Monosaccharide
(Monosen), s. Kohlehydrate.
Seite 19.652 Jahres-Supplement 1891-1892
Monosaccharide
4 Wörter, 43 Zeichen
Monosaccharide
(Monosen), s. Kohlehydrate.
eine Gruppe meist vegetabilischer Substanzen, welche neben 6 oder 12 Atomen Kohlenstoff Sauerstoff und Wasserstoff in dem Verhältnis enthalten, in welchem diese Elemente Wasser ¶
bilden. Man könnte diese Körper also betrachten als Verbindungen von Kohlenstoff mit verschiedenen Mengen Wasser, als Hydrate des Kohlenstoffs, und dieser Anschauung verdanken sie ihren Namen. Die Kohlehydrate gehören zu den wichtigsten Bestandteilen des Pflanzenkörpers; Cellulose bildet z. B. die Wandungen der vegetabilischen Zellen, während Stärkemehl, Inulin, Zucker [* 4] oft in großer Menge in verschiedenen Teilen der Pflanzen (Stämme, Knollen, [* 5] Wurzeln, Samen) [* 6] als Reservestoffe aufgespeichert sind. Im Tierreich findet man Kohlehydrate besonders in der Milch und im Blut.
Sie entstehen ganz allgemein in den Pflanzen, im tierischen Körper aber wohl nur als Zersetzungsprodukte komplizierterer Substanzen, dagegen werden in den Pflanzen wie in den Tieren häufig verschiedene Kohlehydrate ineinander übergeführt. Man hat mehrere Kohlehydrate auch künstlich dargestellt, aber gerade von den in der Natur verbreitetsten ist die Synthese bisher noch nicht gelungen. Alle Kohlehydrate sind starre Körper, teils kristallisiert, teils amorph oder organisiert, nicht flüchtig, meist in Wasser löslich und stets von neutraler Reaktion.
Die chemischen Beziehungen der Kohlehydrate sind noch nicht erforscht; jedenfalls sind sie nicht als einfache Hydrate des Kohlenstoffs zu betrachten, ebensowenig wie Essig- und Milchsäure, welche gleichfalls Sauerstoff und Wasserstoff in dem Verhältnis enthalten, in welchem die Elemente Wasser bilden. Manche Reaktionen stellen die Kohlehydrate den Alkoholen sehr nahe; namentlich geben sie mit Säuren Verbindungen, welche den zusammengesetzten Äthern vergleichbar sind. Bei der trocknen Destillation [* 7] geben die Kohlehydrate brennbare und nicht brennbare Gase, [* 8] Teer, saure Produkte und Kohle, bei der Oxydation Oxalsäure, oft erst nach vorhergehender Bildung von Zucker- und Schleimsäure; mit konzentrierter Salpetersäure bilden sie zum Teil explosive Nitroprodukte.
Unter sich stehen die Kohlehydrate jedenfalls in innigem Zusammenhang, und beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure [* 9] verwandeln sich die meisten in gärungsfähigen Zucker. Alle Kohlehydrate unterliegen dem Einfluß von Fermenten. Die meisten zeigen charakteristisches Verhalten gegen polarisiertes Licht. [* 10] Nach ihrer Zusammensetzung kann man drei Gruppen unterscheiden, die wahren Zuckerarten C12H22O11 : Rohrzucker, Milchzucker, Melitose, Melizitose, Mykose;
die Glykosen C6H12O6 : Traubenzucker, Fruchtzucker, Galaktose, Sorbin, Eukalin, Inosit, und eine dritte Gruppe, entsprechend der allgemeinen Formel C6H10O5 : Stärkemehl, Glykogen, Dextrin, Inulin, Gummi, Cellulose, Tunicin.
Die Kohlehydrate zeigen wichtige Beziehungen zu mehreren andern Gruppen, so zu den Säuren, von denen viele aus Kohlehydraten entstehen, zu den Humuskörpern, welche sich ganz allgemein aus Kohlehydraten bilden, zu den Pektinkörpern, Fetten, Alkoholen, zu den sogen. Pseudozuckern und zu sehr vielen komplizierten Stoffen, in welchen sich ein Kohlehydrat, namentlich oft Zucker, als Paarling findet (vgl. Glykoside). Die Kohlehydrate spielen im Pflanzen- und Tierleben die wichtigste Rolle.
Sie sind in der Pflanze neben Proteinkörpern das hauptsächlichste organisationsfähige Material und werden in der Zeit der höchsten Assimilationsthätigkeit weit über den augenblicklichen Bedarf hinaus gebildet und als Reservestoffe abgelagert. Beim neuen Erwachen der Vegetation und noch vor Ausbildung der assimilierenden Blätter werden diese Reservestoffe zur Bildung neuer Organe verwendet. Im tierischen Körper werden die Kohlehydrate, welche zu den wichtigsten Nahrungsmitteln gehören, wohl größtenteils in Fett verwandelt (daher auch Fettbildner) und im Blut verbrannt. In der Technik finden viele Kohlehydrate ausgedehnte Verwendung, besonders die Cellulose, Zucker, Stärkemehl; sämtlicher Alkohol wird aus Kohlehydraten dargestellt.
Vgl. Sachsse, Die Chemie und Physiologie der Farbstoffe, Kohlehydrate und Proteinsubstanzen (Leipz. 1876).