Monophysīten
(griech.), Ketzername, von den Orthodoxen (Dyophysiten) derjenigen Partei beigelegt, welche nur eine Natur, die Mensch gewordene göttliche, in Christus annahm. Das Chalcedonische Glaubensbekenntnis (s. d.) fand nämlich nur im Abendland allgemeine Billigung, rief dagegen im Orient, namentlich in Alexandria, Palästina und Antiochia, langwierige und heftige Streitigkeiten hervor, die vorübergehend in dem Enkyklion des Kaisers Basiliscus (476) zur ausschließlichen Anerkennung der Monophysiten führten. Am stärksten waren die Monophysiten in Ägypten vertreten.
Hier wagte man daher nicht, feindlich gegen sie vorzugehen. Es kam sogar zwischen ihrem Patriarchen Petrus Mongus und dem Kaiser Zeno zu einem Kompromiß (das Henotikon 482), infolge dessen freilich die strengen Monophysiten sich von jenem lossagten und nunmehr Akephaloi (die Kopflosen) hießen. Aus dem Streite der alexandrinischen Monophysiten Severus und Julianus über den Leib Christi gingen die Parteien der Julianisten (auch Aphthartodoketen oder Unverweslichkeitslehrer genannt) und der Severianer (Phthartolatrer oder Verweslichkeitsdiener) hervor.
Von letztern sonderten sich wieder die Agnoeten ab, welche, dem alexandrinischen Diakon Themistios folgend, Christus nach seiner menschlichen Natur ein Nichtwissen vieler Dinge zuschrieben, von erstern die Aktisteten, welche den Leib Christi für ungeschaffen hielten, und die Ktistolatrer, die das Gegenteil behaupteten. Auch Tritheiten (Philoponisten nach ihrem Stifter genannt), Damianisten (Sabellianer), Kononiten, Niobiten und andre Parteiungen gingen aus dem fruchtbaren Schoß des phantastischen Monophysitismus hervor.
Kaiser Justinian I. und seine Gemahlin Theodora, eine heimliche Monophysitin, versuchten seit 527 umsonst eine Beseitigung der Kontroverse; erfolglos ließ der Kaiser, um den Katholiken zu genügen, den von den Monophysiten hochgeachteten Origenes und, um die Monophysiten zu gewinnen, die sogen. Drei Kapitel (s. Dreikapitelstreit) verdammen. Die ägyptischen Monophysiten dauerten unter dem Namen der Kopten fort und gewannen auch in der äthiopischen Kirche viele Anhänger. In Armenien bilden die Monophysiten noch heute die eigentliche Volkskirche (s. Armenische Kirche und Abessinien, S. 37), und in Syrien und Mesopotamien heißen die Monophysiten Jakobiten (s. d.).