistischen Werken und stellen eine wahre
Philosophie
für »Weltleute« dar. Montaigne
wird zu den besten Schriftstellern
Frankreichs gezählt; doch ist sein
Stil weder korrekt noch eigentlich edel, wohl aber einfach, lebhaft und kraftvoll. Als
Philosoph war er in theoretischer Hinsicht dem
Skeptizismus ergeben (daher seine
Devise:
Que sais-je?), in praktischer dem Epikureismus.
Seine
Ansichten von der
Welt und der Menschheit stellte er in seinem Hauptwerk, vermischt mit interessanten
Reflexionen über
sich selbst, verbunden auch mit frivolen Derbheiten, dar.
Von seinen »Essais« gibt es zahllose Ausgaben; von den neuern sind hervorzuheben die von Leclerc (1826-27, 5 Bde.; 1865-66, 4 Bde.),
Courbet und Royer (Par. 1873 ff., 6 Bde.),
von Motheau u. Jouaust (1886-88, 7 Bde.),
von Dezeimeris und Barckhausen
(Bordeaux 1874, 2 Bde.). Eine deutsche Übersetzung gab
Bode unter dem
Titel: »Montaignes
Gedanken
und Meinungen« (Berl. 1793, 6 Bde.).
Sein
»Journal du voyage de
Michel Montaigne
en
Italie, par la Suisse et l'Allemagne« ward durch Guerlon (Par. 1774)
veröffentlicht.
Vgl.
Alph.
Grün, La vie publique de
Michel Montaigne
(Par. 1855);
Payen, Documents inédits sur Montaigne
(das. 1847, neue
Folge 1856);
Malvezin,
Michel de Montaigne
, son origine, sa famille (das. 1874);
Léveaux, Études sur les Essais de Montaigne
(das. 1870);