(Monokotylen, Spitzkeimer, einsamenlappige Pflanzen), Klasse des Pflanzenreichs, im Gegensatz zu den Dikotyledonen
diejenigen Angiospermen umfassend,
deren Keimling nur einen einzigen Samenlappen (Kotyledon) besitzt, welcher als ein scheidenartiges,
nach oben spitzes Gebilde das Knöspchen umfaßt, daher Reichenbach die Monokotyledonen Akroblasten nannte. Außerdem
unterscheiden sie sich von den Dikotyledonen in folgenden Merkmalen. Der Stengel verlängert sich rückwärts in der Regel nicht
in eine Pfahlwurzel, sondern ist an seinem im Boden befindlichen Teil nur mit Nebenwurzeln versehen, endigt unten häufig
als eine Zwiebel oder Knolle und ist meist einfach oder hat nur wenig Neigung zur Zweigbildung.
Die Blätter sind meist wechselständig, am Grund fast immer scheidig und stengelumfassend, meistens ungeteilt und mit parallelen
oder bogenförmig laufenden Nerven versehen. Auf dem Querschnitt des Stengels stehen die geschlossenen Gefäßbündel nicht in
einem Kreis, wie bei den Dikotyledonen, sondern unregelmäßig zerstreut; der Stengel ist daher auch eines
peripherisch fortschreitenden, dauernden Dickenwachstums unter Bildung eines Holzkörpers mit konzentrischen Jahresringen nicht
fähig (vgl. Stamm), worauf Endlichers Bezeichnung der als Endogenen (Endogenae) sich bezieht.
Daher tritt auch die eigentliche Baumform hier nur in sehr wenigen Fällen auf. Die Blüten zeigen in der Zahl der Glieder ihrer
Blattkreise vorherrschend die Dreizahl. Wo die Blütenhülle nicht fehlt, ist sie meistens als Perigon
entwickelt, selten in Kelch und Blumenkrone differenziert. Die Samen sind meist mit Endosperm versehen. Die Monokotyledonen zerfallen in die
Ordnungen Helobiae, Spadiciflorae, Glumiflorae, Enantioblastae, Liliiflorae, Scitamineae und Gynandrae.
oder Monokotylen, die eine der beiden großen Gruppen der Angiospermen (s. d.) mit etwa 20000 Arten,
also bedeutend weniger als die Gruppe der Dikotyledonen (s. d.).
Zu den Monokotyledonen rechnet man alle Gewächse, deren Embryo oder Keim nur einen Samenlappen oder Kotyledon besitzt. Übrigens giebt
es auch einige Pflanzen mit nur einem Kotyledon, die zu den Dikotyledonen gehören. Der Embryo der Monokotyledonen nimmt gewöhnlich nur
einen verhältnismäßig unbedeutenden Teil des Samens ein, und die Reservestoffe, wie Stärke, Öl n.
dgl., die zur Auskeimung wie zur Entwicklung der zuerst auftretenden Organe an der Keimpflanze gebraucht werden, sind fast
stets in dem sog. Endosperm (s. d.) aufgespeichert; das letztere erreicht deshalb bei vielen
Monokotyledonen mit großen Samen bedeutende Größe. So stellt z. B. bei der Kokosnuß und in ähnlicher Weise bei
vielen andern Palmen die ganze fleischige oder auch zum Teil flüssige Masse das Endosperm dar, während der Embryo von sehr geringer
Größe ist.
Die Form des Embryos ist verschiedenartig, in der Regel ist er gerade und ungefähr cylindrisch oder zapfenförmig, nicht
selten aber erreicht er eine bedeutende Länge und zeigt dann gewöhnlich eine spiralige Krümmung. Bei
einigen Familien ist er nur rudimentär ausgebildet und stellt einen wenig zelligen Gewebekörper dar; erst bei der Keimung
tritt eine weitere morpholog. Differenzierung an demselben auf, wie z. B. bei den Orchideen.
Die meisten Monokotyledonen entwickeln zwar bei der Keimung eine Hauptwurzel, die schon am Embryo angelegt ist, dieselbe
stirbt aber bald ab, und nunmehr besteht das ganze Wurzelsystem aus Neben- oder Adventivwurzeln (s. Wurzel).
Die ausdauernden Stammorgane der Monokotyledonen sind vielfach als Rhizome (s. d.),
Zwiebeln oder Knollen ausgebildet, seltener zeigen sie einen strauch- oder kammartigen Wuchs. Die Blätter stehen meist zweireihig
abwechselnd; nur in wenigen Familien haben sie eine andere Anordnung; sie sind in der Regel an der Basis
stengelumfassend und scheidenartig entwickelt. An diesen scheibenförmigen Teil setzt sich gewöhnlich die Blattspreite an,
wie bei den Gräsern, oder es ist ein besonderer oft sehr langer Blattstiel wie bei den Palmen vorhanden.
Ihrer Form nach ist die Blattspreite in der Mehrzahl der Fälle ganzrandig, lineal und mit untereinander
parallel laufenden Nerven versehen; doch giebt es auch eine ziemliche Anzahl anderer Blattformen, so z. B.
die pfeilförmigen Blätter von Sagittaria gefiederten oder fächerförmigen der Palmen, die mannigfach geteilten oder zerschlitzten
mancher Araceen (wie Philodendron, Amorphophallus u. s. w.). Im anatom. Bau der Stämme unterscheiden sich
die Monokotyledonen von den Dikotylen dadurch, daß die Leit- oder Gefäßbündel in der Regel über den ganzen Querschnitt zerstreut liegen.
Ein weiterer wichtiger Unterschied beruht darin, daß die Stammorgane der Monokotyledonen kein fortwährendes Dickenwachstum haben, wie
die der Dikotyledonen. Ein Bildungsgewebe wie das Cambium (s. d.) fehlt den allermeisten Monokotyledonen. Nur einige
baumartige Liliaceen, wie die Drachenbäume (s. Dracaena), haben in spätern Entwicklungsstadien
eine dem Cambium ähnlich wirkende Gewebeschicht, durch
deren fortwährendes Wachstum sie einen bedeutenden Durchmesser erreichen
können.
Die vorherrschende Anzahl der Teile in den einzelnen Blattkreisen der Blüte ist die Zahl 3 oder ein Vielfaches
derselben, dagegen kommen 2- oder 4 zählige Blätter nur selten, 5 zählige hingegen fast gar nicht vor. Diese letztere Zahl
ist in den Blüten der Dikotyledonen die am häufigsten zu beobachtende. Die wichtigsten Ordnungen der Monokotyledonen sind
die Enantioblasten, Glumifloren, Gynandren, Helobien, Lillifloren, Scitamineen und Spadicifloren (s. diese
Artikel).