Monsune
(franz. Moussons, v. arab. monsim, »Jahreszeit«),
zunächst die vom Stande der Sonne, [* 2] also von bestimmten Jahreszeiten, [* 3] abhängigen Winde [* 4] des Indischen Ozeans, dessen Lage in Bezug auf die ihn umgebenden Ländermassen eine wesentlich andre ist als die der andern Ozeane. Die gegenseitige Einwirkung von Land und Wasser in Bezug auf die Temperatur und die dadurch bedingten Winde bewirkt, daß die in den andern Ozeanen innerhalb derselben Breiten so regelmäßig auftretenden Passatwinde im Indischen Ozean nicht angetroffen werden, und daß in diesem je nach den Jahreszeiten, der trocknen und der nassen, auf demselben Parallelkreis entgegengesetzte Winde wehen.
In der That teilen diese Winde das Jahr genau in zwei Hälften. In der heißen Sommerszeit der nördlichen Halbkugel werden die dürren Hochflächen Zentralasiens und die Ebenen Hindostans stärker erwärmt als das Wasser des Indischen Ozeans, und dadurch entsteht über diesem Teil des asiatischen Kontinents eine bedeutende Auflockerung der Luft und ein niedriger Barometerstand. Infolgedessen wird ein Zuströmen der Luft von dem Indischen Ozean her aus SW. gegen die im N. desselben gelegenen Länder stattfinden.
Mit Feuchtigkeit gesättigt, überschüttet der Südwestmonsun, der in den Monaten April bis Oktober zwischen dem Äquator und dem nördlichen Wendekreis herrscht und sich von der Ostküste Afrikas bis zu den Küsten Indiens, Chinas und den Philippinen (zuweilen auch bis zu den Marianen im Stillen Ozean) erstreckt, die Malabarküste wie die Westküsten Hinterindiens, besonders in den Monaten Juni, Juli und August, mit wolkenbruchartigen Regengüssen und stößt dann gegen die hohen Bergmassen des Himalaja und der andern die zentralasiatischen Hochflächen gegen S. begrenzenden Gebirgsketten; diese Schranken aber überschreitet er nicht. An seinen mit Feuchtigkeit beladenen Wolken, die sich an den Gehängen der niedern Berggipfel brechen, erkennt man deutlich, daß der Seewind die Höhe von 1500-2500 m nicht überschreitet, und daß in den höhern Regionen andre Winde vorhanden sind, welche von dem großen rückströmenden Passat herrühren und in derselben Höhe wehen wie über dem Atlantischen Ozean in der Gegend der Kanarischen Inseln.
Fängt die Sonne im September an, sich dem Äquator wieder zu nähern, so nimmt die Erwärmung des Kontinents von Asien [* 5] ab, der Südwestwind flaut ab und macht im Oktober, dem gefürchtetsten Monat, im Meerbusen von Bengalen teils veränderlichen Winden, [* 6] teils schweren Gewittern und heftigen Orkanen Platz. Inzwischen nimmt der Luftdruck über dem erkaltenden Festland von Asien zu, es entsteht über ihm ein barometrisches Maximum, und es beginnt der Nordostmonsun von Oktober bis März über denselben Gegenden wie im Sommer der Südwestmonsun zu wehen.
Infolge dieses regelmäßigen
Wechsels der Monsune
, der schon im
Altertum bekannt war und den Seeverkehr zwischen
Ägypten
[* 7] und
Indien
und im
Mittelalter zwischen
Arabien, resp.
Persien
[* 8] und
China
[* 9] ermöglichte, können die Seefahrer im
Indischen
Ozean im voraus auf günstige
Winde für die Hin- und Rückreise rechnen. Die ostindischen Monsune
sind nicht die einzigen
Winde,
welche die Regelmäßigkeit der
Passate durchbrechen. In allen tropischen Gegenden, wo die Festlandküsten parallel mit dem
Äquator verlaufen, erleiden die
Winde infolge der je nach dem
Lauf der
Sonne bald auf dem Land, bald auf
dem
Meer eintretenden stärkern Luftverdünnung regelmäßig solche Veränderungen. So saugen während des größten Teils
des
Jahrs die afrikanischen
Küsten vom
Golf von
Benin bis zum
Kap
Palmas die Monsune
des
Golfs von
Guinea an. Aus
ihrer
Richtung abgelenkt, bewegen sich hier die Luftmassen gegen
NO., um sich mit großer Heftigkeit in die glühend heiße
Wüste der
Sahara zu stürzen, über welcher die
Luft gewöhnlich mehr als irgendwo anders auf der
Erde aufgelockert ist.
Gegen den Januar dagegen, wo die Sahara stärker als das äquatoriale Meer und die Congoküste abgekühlt ist, gewinnt der Nordostpassat wieder die Herrschaft und streicht dann durch ganz Nordafrika bis zu den Küsten von Südguinea. Anfangs mit großer Heftigkeit wehend, läßt auch dieser nach zwei oder drei Wochen wieder nach, um dann abermals die Herrschaft an den Seemonsun abzutreten. An den Küsten des Roten Meers, des Persischen Meers, der Chinasee und im Japanischen Meer treten solche mit den Jahreszeiten regelmäßig wechselnde Winde als Modifikationen der Passate auf und bedingen dadurch die Schiffahrtsverhältnisse jener Meeresteile zu bestimmten Zeiten des Jahrs, wenigstens in betreff der Segelschiffe.
An den
Küsten von
Chile
[* 10] und an den kalifornischen
Küsten, zwischen den
Inseln des
Stillen
Ozeans, im Mexikanischen
Golf und in dem
Antillenmeer werden ähnliche
Erscheinungen angetroffen. Im
Sommer streichen durch das Mississippithal und über
die Hochflächen von
Texas wirkliche Monsune
, welche reiche
Niederschläge über diese
Region des
Festlandes ausschütten und örtliche
Minima des
Luftdrucks verursachen. In die so gelockerte
Luft stürzen die schweren, kalten
Polarströme,
die sogen.
Nortes, welche sich bis nach
Texas, selbst bis über den Mexikanischen
Meerbusen erstrecken, und deren Vordringen
durch kein
Gebirge ein Hindernis bereitet ist.
Die
Winde des östlichen Mittelmeergebiets, welche die Alten als etesische oder Jahreszeitenwinde bezeichneten, sind ebenfalls
nichts andres als Monsune.
Es sind Luftströmungen, die von N. her durch die gewaltigen Wärmeherde
der ägyptischen
Wüsten und der
Sahara gegen das afrikanische
Festland angezogen werden.
Fast das ganze Jahr hindurch werden
die über dem südlichen
Europa
[* 11] befindlichen Luftmassen nach
Afrika
[* 12] hinübergeführt, und selbst in den
Ländern mit veränderlichen
Winden, wie
Italien,
[* 13] Südfrankreich und
Spanien,
[* 14] kennt man diese vorwaltenden nördlichen Luftströmungen.
Diese herrschende
Bewegung der
Luft vermittelt eine erheblich schnellere
Fahrt von
Europa nach
Afrika als umgekehrt. Über den
ganzen nördlichen Teil der
Balearen, namentlich
Menorca, wehen beständig, am meisten aber zur Zeit der
Mistrals (s. d.), Nordwinde,
welche die
Vegetation verkümmern und die
Bäume gegen S. beugen.